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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
OECD-Umweltbericht mit gemischten Resultaten  
  Fortschritte bei der Reduktion einiger Luftschadstoffe, Qualität des Grundwassers, vergleichsweise hohe Umweltschutzinvestitionen: das sind lobende Punkte eines OECD-Berichts über die Umweltsituation in Österreich, der am Mittwoch präsentiert wurde. Die OECD ortet aber auch akuten Handlungsbedarf - so beim Klimaschutz oder bei der Luftverschmutzung durch Ozonvorläufersubstanzen und Feinstaub.  
Der "Umweltländerprüfbericht" der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wurde am Mittwoch von Umweltminister Josef Pröll (ÖVP) und OECD-Vertretern in Wien vorgestellt.

Seine Resultate werden unterschiedlich bewertet: Während Umweltminister Pröll von einem positiven Zeugnis spricht, meinen Vertreter von WWF und Opposition, dass Österreich das Prädikat "Umweltmusterland" verloren habe.
->   Meldung der OECD zum Umweltbericht
Pochen auf Kyoto-Ziel
Die OECD pocht auf die Umsetzung der Klimastrategie mit dem Kyoto-Ziel einer 13-prozentigen Reduktion von treibhauswirksamen Gasen bis 2010. Besonders im Energie- und im Verkehrssektor solle Österreich verstärkt auf marktwirtschaftlich orientierte Instrumente, wie Road Pricing oder Emissionshandel, setzen.

Das Kyoto-Ziel müsse erreicht werden, und zwar weder einseitig über Emissionshandel noch "allein und auch nicht überwiegend" von der Industrie, betonte Pröll. Als Beispiel für effiziente Maßnahmen nannte er einen Vertrag zur Raumwärme, der derzeit in Begutachtung sei.
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Grafik: APA, Quelle: OECD
Österreich von Kyoto-Ziel weit entfernt
Im Mai 2003 kam ein Bericht des Umweltbundesamtes über die "Luftschadstoff-Trends in Österreich" zu einem ernüchternden Ergebnis. Österreich könne dem Ziel des Kyoto-Protokolls - die Reduktion von Treibhausgasen um 13 Prozent bis zum Jahr 2010 - nicht näher kommen, hieß es damals.

Die Emissionen an Treibhausgasen seien weiter im Steigen und auch die Reduktion der Ozon-Vorläufersubstanzen hinke zum Teil deutlich hinter den Vorgaben her. Am meisten Sorge bereitete den Fachleuten das Ansteigen von Kohlendioxid-Emissionen (CO2), die im Untersuchungszeitraum um 15 Prozent gestiegen waren (Anm. im Gegensatz zur OECD-Studie - siehe Daten links - ging das Umweltbundesamt von einem anderen Zeitraum aus).
->   Mehr dazu (22.05.03)
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Positiver Trend bei der Luftreinhaltung
Eine grundsätzlich positive Entwicklung sehen die Prüfer bei der Luftreinhaltung: Emissionen von Stickoxiden (NOx) sind von 1990 bis 2000 um neun Prozent, der Ausstoß von Kohlenmonoxid (CO) um 33 Prozent und jener von Schwefeloxiden (SOx) um 55 Prozent reduziert worden.
Weitere Herausforderungen: Ozon, Feinpartikel ...
Klar angesprochen wird von der OECD die Notwendigkeit der Eindämmung der Ozonvorläufersubstanzen sowie der Belastung durch Feinpartikelstaub vor allem in den Ballungszentren Wien, Graz und Linz, ebenso die transitbedingte Schadstoffbelastung am Brenner und im Inntal.
... Kosteneffizienz in der Umweltpolitik
Als weitere Herausforderung bezeichnete der Direktor des OECD-Umweltdirektorates, Lorents Lorentsen, die Steigerung der Kosteneffizienz in der Umweltpolitik durch die stärkere Anwendung des Verursacher- bzw. des Benutzer-/Verschmutzer-zahlt-Prinzips.

Umweltschutz müsse stärker in Wirtschaftsbereiche wie Energie, Transport, Land- und Forstwirtschaft integriert werden. Kritisiert wird auch das Fehlen eines zusammenhängenden Netzes von Naturschutzgebieten.
Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Umweltbelastung
In wesentlichen Umweltbereichen wie Wasser- und Luftreinhaltung verzeichne der Bericht positive Trends, betonte Pröll. Die Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Umweltbelastung sei eingeleitet.

So sei der Energieverbrauch von 1990 bis 2001 um 40 Prozent langsamer gestiegen als das Bruttoinlandsprodukt (BIP), "eine wichtige Entwicklung hin zu einer tatsächlich nachhaltigen Umweltpolitik". Insgesamt formuliert der Bericht 44 Handlungsempfehlungen, die Österreich, so Pröll, analysieren werde.
Unterschiedliche Bewertungen
In ersten Reaktionen sieht die Wirtschaftskammer Österreich im OECD-Umweltprüfbericht ein "gutes Zeugnis" für die Wirtschaft, der WWF hingegen spricht von einem "denkbar schlechten".

WWF-Umweltexperte Stefan Moidl sieht Österreich etwa im Bereich Klimaschutz "immer weiter in Rückstand. Die Emissionen steigen seit Jahren kontinuierlich an. Statt einer Senkung der CO2 Emissionen um 13 Prozent gab es einen Zuwachs von 15 Prozent. Mittlerweile sind wir im EU-Vergleich auf den viertletzten Platz abgerutscht," so Moidl.

"Österreich ist leider nicht das Umweltmusterland, wie es oft und gerne von der Bundesregierung beschrieben wird. Das bestätigt auch der neue OECD-Bericht", so die Umweltsprecherin der Grünen, Eva Glawischnig.
->   OECD
 
 
 
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01.01.2010