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Forscher untersuchen Fischrückgang in den Flüssen  
  Der Fischbestand in Österreichs Flüssen geht zunehmenden zurück. Mögliche Erklärungen für diese Tatsache gibt es viele - Wiener Fischökologen gehen dem Phänomen nun auf den Grund.  
Die Biologen des Instituts für Ökologie und Naturschutz der Universität Wien wollen in einem von der EU, der Gemeinde Wien und dem Bund finanzierten Forschungsprojekt vor allem klären, ob bzw. wie sich die zahlreichen Einschränkungen für Fischwanderungen negativ auf die Bestandszahlen auswirken.
Praktisch alle Flussfische wandern
Dass Lachse über Tausende von Kilometern wandern, um ihre Nachkommenschaft zu sichern, ist mittlerweile weithin bekannt. Tatsächlich vollführen praktisch alle Flussfische Wanderungen, erklärte Projektmitarbeiter Georg Rakowitz gegenüber der APA.
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Drei verschiedene Lebensräume notwendig
Vereinfacht gesagt, braucht jeder Fisch drei verschiedene Lebensräume, einen wo er genügend Futter findet, einen weiteren, der ihm Schutz bietet und einen, wo er seine Nachkommen produziert, also einen geeigneten Laichplatz. Zwischen diesen Lebensräumen sind von den einzelnen Fischarten höchst unterschiedliche Distanzen zurückzulegen.
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Weite Strecken bis zu den Laichgründen
Die weitesten Strecken vollführen die Tiere dabei meist bei den Wanderungen zu Laichgründen. "Die Eier vieler Fischarten brauchen kiesigen Untergrund, hier sorgt die Strömung für die nötige Sauerstoffversorgung", so Rakowitz.

In schlammigen Böden etwa würden die Eier bzw. die Embryos effektiv ersticken. Daher wandern viele Fische zum Ablaichen in kleinere Bäche, wo die Bedingungen für Eier und Nachwuchs besser sind.
Ständiges Kommen und Gehen
Bereits in früheren Untersuchungen haben die Ökologen festgestellt, dass auf Grund der Wanderungen in einem bestimmten Flussabschnitt unter den Fischen ein ständiges Kommen und Gehen herrscht.

Sind derartige Wanderungen wegen Verbauungen nicht mehr oder nur eingeschränkt möglich, oder sind die nötigen Strukturen in einem Flusssystem gar nicht mehr vorhanden, so verbringen die Fische einen mehr oder weniger großen Teil ihres Lebens unter suboptimalen Bedingungen.

"Entsprechend weniger Nachwuchs wird es dann geben", ist Projektleiter Hubert Keckeis überzeugt.
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Beispiel Donau-Stör: Fast vollständig verschwunden
Ein drastisches Beispiel dafür ist etwa das Verschwinden der Störe aus der Donau. Mit der Errichtung der Wasserkraftwerke im Bereich des so genannten Eisernen Tores (Rumänien, Bulgarien, Serbien) in den 60er und 70er-Jahren des vorigen Jahrunderts, konnten die Störe ihre teils über 2.000 Kilometer weiten Wanderungen nicht mehr ausführen und verschwanden aus der Donau bei Österreich praktisch vollständig.
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Wiener Fischökologen untersuchen die Nase
Im Projekt konzentrieren sich die Biologen ausschließlich auf - weitgehend - natürliche Fischbestände, ohne Beeinflussung von Besatz und Fischerei. Als geeignetes Beispiel wählten sie die Nase (Chondrostoma nasus) aus der Gruppe der Karpfenartigen, die von Fischern kaum geschätzt werden.

Die Fische zählten einst zu den Häufigsten im österreichischen Abschnitt der Donau, die Bestände sind aber drastisch zurückgegangen. Mittlerweile haben die Forscher auch eine nachgewiesene Laichstelle der Nase in der niederösterreichischen Fischa gefunden.
Echolote sollen Aufschluss geben

Nun möchte Rakowitz etwa durch den Einsatz von Echoloten untersuchen, unter welchen genauen Bedingungen die Tiere ihre Wanderungen vollführen, welche optimalen Voraussetzungen sie brauchen.

"Dies wäre nicht zuletzt für die zahlreichen, so genannten Rückbauten von Fließgewässern von Bedeutung", so Keckeis.

Während die Ökologen das System Donau-Fischa und Donau-Donaukanal-Wienfluss im Visier haben, werden Kollegen von der Universität für Bodenkultur und dem Umweltbundesamt auch den Stauraum Freudenau in der Bundeshauptstadt untersuchen.
->   Institut für Ökologie und Naturschutz der Universität Wien
->   www.innovatives-oesterreich.at
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Kaviarträger kehren in die Wiener Donau zurück (13.6.03)
->   Mit Peilsendern auf der Spur von Donaufischen (5.6.03)
 
 
 
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01.01.2010