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Gab Hitler Wolfsburg seinen Namen?  
  Die Stadt Wolfsburg trägt den Decknamen Adolf Hitlers. So die provokante These eines Forscherehepaars. Nun herrscht eine hitzige Debatte darüber, wer der Volkswagen-Stadt tatsächlich ihren Namen gegeben hat.  
Deckname "Wolf"
Der Führer der Deutschen Arbeitsfront Robert Ley habe Hitler schon 1938 vorgeschlagen, die Stadt nach ihm zu benennen. Und zwar unter Verwendung von Hitlers Decknamen "Wolf" und des Begriffs "Burg", der alten Bezeichnung für "Stadt". Übertragen hätte das so viel wie "Adolf-Hitler-Stadt" bedeutet.

So die Thesen der Autoren Hans-Jörg und Gisela Wohlfromm in ihrem jetzt erschienen Buch "Deckname Wolf - Hitlers letzter Sieg", erschienen in der "edition q".
"Kraft durch Freude"-Wagen
Hitler habe jedoch seinerzeit ohne Angabe von Gründen eine Namensvergabe für den neu gebildeten Ort abgelehnt, sagt die Kunsthistorikerin Gisela Wohlfromm. Deshalb habe die Siedlung sieben Jahre lang bis 1945 behelfsmäßig "Stadt des KdF-Wagens" geheißen.

Erst nach dem Krieg sei die Stadt - von den alliierten Behörden genehmigt - durch das Votum der
Stadtverordnetenversammlung am 25. Mai 1945 Wolfsburg getauft worden.
->   Die NS Gemeinschaft "Kraft durch Freude"
Hitlers Wunsch posthum erfüllt?
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass in der Versammlung plötzlich nur brave Demokraten saßen und niemand von Hitlers Decknamen wusste", erklärt der Jurist Hans-Jörg Wohlfromm. "Wir behaupten, dass Hitler den Namen Wolfsburg wollte, ihm der Wunsch posthum erfüllt wurde und er so seinen letzten Sieg feierte". Auf den 416 Seiten des Buches belegen die Wohlfromms mit Quellenangaben, welchen Bezug Hitler zu dem Namen Wolf hatte.
Zugleich gibt es jedoch auch viele Vermutungen wie diese: "Doch nach allem Gesagten ist anzunehmen, dass noch nach Kriegsende einige unverbesserliche Fanatiker die Verleihung des Namens Wolfsburg als Hitlers letzten Sieg feierten. Und wer weiß, vielleicht hält die Freude darüber bis heute an...", schreiben die Autoren.

Noch nicht einmal eine künftige Umbenennung will das Autorenpaar Wohlfromm ausschließen. Schließlich sei die Situation - falls ihre Annahmen stimmten - untragbar: "Dann gibt es mitten in Deutschland eine Stadt, die mit ihrem Namen noch heute ausgerechnet Adolf Hitler Reverenz erweist."
Umstrittene Thesen
Der Leiter des Instituts für Museen und Stadtgeschichte Wolfsburgs bezweifelt die Seriösität dieser Thesen.
Für Klaus-Jörg Siegfried ist schon der Ausgangpunkt der Wohlfromms umstritten. "Nach Ihnen, mein Führer, soll die Stadt Wolfsburg heißen", wird der Schöpfer des Kraft-durch-Freude-Werkes Ley zitiert.

Dieses Zitat beruhe jedoch auf einer von dem Autoren Joachim Fest referierten mündlichen Äußerung des Architekten Albert Speer. Und diese werde in der Forschung als solide Quelle kritisch beurteilt, argumentierte Siegfried.
Auch der Schluss, Hitler habe aus Geheimhaltungsgründen seines Decknamens seit 1938 gezögert, die Stadt "Wolfsburg" zu benennen, ist nicht belegt. "Der große Quellen- und Belegaufwand der Autoren dient nicht einer wissenschaftlichen Analyse historischer Prozesse, sondern dem Beweis einer vorgefassten Absicht," resümiert Museumsdirektor Siegfried.
->   Wolfsburgs Museen
Schloss Wolfsburg als Namenspatron
Die Annahme, dass der Stadtname auf ein in der Nähe stehendes Schloss "Wolfsburg" zurückzuführen ist, erscheint ungleich weniger spektakulär. Das Schloss feiert am 17. Juni kommenden Jahres sein 700-jähriges Jubiläum.

Dass ein solches Schloss existiert, erwähnen die Wohlfromms nur am Rande. Als Ley auf der Suche nach einer Musterstadt das Schloss Wolfsburg entdeckt habe, sei er auf die Idee gekommen, das Werk auch wegen des Namens hier anzusiedeln.
->   Stadtinformation Wolfsburg
 
 
 
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01.01.2010