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Zitate-Champ: Tullner Studie zu Weizen-Schädlingen  
  Hohe Ehre für ein Forscherteam des Interuniversitären Forschungsinstituts für Agrarbiotechnologie (IFA) in Tulln: Eine Arbeit über die Entdeckung eines Resistenzgens von Weizen gegen Befall durch eine bestimmte Pilzart wurde laut der Wissenschaftsdatenbank "ISI" in der zweiten Hälfte des Jahres 2002 im Bereich "Tier- und Pflanzenwissenschaften" weltweit am häufigsten zitiert.  
IFA-Abteilungsleiter Peter Ruckenbauer fürchtet trotz des Erfolgs um die Qualität der Forschungen, angesichts mangelnder finanzieller Mittel veralten die Labors.
Zitate - ein Gradmesser der Qualität
Zitate spielen neben der Zahl von wissenschaftlichen Arbeiten und Veröffentlichungen die wichtigste Rolle bei der Beurteilung eines Wissenschafters. Je öfter seine Publikationen von anderen Forschern zitiert werden, desto besser.

ISI - Thomson Internationaler Wissenschaftsindex - mit Sitz in Philadelphia (USA) verfolgt diese Zitate und veröffentlicht regelmäßig Statistiken, etwa über 100 top-zitierten Wissenschaftler. ISI ist allerdings nicht unumstritten, so wird der Monopol-Charakter der Einrichtung kritisiert.
->   Mehr über den ISI-Wissenschaftsindex (30.5.01)
->   ISI - Thomson
IFA-Studien zu Fusarien-Pilzen
Die IFA-Studie unter der Federführung von Ruckenbauer und Hermann Bürstmayr wurde im Jänner 2002 in der Zeitschrift "Theoretical and Applied Genetics" publiziert. Die Wissenschaftler beschreiben darin ihre Arbeiten zur Identifikation eines Gens, das Weizen gegen auch für Menschen gefährliche Fusarien-Pilze resistent macht.
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Die Studie ist unter dem Titel "Molecular mapping of QTLs for Fusarium head blight resistance in spring wheat. I. Resistance to fungal spread (Type II resistance)" in "Theoretical and Applied Genetics" (Bd. 104, S. 81, Jänner 2002) erschienen.
->   Zum Original-Abstract
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Gefährliche Mykotoxine
Vor allem die von den Pilzen ausgeschiedenen Gifte - so genannte Mykotoxine - sind weltweit ein großes Problem. So gingen etwa 1997 30 Prozent der Weizenernte in den USA durch Pilzbefall verloren, berichtete Ruckenbauer gegenüber der APA.

Chronische Mykotoxin-Vergiftungen stehen im Verdacht, etwa Krebs zu verursachen. Fusarien sind nicht die einzigen Pilze, die Probleme im Getreide verursachen, gehören aber zu den häufigsten und wichtigsten.
Resistenzgen mit außereuropäischem Weizen gefunden
Da die meisten europäischen Weizensorten anfällig für Fusarien sind, setzten die Tullner Forscher bei der Suche nach einem Resistenzgen auch auf chinesische und südamerikanische Sorten. In langwierigen Kreuzungsversuchen und mit modernen gentechnischen Marker-Methoden fanden sie dann ein entsprechendes Gen, mit dem sich resistente Sorten erfolgreich gegen den Pilz verteidigen.

Es sitzt auf Chromosom 3. In einem EU-Projekt wird nun das Wissen der IFA-Wissenschafter umgesetzt, pilzfester Weizen ist mittlerweile auf dem Markt.
->   Mehr dazu: Diagnoseverfahren entlarvt Pilzgifte auf Getreide (3.11.03)
Getrübte Freuden: Keine Mittel für Investitionen
So sehr Ruckenbauer die ISI-Auszeichnung ehrt, so rechte Freude kann nicht aufkommen. "Wenn wird nicht bald Mittel für neue Investitionen bekommen, wird die Qualität der Forschung nicht zu halten sein", kritisierte der Forscher. So sei man heute auf dem Niveau von 1996, seit 1995 habe es keine Mittel für neue Investitionen gegeben, lediglich die Betriebskosten konnten gedeckt werden.

Dabei gäbe es gerade in der Gentechnik einen dringenden Bedarf an neuen Geräten. Nach Ansicht von Ruckenbauer wären zwei Millionen Euro nötig, um den Rückstau an Investitionen am IFA zu beseitigen.
Neue Organisationsform, erstmals mit Leiter

Mit den laufenden Veränderungen an den heimischen Universitäten wird auch das IFA eine neue Organisationsform erhalten. Das bisher als interuniversitäre Einrichtung von Universität für Bodenkultur (Boku) Wien, Technischer Universität (TU) Wien und Veterinärmedizinischer Universität Wien (VUW) geführte Institut wird ein Department der Boku, TU und VUW bleiben an Bord und bekommen vertraglich Mitspracherechte zugesichert.

Leiter des IFA - bisher gab es lediglich Chefs der einzelnen Abteilungen - wird Ruckenbauer.
->   IFA Tulln
->   Theoretical and Applied Genetics
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Digitale Fußnoten: Wenn Informationen verschwinden (31.10.03)
->   Die Geografie der wissenschaftlichen Zitierung (1.9.03)
->   Kann wissenschaftliche Qualität gemessen werden? (18.9.02)
->   www.innovatives-oesterreich.at
 
 
 
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01.01.2010