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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Umweltthemen sind keine "Aufreger" mehr  
  Umweltthemen sind mittlerweile keine "Aufreger" mehr. "Dass Menschen sich aufregen über das, was mit der Umwelt passiert, ist fast völlig verschwunden", erklärte Motivforscherin Helene Karmasin beim Science-Event "Umwelt Wissen Schaffen. Zeitgemäße und innovative Umweltinformation", veranstaltet vom Umweltbundesamt gemeinsam mit Radio Österreich 1.  
Die Menschen sind aber grundsätzlich noch an Umweltinformationen interessiert, so Helene Karmasin vom Institut für Motivforschung in Wien. Die Schwierigkeit sei aber, dass Umwelt etwas Abstraktes ist.

Die moralische Komponente trete zunehmend in den Hintergrund. Andere Themen wie Arbeitsplatzsicherheit, Vorsorge, Ausbildung oder Mobilität sind wichtiger, so die Expertin. "Wir kommen fast wieder zu einem Konflikt zwischen Ökonomie und Ökologie und man sagt: Die Umwelt bedroht diese Themen, die uns unglaublich wichtig sind."
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Science Event "Umwelt Wissen Schaffen"
Am Freitag fand in Wien der Science Event "Umwelt Wissen Schaffen. Zeitgemäße und innovative Umweltinformationen" statt. Mit Vorträgen, Podiumsdiskussion und einem Rahmenprogramm.
->   Weitere Informationen in science.ORF.at
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Vier Motive für die Umwelt

Die Informationen im Umweltbereich müssen so verpackt werden, dass sie auf die Motive der Menschen reagieren - wenn sie in der Informationsflut durchdringen wollen. Die Motivforscherin Helene Karmasin unterscheidet vier Motive, warum Umweltinformation interessiert:

Wenn sie die Menschen persönlich betrifft. Wenn sie Schaden abwehren hilft - zum Beispiel vor schädlichen Produkten warnt. An zweiter Stelle steht die Erhöhung der Lust - wie das die Bioprodukte versprechen, bei denen man die "reine Natur schmecken" darf.

Das dritte Motiv ist die Distinktion, sprich "wenn ich etwas weiß, was die anderen nicht wissen". Und viertens kann die Umwelt auch dazu benutzt werden, Sünder aufzudecken und anzuklagen.
Vier verschiedene "Umwelttypen"
Die moralische Überzeugung ist die Frage, in welcher Gesellschaft wir leben wollen. Die Motivforscherin Karmasin unterscheidet vier Kulturen, die verschiedene Vorstellungen vom richtigen Leben haben.

Das zeigt sich auch in der Bereitschaft mit Umweltinformationen umzugehen. "Die Hierarchisten nehmen die Informationen über die Umwelt nur zur Kenntnis, wenn sie von einer Autorität kommen, wenn Grenzwerte oder Regeln erlassen werden."
Fatalisten am gefährlichsten
Die Individualisten wollen hingegen Deregulierung. Sie meinen, "Die Natur ist robust, sie erholt sich wieder. Wenn ökonomische Werte bedroht sind, können wir alle Regeln fallen lassen", so die Devise dieser Gruppe laut Karmasin.

Der dritte Typus ist der Egalitäre, für den Markt und Bürokratie die ärgsten Sünder sind. Die Egalitären wollen Informationen, um anklagen zu können. Besonders gefährlich sei aber der vierte Umwelttyp: die Fatalisten, "die meinen, man könne ohnehin nichts machen."
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Umweltpolitik in Österreich
Die Umweltpolitik in Österreich steht vor neuen Aufgaben. Bis Februar 2005 muss das Umweltinformationsgesetz geändert werden. Seit 1993 gibt es in Österreich bereits das Umweltinformationsgesetz. Damit hat die Öffentlichkeit ein Recht auf den freien Zugang zu Umweltdaten. Umgekehrt sind auch die Behörden zur Veröffentlichung von Umweltdaten verpflichtet. 1998 haben die Vereinten Nationen dieses Recht durch die "Aarhus-Konvention" verstärkt. In Österreich muss diese Konvention nun umgesetzt werden.
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"Prawy" der Umwelt fehlt
Kommunikation heute ist stark personalisiert. Aber gerade im Umweltbereich fehlen Persönlichkeiten - die Dungls, Prawys und Böhms, die eine Sache glaubwürdig vertreten, kritisiert die Motivforscherin.

Wenn aber einmal das Interesse an Umweltthemen geweckt ist, sind die meisten auch bereit, sich aktiv Informationen zu holen. Das Umweltbundesamt will dieser Infosuche entgegenkommen, sagt Karl Kienzl. Es soll zur Umweltdatendrehscheibe für Österreich werden, wenn die Aarhus-Konvention in Kraft ist.

Ulrike Schmitzer; Ö1-Wissenschaft
->   Umweltbundesamt Österreich
->   Radio Österreich 1
->   Alles zum Stichwort Umwelt in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010