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Rote Liste 2003: Mehr als 12.000 Arten bedroht  
  Weltweit sind laut der "Roten Liste 2003" mehr als 12.000 Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. 762 Arten gelten als ausgestorben, weitere 58 gibt es nur noch als Kulturpflanzen oder Tiere in Gefangenschaft.  
Das berichtete die Weltnaturschutzunion (IUCN) am Dienstag bei der Vorstellung der von ihr erstellten Roten Liste 2003 im Schweizer Gland.
Der Mensch als größte Bedrohung - und Hoffnung
Der Mensch sei zwar die größte Bedrohung für die Lebewesen, er könne aber auch helfen, sie zu erhalten, sagte IUCN- Generaldirektor Achim Steiner. Er verwies unter anderem auf die erfolgreiche Vermehrung der Arabischen Oryxantilope oder des Weißen Nashorns.

Insgesamt seien über 2.000 Arten zur Rote Liste dazu gekommen, allerdings in verschiedenen Gefährdungsstufen.
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Seetang, Flechten, Albatrosse
Dieses Jahr seien erstmals Seetangarten und Flechten aufgenommen worden. Alle 21 Albatrossarten stehen nun auf der Roten Liste. Eine der Hauptursachen für die Bedrohung dieser Vögel seien die Schleppnetz- und die Langleinenfischerei. Die viele Kilometer langen Leinen sind mit Tausenden von Ködern besetzt. Die Tiere können diese verschlucken und ertrinken dann.
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Mittelmeer-Delfine stark reduziert
Die Population einer im Mittelmeer lebenden Unterart des Delfins (Delphinus delphis) sei in den vergangenen 30 bis 40 Jahren um mehr als die Hälfte reduziert worden. Gründe seien der kommerzielle Fang der Nahrungsfische und die Zerstörung des Ökosystems.

Zu den stark gefährdeten Tierarten zählen laut IUCN der bis zu drei Meter lange Riesenwels Pangasianodon gigas, den es nur im Mekongdelta gebe, oder eine Klammeraffenart, die nur in Kolumbien und Venezuela lebe.
WWF beklagt rasantes Tempo des Artensterbens
Die Umweltstiftung World Wide Fund for Nature (WWF) beklagt das rasante Tempo des Artensterbens.

Schon immer seien Arten von der Erde verschwunden und andere aufgetaucht, aber "das heutige Artensterben ist 10.000 Mal schneller als das Grundrauschen der Evolution", sagte WWF-Artenschutzexperte Roland Melisch in Frankfurt.
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Zerstörter Lebensraum, fremde Arten, übermäßige Nutzung
Für ihn gibt es dafür drei Hauptgründe: Lebensräume würden zerstört, etwa durch Abholzen von Wäldern, fremde Arten würden angesiedelt und verdrängten heimische Flora und Fauna und schließlich würden Tier- und Pflanzenarten übermäßig genutzt. "Wenn wir die jeweils notwendigen Schutzmaßnahmen nicht sofort weltweit zur Anwendung bringen, wird der Mensch auf diesem Planten bald sehr einsam sein", sagte Melisch.
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Ernste Bedrohung: Eindringen fremder Arten
Eine besonders ernste Bedrohung stellt laut IUCN das Eindringen fremder Tiere und Pflanzen auf das einzigartige Ökosystem von Inseln wie Hawaii oder den Seychellen dar.

So haben in Hawaii Weidetiere, die im späten 18. Jahrhundert auf die Insel gebracht wurden, nach Einschätzung der IUCN-Experten massive Schäden angerichtet. Die zum Teil einzigartigen Pflanzen werden aber auch durch anderes Saatgut und ebenfalls eingeschleppte Insekten dezimiert.
Ausbau der Infrastruktur durch den Menschen
Hinzu kommt der Ausbau der Infrastruktur durch den Menschen. Von den 125 auf Hawaii einzigartigen Pflanzenarten gelten auf der neuen Liste 85 als bedroht. Ähnlich sieht es auf den Galapagos-Inseln aus.

49 Schlangenarten stehen auf der Liste, aber manche von ihnen sind vielleicht schon ausgerottet, vermutet die Organisation. "Die Rote Liste lehrt uns, dass menschliches Handeln in Ausrottung umschlägt, die diese Inseln ökologisch und ästhetisch veröden lässt", sagte Steiner.

Die Rote Liste sei ein Weckruf, sagte IUCN-Mitglied Craig Hilton- Taylor. Er verwies auf das Ziel des Weltgipfels von Johannesburg 2002, das Artensterben bis 2010 deutlich zu bremsen. Die Organisation unterhält ein Netzwerk von 7.000 Experten.
->   2003 IUCN Red List of Threatened Species
->   WWF Österreich
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01.01.2010