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Zahl der Demenzkranken steigt stark an  
  Auf Österreichs Gesellschaft kommt eine Welle an Patienten mit Hirnleistungsstörungen zu. Haben im Jahr 1951 in Österreich rund 35.500 Menschen an Demenz-Erkrankungen gelitten, so werden es im Jahr 2050 über 200.000 sein.  
Laut der Berechnung der Wiener Universitätsklinik für Psychiatrie am AKH, werden dann auf 17 Personen im erwerbsfähigen Alter schon ein Patient mit Hirnleistungsstörungen kommen.
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Demenz
Unter Demenz versteht man einen Verlust der intellektuellen Funktionen wie Denken, Erinnern und Verknüpfen von Denkinhalten, der es unmöglich macht, den alltäglichen Betätigungen nachzugehen und sogar tödliche Folgen haben kann.
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Ansteigende Demenz und Altersentwicklung
''Die Zahl der Betroffenen ist stark steigend. Das ist praktisch allein die Altersentwicklung. Es gibt keine Krankheiten, die so stark altersgebunden sind wie die Demenzerkrankungen. Rund 60 Prozent davon entfallen auf Alzheimer-Erkrankungen, fünf bis zehn Prozent auf seltene Formen der Hirnleistungsstörungen und der Rest auf Demenzen in Folge von Hirngefäßveränderungen'', erklärt Univ.-Prof. Dr. Johannes Wancata von der Universitätsklinik.
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233.800 Demenzkranke im Jahr 2050
Vor allem der steigende Anteil der hoch Betagten wirkt sich auf die Zahl und den Anteil der Demenzkranken in der Altersgruppe der über 60-Jährigen aus: 1951 gab es in Österreich rund 35.500 Betroffene, das waren 3,28 Prozent der über 60-Jährigen. Im Jahr 2000 waren es 90.500 Patienten, also schon 5,41 Prozent der über 60-Jährigen. Die Prognose für das Jahr 2050: 233.800 Demenzkranke, das sind 8,28 Prozent der über 60-Jährigen.
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Alle Fünf Jahre
Mit jedem Fünf-Jahres-Sprung verdoppelt sich die Häufigkeit von Demenzerkrankungen in der Altersgruppe der 65- bis 70-Jährigen. Gleichzeitig steigt der Anteil der Betagten an der Gesamtbevölkerung Österreichs.

''Die Zahl der über 60-Jährigen hat sich innerhalb des letzten Jahrhunderts etwa verdreifacht und die Zahl der über 85-Jährigen stieg von knapp 9.000 im Jahr 1900 auf 100.000 an'', so Prof. Wancata. Die Zahl der über 60-Jährigen in Österreich lag 1951 bei rund 1,08 Millionen Menschen, im Jahr 2050 werden es mehr als 2,8 Millionen sein.
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Medizinische Ursachen der Demenz
Mit 60 Prozent aller Fälle ist Alzheimer die häufigste Ursache für die Altersvergesslichkeit. Bei einem Fünftel aller Fälle, der sogenannten vaskulären Demenz, sind Blutgefäße des Gehirns, etwa in Folge eines Schlaganfalls, geschädigt. Schätzungsweise zehn Prozent aller Demenzen gehen auf Erkrankungen des Stoffwechsels oder auf Hormonstörungen zurück.
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Frühe Diagnose könnte Problem mildern
Prof. Wancata: ''Mit dieser Berechnung wollen wir Anhaltspunkte für eine Planung der notwendigen Versorgungsstruktur liefern. Wichtig wäre aber eine möglichst frühe Diagnose, weil man sowohl den Verlauf der Alzheimer-Demenz als auch jenen der vaskulär bedingten Hirnleistungsstörungen durch eine Behandlung bremsen kann. Wichtig wäre auch, dass man in die Gesundenuntersuchungen in der Altersgruppe der über 60-Jährigen Screening-Tests auf Demenzsymptome einbaut.''
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Behandlungsmöglichkeiten der Demenz
Für die Mehrzahl der Demenzkranken ist zur Zeit keine Heilung möglich. Ist die Demenz Folge einer behandelbaren Grunderkrankung (z.B. Hirntumor) kann sie mitunter rückgängig gemacht werden, wenn die Ursache beseitigt oder kontrolliert wird. Für alle Demenzfälle gilt: Die Alltagskompetenz der Betroffenen soll möglichst lange erhalten werden. Dazu kann Krankengymnastik und Ergotherapie ebenso beitragen wie spezielle Behandlungsformen in sogenannten Gedächtniskliniken. Eine Medikamenttherapie ist bei jedem fünften Erkrankten erfolgreich.
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Die gesellschaftlichen Auswirkungen
Nicht nur der einfache Zuwachs an betroffenen Patienten sollte die Öffentlichkeit auf das Problem aufmerksam machen. Denn Prof. Wancata und seine Co-Autoren haben auch die Zahl der Demenzpatienten der Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter -15 bis 60 Jahre- gegenüber gestellt.

Die ernüchternde ''Diagnose'': Im Jahr 1951 kam in Österreich ein Demenzkranker auf 120 Personen im erwerbsfähigen Alter. Im Jahr 2000 betrug diese Relation nur noch 1 zu 56. Und im Jahr 2050 dürfte bereits auf rund 17 Österreicher im erwerbsfähigen Alter ein Patient mit Hirnleistungsstörungen kommen.
->   Mehr Information über Demenzerkrankungen
->   Homepage der Universitätsklinik für Psychiatrie am AKH, Wien
 
 
 
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01.01.2010