News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 
Erstmals NT-Vers auf antikem Grabmal entdeckt  
  Zwei Forscher haben im Heiligen Land offenbar zum ersten Mal ein antikes Grabmal mit einer Inschrift aus dem Neuen Testament (NT) entdeckt. Es handelt sich demnach um einen Vers aus dem Lukas-Evangelium.  
Der israelische Anthropologe Joe Zias und der französische Schriftenexperte Emile Puech stießen bei der Untersuchung eines Schreins aus dem Kidron-Tal, zwischen der Altstadt von Jerusalem und dem Ölberg, auf sechs kaum lesbare Zeilen, die als Evangeliumsvers Lukas 2,25 entschlüsselt wurden:

"In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm."
Bibelverse auf Gräbern erst im Hochmittelalter üblich
Es gibt nur wenige Bibelstellen auf Steindenkmälern der Antike, die meisten aus dem Alten Testament. In einem Bodenmosaik der römischen Stadt Cäsarea wurde eine Stelle aus dem Römerbrief (3,13) entdeckt. Die Verwendung von Bibelversen auf Gräbern wurde erst um das Jahr 1000, also im Hochmittelalter, üblich.
...
Grabstein in der byzantinischen Überlieferung?
Das 18 Meter hohe Denkmal im Kidron-Tal beschäftigt die beiden Forscher schon einige Zeit. Der Schrein galt lange als Monument für Absalom, den Sohn König Davids, der etwa 1.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung lebte. Dann entzifferten die Archäologen eine Inschrift, die ihn als "Grabmal des Zacharias, des Märtyrers, Hohen Priesters (...) und Vater des Johannes (des Täufers)" ausweist. Schließlich stießen sie auf den Namen Simon (oder Simeon).

Möglicherweise steht der Grabstein in der byzantinischen Überlieferung, wonach die drei biblischen Gestalten Simon, Zacharias und Jakobus, der Bruder Jesu, in einem gemeinsamen Grab beigesetzt wurden. Daher hoffen die beiden Forscher, jetzt auch noch den Namen Jakobus zu finden.
...
Sonnenlicht gab Anstoß zur Entdeckung
Den Anstoß zu der Entdeckung gab eine Fotografie des als Absaloms Grab bekannten Steins kurz vor Sonnenuntergang. Nur dank des schräg einfallenden Lichts kam Zias zu dem Schluss, dass sich dort eine abgetragene Inschrift befinden muss.

Mit einem seit dem 19. Jahrhundert üblichen Verfahren, bei dem ein Abdruck aus Pappmache gemacht wird, konnte der Text dann entziffert werden.
Mehr zum Stichwort Bibel in science.ORF.at:
->   Biblischer Tunnel in Jerusalem wissenschaftlich datiert (11.9.03)
->   Archäologen: Biblische Könige haben gelebt (24.4.03)
->   Papyrologe auf den Spuren des Urchristentums (25.5.03)
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010