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Reicher "Fossilien-Schatz" zeigt Säugetier-Evolution  
  Ein reicher Fossilienfund im äthiopischen Hochland beleuchtet bisher unbekannte Details der Säugetier-Evolution in einer wenig erforschten Periode der afrikanischen Geschichte. Vorfahren der heutigen Elefanten und zahlreiche andere Säugetiere tummelten sich demnach vor rund 27 Millionen Jahren in großer Zahl auf den Landmassen Afro-Arabiens. Einige der Fossilien stammen von den ältesten Vorfahren noch heute in Afrika lebender Säugetiere, andere wiederum sind Überreste von Arten, die als zu dieser Zeit längst ausgestorben galten.  
Die Ausgrabungen führte ein Team von US-amerikanischen und französischen Wissenschaftlern um John Kappelman von der University of Texas in Austin durch. Ihre Ergebnisse stellen die Forscher nun im Fachjournal "Nature" vor.
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Der Artikel "Oligocene mammals from Ethiopia and faunal exchange between Afro-Arabia and Eurasia" von John Kappelman und Kollegen erscheint in "Nature", Bd. 426, Seiten 549-552, vom 4. Dezember 2003.
->   Abstract des Artikels in "Nature"
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Die Vorfahren der Elefanten - lebten zeitgleich
Bild: Tab Rasmussen
Zur ihrer großen Überraschung fanden die Wissenschaftler in der Chilga-Region im Nordwesten Äthiopiens beispielsweise verschiedene Arten von primitiven Proboscidea oder Rüsseltieren - sehr entfernte Verwandte der heutigen Elefanten, die zu diesem Zeitpunkt längst als ausgestorben gegolten hatten.

Zu den Proboscidea zählen etwa Paleomastodons, aber auch direktere und weiter entwickelte Elefanten-Vorfahren wie das Gomphotherium. Anders als bisher vermutet zeigten die Fossilien, dass alle diese "Urelefanten" zeitgleich gelebt haben.

Man habe bereits seit langem vermutet, dass sich die Evolution der Elefanten fast gänzlich in Afrika ereignet habe, kommentiert William Sanders von der University of Michigan die Funde in einer Aussendung. "Aber diese neuen Fossilien erbringen den Beweis."

Bild rechts: Backenzähne einer zu diesem Zeitpunkt längst ausgestorben geglaubten Proboscidea-Art.
->   Mehr zu den Proboscidea (University of California, Berkeley)
Fossilien aus Afrikas "fehlenden Jahren"
Bild: John Kappelman
Besonders bedeutend seien die Funde, da sie aus einer Zeit stammen, als Afro-Arabien noch vom eurasischen Kontinent getrennt war, schreiben die Wissenschaftler in "Nature". Die Forscher datierten das vulkanische Gestein, in dem sich die fossilen Überreste fanden, auf etwa 27 Millionen Jahre.

Nur wenige Fossilien zeugten bisher von dieser Periode, in der die Landmasse allmählich nordwärts auf Eurasien zudriftete und sich die Tier- und Pflanzenwelt des Kontinents noch isoliert entwickelte.

Vor ungefähr 24 Millionen Jahren bildete sich dann schließlich eine dauerhafte Landbrücke zwischen beiden Kontinenten - es kam zu Wanderungsbewegungen zahlreicher Arten, die Flora und Fauna beider Kontinente maßgeblich veränderte.

Im Bild rechts: Ein Blick auf die Grabungsgegend in der Chilga-Region im Nordwesten Äthiopiens.
Anbindung bedeutete das Aus für das Arsinoitherium
 
Bild: Trent Schindler/National Science Foundation

Ein Arsinoitherium-Exemplar, das vor ungefähr 24 bis 34 Millionen Jahren lebte, im Größenvergleich zum Menschen.

Mit der Anbindung an Eurasien breiteten sich insbesondere die Proboscidea weiter aus. Für andere bedeutete die Einwanderung eurasischer Arten allerdings das Aus.

Betroffen war beispielsweise das Arsinoitherium, ein nashornähnliches Tier mit zwei auffälligen, gebogenen Hörnern auf der Schnauze, von denen die Forscher um Kappelman ebenfalls einige Überreste fanden.
Weit verbreiteter Artenreichtum
Bild: John Kappelman
Entdeckung von Skelettteilen des Arsinoitherium.
Von vielen der im Hochland entdeckten Arten hatten Experten angenommen, dass sie bevorzugt im Bereich der Küsten und Meeresarme gelebt hatten. Der jetzige Fundort deute aber daraufhin, dass sie viel weiter verbreitet waren und mehr Lebensräume besiedelt hatten als bisher gedacht.

Die Vielfalt der Funde zeige, dass die einwandernden Arten aus Eurasien keineswegs auf ein ökologisches Vakuum stießen, schreiben die Wissenschaftler. Vielmehr sei es zu einem Aufeinandertreffen der Tierwelten gekommen, bei dem es auf beiden Seiten Gewinner und Verlierer gegeben habe.
->   Department of Anthropology der University of Texas
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01.01.2010