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Schleichender Lungentod bedroht Millionen  
  600 Millionen Kranke weltweit, davon bis zu 800.000 allein in Österreich: Die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) fordert laut Experten bereits mehr Todesopfer als AIDS, wird aber zumeist gar nicht erkannt.  
"Die Lungenfunktionsprüfung ist noch immer nicht Bestandteil der Gesundenuntersuchung", warnte am Donnerstag der Präsident der Österreichischen Lungenunion, Franz Vranitzky, bei einer Presskonferenz in Wien.
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Welt-COPD-Tag am kommenden Mittwoch
Der Hintergrund: Am kommenden Mittwoch (19. November) ist Welt-COPD-Tag. Alt-Bundeskanzler Vranitzky über die Bedeutung solcher Aktivitäten: "Mit unseren 5.000 Mitgliedern repräsentieren wir in Österreich zwei Millionen Menschen, die an Asthma, Allergien oder COPD leiden. Wir sind eine Stimme der Atemlosen in einer kommerzialisierten Welt, eine Insel im Meer der Egoismen. (...) Die Weltgesundheitsorganisation hat erklärt, dass 75 Prozent der Fälle von COPD unerkannt bleiben."
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Hochgerutscht in Todesursachen-Statistiken
Die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung - ehemals schlicht und einfach "Raucherlunge" genannt - ist jene Krankheit, die in den internationalen Todesursachen-Statistiken am schnellsten nach oben rutscht.

1990 an sechster Stelle der häufigsten Todesursachen, soll COPD im Jahr 2020 bereits an dritter Stelle liegen.
"Zu 80 bis 90 Prozent durch Rauchen verursacht"
"Die COPD wird zu 80 bis 90 Prozent durch das Rauchen verursacht", sagt der Wiener Lungenspezialist Hartmut Zwick. "20 bis 30 Prozent der Raucher entwickeln die Krankheit." Leider werde die COPD aber viel zu spät diagnostiziert.

"Die Kids fangen zu rauchen an und sind binnen Monaten abhängig. Wenn die Betroffenen dann mit 45 bis 50 Jahren wegen Atemnot bei körperlicher Belastung zum Arzt gehen, fällt dieser aus allen Wolken, weil bei dem Patienten schon 40 bis 50 Prozent der Lungenfunktion weg sind."
Problem: Schleichende Entwicklung
Das Problem liegt vor allem darin, dass sich die Krankheit mit einem vermehrten Atemfunktionsverlust schleichend entwickelt und zumeist ignoriert wird. Weltweit erkranken immer mehr Frauen daran.

Zwick: "Die Frauen rauchen immer mehr und immer früher. In Dänemark haben schon mehr Frauen eine COPD als Männer. In China wird es in Zukunft eine Katastrophe geben." Dort führen der steigende Wohlstand und die Emanzipation der Frauen zu einem immer "heftigeren" Tabakkonsum von Hunderten Millionen Menschen.
Lungenfunktionsprüfung bei Gesundenuntersuchung?
Die seit Jahren erhobene Forderung der Spezialisten: Zumindest bei jedem Raucher sollte mit 40 eine erste Lungenfunktionsprüfung durchgeführt werden. Die Untersuchung sollte auch Teil der Gesundenuntersuchung werden.

Bei entsprechender Früherkennung kann eine Nikotin-Entwöhnung die Krankheit entscheidend bremsen. Hinzu kommen Medikamente, welche das Fortschreiten des Leidens mit zunehmender Lungenschädigung bis hin zur Lungenblähung (Emphysem) bremsen.
->   Mehr zum Thema COPD in science.ORF.at
->   Information zu COPD in www.medicine-worldwide.de
->   COPD-Liga Austria
 
 
 
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01.01.2010