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Demenz: Zahl der Betroffenen steigt stark an  
  Immer mehr Patienten, immer mehr Angehörige, welche die Betroffenen rund um die Uhr betreuen müssen: Die Zahl der Demenz-Kranken wird in den kommenden Jahrzehnten in Europa dramatisch steigen.  
Von 7,1 Millionen im Jahr 2000 auf 16,2 Millionen im Jahr 2050. Das geht aus einer neuen Studie hervor, die der Wiener Psychiater Johannes Wancata veröffentlicht hat.
Ähnliche Tendenz in ganz Europa
"Es gibt zwar gewisse Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen in Europa - so leben in Osteuropa anteilsmäßig weniger Demenz-Kranke -, doch die generelle Tendenz ist überall sehr ähnlich. Es wird zu einem starken Anstieg der Zahl der Betroffenen kommen. Das bedeutet in der Zukunft enorme Anforderungen in der Pflege und der Versorgung.

Das gilt für die Angehörigen genau so wie für die Institutionen", erklärte Wancata, derzeit in Schweden wissenschaftlich tätig, gegenüber der APA.
Folge der Altersentwicklung der Bevölkerung
Die Zahl der Kranken mit Hirnleistungsstörungen - rund zwei Drittel davon entfallen auf Morbus-Alzheimer - ist im Grunde eine Funktion der Altersentwicklung der Bevölkerung. Der Psychiater in der Arbeit, die in "European Psychiatry" erschienen ist: "Europa ist eine jener Regionen der Welt, in der die Überalterung der Bevölkerung am weitesten fortgeschritten ist (...). Der Anteil der älteren Personen (60 Jahre und darüber) war im Jahr 1998 in Europa höher (20,3 Prozent) als in Nordamerika (16,2 Prozent) und auf allen anderen Kontinenten."
->   "European Psychiatry"
Metastudie zeigt: Von 7,1 Millionen ....
 

Der Psychiater und seine Co-Autoren führten eine so genannte Meta-Analyse durch, in der sie mehrere epidemiologische Untersuchungen zu dem Thema auswerteten, die in Europa durchgeführt wurden.

Die wichtigsten Daten, die bei den Gesundheits- und Sozialpolitikern die Alarmglocken läuten lassen sollten: Im Jahr 2000 gab es in Europa 7,1 Millionen Demenz-Kranke. Rund 4,7 Millionen Patienten litten an Morbus-Alzheimer.
... zu 16,2 Millionen in 50 Jahren
Im Jahr 2030 werden in Europa rund 11,9 Millionen Personen mit Hirnleistungsstörungen leben, etwa 8 Millionen davon mit der Alzheimer-Krankheit.

2050 sollen es schließlich auf dem Kontinent 16,2 Millionen demente Menschen sein, 11,2 Millionen davon Alzheimer-Patienten.
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Starker jährlicher Zuwachs
Auch der jährliche Zuwachs an neuen Kranken mit Hirnleistungsstörungen wird stark ansteigen. Im Jahr 2000 waren es 1,85 Millionen (davon eine Million Alzheimer-Kranke). Im Jahr 2030 werden solche Erkrankungen bei rund 3,1 Millionen Personen diagnostiziert werden, davon bei 1,7 Millionen die Alzheimer-Krankheit. Die Daten für 2050: 4,1 Millionen neue Patienten mit Demenz (2,3 Millionen Alzheimer-Patienten).
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Verhältnis Kranke-Erwerbstätige
Deutlich wird die Entwicklung auch bei der Relation der Zahl der Menschen mit Hirnleistungsstörungen und der arbeitenden Bevölkerung. Wancata: "Im Jahr 2000 kamen in Europa 7,1 Millionen Demenz-Kranke auf 493 Millionen Personen im arbeitsfähigen Alter. Das ergab ein Verhältnis von einem Patienten auf 69,4 werktätige Menschen. Im Jahr 2050 wird dieses Verhältnis bei eins zu 21,1 liegen."
Die Daten aus Österreich
Der Psychiater hat im März des Jahres 2001 eine ähnliche Berechnung für Österreich vorgelegt. Demnach gab es 1951 in Österreich 35.500 Demenz-Kranke. Im Jahr 2000 waren es 90.500. Im Jahr 2050 werden es 233.800 sein. Die Relation zwischen einem Patienten und den Menschen im erwerbsfähigen Alter wird dann bereits bei eins zu 17 liegen.
->   Universitätsklinik für Psychiatrie am AKH, Wien
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   Demenz: Sprachverlust, aber Kreativitätsgewinn (27.5.03)
->   Ö1-Radiodoktor zum Thema "Demenz" (24.3.03)
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01.01.2010