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Verhaltensstörungen bei Kindern nehmen zu  
  Siebzehn Prozent der Schüler und Schülerinnen Österreichs werden geschlagen oder gemobbt. Jeden Monat begeht einer von ihnen Selbstmord. Eine neue Studie geht den Hintergründen der Gewalt unter Österreichs Kindern nach und sucht nach Auswegen.  
Zunahme der Verhaltensstörungen
Die Psychologin Barbara Gasteiger Klicpera weist in ihrer Studie auf eine enge Verbindung zwischen Verhaltensauffälligkeit bei Kindern und der Qualität der Klassengemeinschaft hin.

Die vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) geförderte Studie erwartet eine Zunahme der Verhaltensstörungen in den kommenden 50 Jahren.
Soziales Lernen als Kinder-Schutz
Von Mitschülern malträtierte und gequälte Kinder würden depressiv und zögen sich zurück. Eine Verbesserung der Klassengemeinschaft und damit einen Schutz für diese Kinder böte das Projekt "Soziales Lernen", betonte Gasteiger Klicpera am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien.
Pro Monat ein Schüler-Selbstmord
Der Kinderpsychiater und Psychotherapeut Max Friedrich bestätigte diese Entwicklung und ging noch weiter. Eine vor einem Jahrzehnt durchgeführte Studie, die demnächst wiederholt werden soll, habe ergeben, dass in Österreich durchschnittlich pro Monat ein Schüler Selbstmord begehe, mit Spitzenwerten in den Zeugnismonaten Februar und Juni.

Er wünscht sich unter anderem "eine Stunde Leben Lernen" pro Woche für die Schüler, was durch Soziales Lernen verwirklicht werde. Allerdings müssten die Lehrer dazu auch entsprechend ausgebildet werden.
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Soziales Lernen
Die Schüler erwerben beim "Sozialen Lernen" Selbst-, Sach- und Sozialkompetenz. Zum Beispiel geben sich die Buben und Mädchen ihren eigenen "Verhaltenskodex", den sie nach demokratischen Spielregeln gemeinsam mit den Lehrern erarbeitet haben. Erfahrungen haben gezeigt, dass Maturanten, die an dem Projekt teilgenommen haben, flexibler vernetzt denken können und auch selbstbewusster auftreten als andere Schüler. Die Lehrer wiederum erörtern regelmäßig in der unterrichtsfreien Zeit untereinander die Möglichkeiten von Teamarbeit, Fächer übergreifendem Unterricht sowie für soziale und demokratische Prozesse im Klassenzimmer.
->   Thesen zum Sozialen Lernen
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Soziales Lernen: Ambivalente Entwicklungen
"Eine gute und eine schlechte Nachricht" konnte die Schulpsychologin Ruth Mitschka vom Verein "Soziales Lernen" präsentieren. Einerseits gebe es das Projekt "Soziales Lernen" mittlerweile an 60 von 80 Wiener AHS sowie einen eigenen Gegenstand an 400 Hauptschulen in Österreich.

Allerdings sinke die Bereitschaft der Lehrer, sich trotz steigender Nachfrage der Eltern beim "Sozialen Lernen" zu engagieren. Mit ihren Maßnahmen im Bildungsbereich sei nicht zuletzt die Regierung für diese Entwicklung verantwortlich, meinte Mitschka.
Protestmaßnahmen angekündigt
Beim Bildungsministerium ortete Mitschka Widersprüche zwischen Ankündigungen und tatsächlicher Vorgangsweise. Einerseits verspreche man eine Fremdsprachenoffensive, eine Technologiemilliarde und Maßnahmen zur Ausländerintegration. Auf der anderen Seite erschwere man die Teilung von Klassen beim Fremdsprachenunterricht, lasse Eltern für die Anschaffung von Computern zahlen und gefährde die Stellen von Begleit- und Stützlehrern.

Aus Protest initiiert der Verein in Graz (4. April), Klagenfurt und Wien (jeweils am 5. April) die Aktion "Wohin der Hase läuft", bei der eingegitterte Schoko-Hasen auf die Schulmisere hinweisen sollen.

(APA/red)
->   Arbeitsgemeinschaft Soziales Lernen
->   Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)
 
 
 
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01.01.2010