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Waisenkinder-Planeten im Orionnebel  
  Die Entdeckung bisher unerklärter Himmelskörper im Orionnebel erregte letztes Jahr Aufsehen in der Astronomie. Jetzt stellten sich die unbekannten Objekte als frei bewegliche Planeten heraus.  
Dies behaupteten britische Astronomen bei der Vorstellung ihrer Ergebnisse auf dem diesjährigen "UK National Astronomy Meeting" in Cambridge.

Über ein Jahr lang waren Astronomen von der Entdeckung jener seltsamen Himmelsobjekte in der Orionnebel-Konstellation irritiert, denn sie waren in gängige Kategorien nicht einzuordnen. Der von den britischen Astronomen jetzt vorgestellte Beweis für ihre These: die Existenz von Wasserdampf.
Zu kalt für Sterne
Die planetengleichen Objekte wurden letztes Jahr innerhalb des Orionnebels im Trapezium-Sternencluster entdeckt, eine Sammlung von Gas und Staub, 1.500 Lichtjahre von der Erde entfernt. "Wenn diese Himmelskörper Sterne wären, dann könnten sie auf Grund ihrer Wärme keinen Wasserdampf beherbergen", erklärt Patrick Roche, Astrophysiker an der Cambridge University, der mit Phil Lucas von der Hertfordshire University die spezifischen Wasserdampf-Zeichen entdeckte.
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Die Entstehung von Planeten
Unser Sonnensystem ist vor rund 4,5 Milliarden Jahren aus einer großen Gas- und Staubwolke entstanden. In ihrem Zentrum, dort wo die Dichte am größten war, entstand die Sonne. Die Entstehung der Planeten verlief anders. Zunächst mussten sich die winzigen Staubpartikel in der Wolke zu größeren Klumpen zusammenballen. Die ersten Sterne, die aus dem Wasserstoff und Helium nach dem Urknall entstanden, konnten noch keine Planeten gehabt haben, weil keine schweren Elemente vorlagen, aus denen sich Planeten hätten bilden können. Alle Planetensysteme sind also Gebilde der zweiten oder späteren Generation und entstanden aus den Resten früherer Sternengenerationen, in denen schwere Elemente aus der Kernfusion hervorgegangen waren und durch Sternenexplosionen in den Raum hinausgeschleudert wurden.
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Die Regeln umgangen
Wie Astronomen schon in der Vergangenheit festgestellt haben, sind Planeten Objekte, die die zehnfache Größe des Jupiter nicht überschreiten. Und, wie in unserem Sonnensystem, umkreisen Planeten einen Stern wie die Sonne. In diesem Fall brechen die neu entdeckten Planeten beide Regeln.

Sie sind nicht nur sechs bis13 Mal so groß wie Jupiter, sondern umkreisen auch keinen Fixstern wie die Sonne. "Die Definition eines Planeten sollte einfach sein", so der Astrophysiker Alan Stern vom Southwest Reserach Institute in Colorado, USA. "Planeten können eine bestimmte Masse nicht überschreiten, ohne dabei genügend Wärme für die Kernfusion von Wasserstoff oder Deuterium zu entwickeln, die für das Leuchten der Sterne verantwortlich ist." Das wäre aber im Falle der neu entdeckten Planeten zu heiß für die Anwesenheit von Wasserdampf, so die Astrophysiker.
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Der Orionnebel
Der Orionnebel ist als veritable Sternenfabrik bekannt. Seine gigantischen Gas- uns Staubwolken sind als unscharfer Stern im Zentrum der Orionschwert-Konstellation zu beobachten. Dort formen sich Sterne zu Klumpen aus Gas- und Staubwolken, akkumulieren und kollabieren schließlich durch ihre Eigengravitation in sich selbst. Während dieses Kollapses zerfällt das Material innerhalb dieses massiven Klumpens in kleinere Teile, die Hitze produzieren und mit der kontinuierlichen Verbrennung eines Sterns beginnen.
->   Mehr zum Orionnebel
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Ausgestoßene Planeten-Waisenkinder?
Eine der Theorien für diese frei schwebenden Planeten geht davon aus, dass jene als "Waisenkinder" von fernen Sternensystemen "verstoßen" wurden. Wissenschaftler haben Hinweise, dass unser eigenes Sonnensystem in der Vergangenheit Planeten "verstoßen" hat, obwohl die meisten dieser Planeten kleiner als die jetzt entdeckten waren.

Eine andere Theorie besagt, dass solche Planeten wie Sterne entstanden sind, aber nie ausreichend Masse für einen Stern entwickelten. Sie sind quasi auf dem Weg zur Entwicklung eines Sternes "stecken geblieben".

Für den Astronomen Roche liegt die Antwort in der weiteren genauen Beobachtung jener neuen Himmelskörper. "Eine exakte Analyse jener Objekte wird uns sicherlich mehr über die Entstehung von Sternen und vielleicht auch über Planeten in den Frühphasen unseres Sonnensystems erzählen", hofft Roche.
->   Astronomie an der Universität Cambridge
->   National Astronomy Meeting in Cambridge 2001
 
 
 
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01.01.2010