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Endbericht der Historikerkommission in Buchform  
  Clemens Jabloner, Vorsitzender der Historikerkommission, präsentiert am Mittwoch im Wiener Rathaus den nun auch in Buchform erhältlichen Schlussbericht der Österreichischen Historikerkommission.  
Die in Bücher gegossene Form umfasst 49 Bände und rund 85 Zentimeter Druckwerk. Jabloner wird heute Band 1 vorstellen, betitelt "Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945 in Österreich".
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Elf von 49 Bänden bereits erschienen
"Schlussbericht der Historikerkommission der Republik Österreich", in 49 Bänden, bereits im Oldenbourg Verlag erschienen sind die ersten elf Bände, die Reihe soll bis März 2004 zur Gänze gedruckt sein.

Der nun im Rahmen der Buchwoche präsentierte erste Band wurde verfasst von Clemens Jabloner, Brigitte Bailer-Galanda, Eva Blimlinger, Georg Graf, Robert Knight, Lorenz Mikoletzky, Bertrand Perz, Roman Sandgruber, Karl Stuhlpfarrer und Alice Teichova.
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Zögerliche Zahlungen an die Nazi-Opfer
Die 1998 eingesetzte Historikerkommission hat im Februar ihren 14.000 Seiten starken Endbericht präsentiert. Das Resümee: Die Republik Österreich habe nach 1945 bei der Entschädigung der Nazi-Opfer "oft nur halbherzig, teilweise recht zögerlich" und oft erst auf Druck der West-Alliierten agiert.
->   Mehr dazu: NS-Entschädigung oft nur halbherzig (24.2.03)
Jabloner: Warten auf Geld ist "schlafender Skandal"
Bild: APA
Als "schlafenden Skandal" bezeichnete Jabloner, der auch Präsident des Verwaltungsgerichtshofes (VwGH) ist, dass immer noch nicht mit den Auszahlungen aus dem Allgemeinen Entschädigungsfonds für NS-Restitutionen begonnen wurde.

Der Fonds stehe in einem gewissen Zusammenhang mit der Arbeit der Kommission, so Jabloner am Mittwoch gegenüber der APA. Es sei politisch höchst bedauerlich, dass das "Entschädigungswerk immer noch nicht funktioniert und eine gewisse Pattstellung eingetreten ist".

Bild: Der Vorsitzende der Historikerkommission, Clemens Jabloner (r.) sowie Brigitte Bailer-Galanda und Bertrand Perz (l.) bei der Präsentation des offiziellen Endberichts (24. Februar 2003).
Appell an die Beteiligten, Bewegung zu zeigen
Jabloner spricht damit die auf Grund noch in den USA anhängiger Sammelklagen gegen Österreich noch nicht gestarteten Zahlungen aus dem Entschädigungsfonds an, aus dem in der NS-Zeit erlittene Vermögensverluste abgegolten werden sollen.

Sollte auch in einem Jahr noch nichts ausbezahlt worden sein, wäre das überhaupt "der Megaskandal", so Jabloner, der an alle Beteiligten appellierte, hier Bewegung zu zeigen. Sonst würden sie sich eines Tages "unangenehme Fragen gefallen lassen müssen".
Warnung vor "Schlussstrich-Diskussion"
Jabloner warnte zudem davor, sich auf eine Schlussstrich-Diskussion einzulassen. Jeder habe erhofft, die Kommission werde eine Bilanz, eine Summe des während der NS-Zeit erlittenen Schadens liefern, "aber das ist methodisch nicht leistbar, Wissenschaft ist ein offener Prozess".

Und: "So lange nach einem Schlussstrich gerufen wird, kann es ihn nicht geben - er muss von selber kommen."
Ergebnisse sickern ins allgemeine Bildungsgefüge
Die Ergebnisse der Historikerkommission sickern dennoch langsam ins allgemeine Bildungsgefüge, zeigte sich Jabloner erfreut. Die Mitglieder der Kommission würden viele Vorträge, Seminare und Workshops im In- und Ausland und in verschiedenen Milieus halten.

"Man sieht, dass die Ergebnisse vielleicht eine nicht merkliche, aber doch gesellschaftliche Wirkung haben", so Jabloner. Nach dem Jahreswechsel werden die von den Historikern zusammengetragenen Dokumente und Unterlagen dem Staatsarchiv geordnet übergeben, kündigte der VwGH-Präsident an.
->   Historikerkommission
Mehr zu diesem Thema im science.ORF.at-Archiv:
->   Die Opfer des NS-Vermögensraubs (25.2.03)
->   Historikerkommission hat Schlussbericht übergeben (27.1.03)
 
 
 
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01.01.2010