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Fußballsiege lassen Aktienkurse steigen  
  Dass sich ganze Nationen an Fußballsiegen erfreuen oder unter Niederlagen leiden können, ist bekannt. Dass sich dieses Auf und Ab der Gefühle auch handfest auf die Wirtschaft auswirkt, haben nun britische Ökonomen untersucht. Ihr auf empirischen Daten beruhender Schluss: Siege bei Fußballmatches verleihen Aktienkursen Flügel.  
Siege: Plus 0,3 Prozent des Börsen-Index
Eine Forschergruppe um Bill Gerrard von der University Business School in Leeds hat sich die Entwicklung der Aktienkurse der 100 größten britischen Unternehmen nach 210 Spielen der englischen Fußball-Nationalmannschaft angesehen - vom 1984 bis zum Ende der WM 2002.

Die eindeutige Tendenz: Nach Siegen stieg der Standardwerte-Index FTSE 100 um durchschnittlich 0,3 Prozent, nach Niederlagen gaben die Kurse durchschnittlich um 0,4 Prozent nach. Bei Remis zeigten sich auch die Kurse unentschieden, wie der Onlinedienst von "Nature" berichtet.
->   Bill Gerrard, University Business School Leeds
->   Standardwerte-Index FTSE 100
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Die Original-Studie ist unter dem Titel "Economic impact of national sporting success: evidence from the London stock exchange" in den "Applied Economics Letters" (Bd. 10, Nr.2, Oktober-Ausgabe 2003) erschienen.
->   Original-Abstract
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Je wichtiger die Spiele, desto größer die Effekte
Weiters war nachzuweisen: Je wichtiger die Begegnung, desto größer der Effekt. Der Markt reagierte auf Spiele bei Turnieren wie Welt- oder Europameisterschaft weit stärker als bei Freundschaftsspielen.

Als England etwa 1990 Deutschland im Semifinale unterlag, verlor der Aktien-Index am nächsten Tag einen Prozent an Wert.
Ursachen vor allem psychologisch
Einen Hauptteil der Effekte halten die Ökonomen für psychologisch erklärbar: Gutgelaunte Börsenmakler kaufen eher Aktien als durch sportliche Schmach niedergeschlagene. Ein Phänomen das auch von Wochentagen bekannt sei: So sehen die Aktienkurse am Montagmorgen eher trist aus, während sie Freitagabend - tendenziell - in die Höhe schnellen.

Die ökonomischen Auswirkungen könnten aber auch handfeste Ursachen haben, wie die Zunahme von privatem Konsum - weil im Falle von Sporttriumphen etwa mehr Geld für Essen und Trinken ausgegeben wird. Niederlagen würden demnach ein Ende der "Feierstimmung" bedeuten.
Wirtschaftszwerg mit überproportionaler Bedeutung
Auch wenn der Fußball mittlerweile zu einem globalen Milliardengeschäft geworden ist: Betrachtet man die tatsächlich umgesetzte Menge an Geld bleibt er im Vergleich zu anderen Branchen ein Zwerg.

Aus Sicht der Ökonomen lässt das nur eine Schlussfolgerung zu: "Die kulturelle Bedeutung von Fußball ist völlig unproportional zu seiner wirtschaftlichen Bedeutung", wird der Ökonom John Goddard von der Universität in Swansea vom Onlinedientst von "Nature" zitiert.

Und das betrifft in England nicht nur den Fußball: Schon zittern die Broker vor dem Ausgang des Semifinales der Rugby-WM am Sonntag, wenn die Briten auf Frankreich treffen.
->   University Business School in Leeds
->   Rugby WM 2003
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01.01.2010