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Paviane: Gesellige Mütter sind die besseren Mütter  
  Gesellige Mütter sind bessere Mütter - zumindest bei Pavianen in Kenia. Ihre Jungen kommen eher durch das kritische erste Lebensjahr und haben damit insgesamt bessere Überlebenschancen.  
Dies berichten US-Forscherinnen im Wissenschaftsjournal "Science". Ihre Feldstudie stützt sich auf 16-jährige Beobachtungen im Amboseli-Nationalpark und bestätigt erstmals bei den Affen, was von Menschen bereits bekannt ist: soziale Bindungen sind "in jedem Lebensalter gut für die Gesundheit und das Wohlergehen".
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Die Studie ist unter dem Titel "Social Bonds of Female Baboons Enhance Infant Survival" in "Science" (Bd. 302, S. 1231, Ausgabe vom 14. November 2003) erschienen.
->   "Science"
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Geselligkeit = Sorge um andere Weibchen
Bild: Dorothy Cheney/Science
Weibliche Paviane können lang andauernde, enge Beziehungen zu anderen Gruppenmitgliedern haben
Als Maßstab für Geselligkeit verwendeten Joan Silk von der Universität von Kalifornien in Los Angeles und Kolleginnen jene Zeit, die die Pavianmütter mit dem Kämmen und Umsorgen anderer Weibchen ihres Stammes verbrachten.

"Die Geselligkeit eines erwachsenen Pavianweibchens wirkt sich positiv auf die Überlebenschancen des Nachwuchses aus, das heißt, generell auf die Fitness" für das Leben, heißt es in einem Begleitkommentar in "Science". "Evolutionär gesehen bedeutet das, Geselligkeit ist gut" - für Mensch und Tier.
Paviane, ideale Untersuchungsobjekte
Für die Klärung dieser Frage boten sich Paviane aus zwei Gründen an, erläutert der Kommentator. Paviane leben in Gruppen, die für Primaten ungewöhnlich groß sind. Darüber hinaus sei ihr Neocortex, der stammesgeschichtlich jüngste Teil der Großhirnrinde, besonders stark ausgeprägt.

Der Neocortex sei jener Bereich im Hirn, der den stärksten Einfluss auf geselliges Verhalten hat, heißt es in dem Begleitkommentar.
Zwei mögliche Evolutions-Mechanismen
Bild: Dorothy Cheney/Science
Ein Pavianweibchen mit seiner Schwester
Unklar ist dagegen noch, welcher Mechanismus Geselligkeit zum Überlebensvorteil werden lässt. Das Team um Silk zieht zwei Faktoren in Betracht: den kognitiven Prozess, der es den Pavianmüttern ermöglicht, die (positiven) Absichten anderer Tiere zu durchschauen und ihnen Sicherheit verleiht, und einen psychopharmakologischen Effekt.

Beim Kämmen und Sorgen um andere Tiere würden Endorphine frei gesetzt, die bei den Pavianmüttern unter anderem Entspannung und ein Gefühl der Euphorie aufkommen ließen.
Fähigkeit, hierarchische Kategorien zu erkennen
Eine zweite in "Science" veröffentliche Studie untersuchte die Fähigkeit erwachsener Paviane, den sozialen Rang und die Gruppenzugehörigkeit anderer Pavianweibchen sofort zu erkennen. Sie zieht ihre Erkenntnisse aus Beobachtungen in Botswanas Okavango- Delta und basiert darauf, dass Paviane Signale unterscheiden können, die für ihren Rang unbedeutend oder aber von größerer Gefahr sein können.

Das bedeute, dass diese Tiere in der Lage seien, "die Welt hierarchisch zu kategorisieren", folgert Thore Bergman von der Universität von Pennsylvania in Philadelphia und Kollegen.
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Die Studie ist unter dem Titel "Hierarchical Classification by Rank and Kinship in Baboons" in "Science" (Bd. 302, S. 1231, Ausgabe vom 14. November 2003) erschienen.
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->   Joan Silk, Universität von Kalifornien
->   Thore Bergman, Universität von Pennsylvania
->   Mehr über Primatenforschung in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010