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Welt-Abfallkongress: Vision "Null Müll"  
  Einen radikalen Ansatz für "Null Müll" hat eine neuseeländische Expertin beim Welt-Abfallkongress der ISWA in Melbourne am Mittwoch präsentiert: Falsches Produktdesign ist demnach die Hauptursache.  
"Deponien und Müllverbrennung sind nichts anderes als Ressourcen-Vernichter, Recycling allein auch nicht mehr als eine End-of-the-Pipe-Technologie", erklärte Jessica C. North von der University of Otago vor Vertretern der globalen Abfallwirtschaft.

"Und der Anfall von Müll ist ganz grundsätzlich ein Indikator für falsches Produkt-Design."
94 Prozent Abfall noch vor dem Verkauf
Die Expertin zitierte Statistiken, wonach 94 Prozent des Materials, das bei der Herstellung eines Produktes verwendet wird, wegzuwerfen sind, bevor dieses den Konsumenten überhaupt erreicht.

Ihren Angaben zufolge fallen bei der Produktion eines 2,3 Kilo schweren Laptops alles in allem neun Tonnen (!) Abfälle an. 80 Prozent der weltweit hergestellten Produkte würden innerhalb der ersten sechs Monate nach Verlassen der Fabriken auf die eine oder andere Weise "entsorgt".

Der "Zero Waste"-Ansatz sei ein ganzes Bündel von Maßnahmen, an dessen Spitze die Konzeption von Produkten stehe, die leicht zerleg- und wieder verwertbar seien und deren Materialen entweder in einen praktisch "ewigen" Kreislauf kämen oder kompostierbar wären.
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Codes zur Zusammensetzung von Stoffen
"Alle verwendeten Stoffe bzw. Komponenten werden Codes beinhalten, die Auskunft über ihren Zusammensetzung geben und die vor allem leicht zu demontieren und wieder zu verwenden bzw. verwerten sind", so North zur Basis der "Zero Waste"-Strategie, die - wie sie einräumte - natürlich nicht von heute auf morgen eingeführt werden kann.
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Produkt-Leasing statt Verkauf
Hergestellt werden solche Zukunftsprodukte in "Null-Emissions-Fabriken", entwarf die Expertin das Szenario weiter.

In Umlauf gebracht werden sie - übrigens überwiegend zum Leasing statt per Verkauf, womit die Hersteller für die Sicherung des tatsächlichen "Kreislaufes" leichter in die Verantwortung genommen werden können - mittels Verteilungssystemen, die gleichzeitig auch "retour" als Sammellogistik fungieren.
Recycling schafft Arbeitsplätze
Zusätzlich haben im "Zero Waste"-Konzept auch die Handelsfirmen eigene Sammelsysteme, "was in einem intensiven Wettbewerb um rückzuholende Materialien resultiert", so North.

Weil alle Produkte so konzipiert sind, dass sie leicht wieder auseinandergebaut werden können, soll und kann dies in Demontage- und Recyclingstationen auf lokaler Basis passieren, um möglichst viele regionale Jobs zu schaffen.
Deponien schaffen wenige Jobs
Eine Deponie würde vergleichsweise wenige Arbeitsplätze schaffen, der Betrieb sei nicht personalintensiv. "Für die Bewältigung einer gleich Menge Materials werden durch Recycling drei bis fünf Mal mehr Jobs geschaffen", sagte Jessica C. North.
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Beschäftigungs-Vergleich: Deponie und Recycling-Industrie
Ihren Angaben zufolge sind beispielsweise in den USA in der Region Baltimore, Washington und Richmond direkt oder indirekt rund 5.100 Menschen in der Recycling-Industrie beschäftigt, während es bloß 1.100 bei Deponien gebe - und das, obwohl drei Mal mehr Abfälle auf die Lagerstätten wandern als aufgearbeitet werden.
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North weiter: "Angaben, wonach die Müllverbrennung Recyclingprogramme ergänze bzw. "abrunde", sind falsch. Die Anlagen benötigen Materialien mit hohem Heizwert wie Papier, Pappe und Plastik, um ordentlich zu funktionieren.

Das seien aber Fraktionen, die sinnvoller Weise per Mülltrennung für die Wiederverwertung aussortiert würden.
Ineffiziente Verfeuerung von gemischtem Müll
Die Verfeuerung von gemischtem Müll sei zudem höchst ineffizient, der Expertin zufolge sind nur rund 20 Prozent des Energiegehaltes dabei nutzbar.

"Das Recycling von Plastik spart 3,7 bis 5,2 Mal mehr Energie als bei der Verfeuerung gewonnen werden kann. Bei Papier liegt der Faktor bei 2,7 bis 4,3 und bei Metall gar beim 30- bis 888-Fachen."

Zudem existierten sowohl bei Deponien als auch bei der Abfallverbrennung bedeutende Umwelt- und Gesundheitsrisiken, so North.
Müllverbrennung = Ressourcen-Vernichtung
Die Expertin: "Aber selbst wenn diese Techniken hundertprozentig sicher wären, würde die fundamentale Tatsache bestehen bleiben, dass sie den Materialfluss unterbrechen. Deponien und Müllverbrennung fungieren als Ressourcen-Vernichter und manifestieren die riesigen Ineffizienzen in unseren derzeitigen Produktionssystemen. Und ihre Existenz unterminiert u.a. die Müllvermeidung, Wiederverwendung und Recycling, weil die Anlagen ja einen konstanten Nachschub an Material benötigen."
->   Welt-Abfallkongress 2003
->   ISWA - International Solid Waste Association
->   Alles zum Stichwort Müll in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010