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Wissenschaftler warnt vor mehr Flugzeugkollisionen  
  Neue Vorschriften zum Mindestabstand von Verkehrsflugzeugen im europäischen Luftraum erhöhen nach Ansicht eines deutschen Wissenschaftlers das Risiko eines katastrophalen Flugzeugunglücks.  
Während die europäische Flugverkehr-Kontrollbehörde Eurocontrol die Vorschriften für vollkommen sicher erklärte, warnt der Computerexperte Peter Ladkin von der Universität Bielefeld im britischen Wissenschaftsmagazin "New Scientist", dabei werde der menschliche Faktor unterschätzt.
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Neue Regelung halbiert Minimal-Höhenunterschied
Die mit 1. Jänner 2002 eingeführte Regelung halbierte den Minimal-Höhenunterschied von zwischen 29.000 und 41.000 Fuß über dem Boden fliegenden Flugzeugen im europäischen Luftraum von 2.000 auf 1.000 Fuß (615 auf 307 Meter). Damit können jetzt doppelt so viele Flugzeuge wie bisher in den chronisch überfüllten Luftkorridoren verkehren.
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Eurocontrol: Halbierung dank Warnsystemen kein Problem
Laut Eurocontrol ist die Halbierung des Mindestabstands dank Kollisions-Warnsystemen und satellitengesteuerten Autopiloten kein Problem. Der geringere Abstand führe statistisch gesehen nur zu einer Kollision in 150 Jahren.
Forscher: Reaktionen der Piloten nicht bedacht
Ladkin zufolge vernachlässigt die Statistik aber die unvorhersehbaren Reaktionen von Piloten und Fluglotsen auf Warnungen des Kollisions-Warnsystems. Durch den geringeren Mindestabstand steige das Risiko für Flugzeuge, auf Kollisionskurs zu geraten.

Der Forscher verwies auf das Flugzeugunglück vom Bodensee mit 71 Toten im Juli 2002 sowie zwei Beinahe-Zusammenstöße.

Auch wenn im Fall des Bodensee-Unglücks die definitive Unfallursache unklar sei, wäre bekannt, dass Verwirrung über die Anweisungen des Kollisions-Warnsystems zwischen dem Cockpit und dem Tower ein Faktor gewesen seien, heißt es im "New Scientist".
Zwei Fast-Zusammenstöße im Jahr 2000
Im Oktober 2000 habe ein Airbus A340 am Himmel über dem Nordatlantik ein anderes Flugzeug nur um 200 Fuß (61 Meter) verfehlt, nachdem sein Anti-Kollisionssystem ihn zu einem plötzlichen Anstieg um 6.000 Fuß gezwungen habe.

Im September 2000 seien vier Maschinen beinahe über der Schweiz zusammengestoßen, nachdem das Anti-Kollisionssystem einem der vier Flugzeuge falsche Anweisungen erteilt habe.
Fälle müssten berücksichtigt werden
Die neuen Abstandsvorschriften seien nicht für diese Fälle verantwortlich, heißt es im "New Scientist". Bei der Frage, ob die Anti-Kollisionssysteme mit dem geringeren Mindestabstand zwischen Flugzeugen zurechtkommen, müssten diese drei Fälle jedoch berücksichtig werden.
->   Eurocontrol
->   Arbeitsgruppe Rechnernetze und Verteilte Systeme Uni Bielefeld
->   "New Scientist"
 
 
 
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01.01.2010