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Forscher erzeugen cholesterinfreie Mäuse  
  Cholesterin ist für den menschlichen Stoffwechsel unbedingt notwendig, wenn auch zuviel davon die Chance von Herzerkrankungen erhöht. US-Forscher haben nun gezeigt, dass das bei Mäusen ganz anders ist. Sie haben die Nager derart gentechnisch modifiziert, dass diese gänzlich cholesterinfrei sind. Die Ergebnisse sollen neue Ansätze zur Behandlung von Stoffwechselerkrankungen beim Menschen liefern.  
Davon berichtet Elena Feinstein und ihr Team vom Unternehmen Quark Biotech in Cleveland/Ohio in der aktuellen Ausgabe von "Science". Die entsprechende Studie wurde gemeinsam mit Forschern des schwedischen Karolinska Institutes und der Sackler School of Medicine in Israel durchgeführt.
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Die Studie ist unter dem Titel "Generation of Viable Cholesterol-Free Mice" in "Science" (Bd. 302, S. 2087, Ausgabe vom 19. Dezember 2003) erschienen.
->   "Science"
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Ersetzung durch ein anderes Sterol
Die Mäuse wurden durch Abschalten des Gens Dhcr24 geschaffen, das für das Enzym Desmosterol Reduktase kodiert.

Das Gen scheint für den letzten Schritt der Biosynthese von Cholesterin verantwortlich zu sein. Cholesterin ist ein notwendiger Bestandteil von Zellen und Zellmembranen und spielt eine wichtige Rolle bei der Signalübertragung.

Aufgrund der Genmutation wurde Cholesterin durch ein anderes Sterol ersetzt - durch das so genannte Desmosterol. Zwar entwickelten sich die Mäuse kleiner als ihre Artgenossen, und sie blieben unfruchtbar, aber ansonsten waren sie "relativ gesund", so die Forscher.
Überraschende Überlebensfähigkeit
Sie seien selbst über die Überlebensfähigkeit der Tiere überrascht gewesen, "wo doch bei Säugetieren Cholesterin rund 99 Prozent aller Sterole des Körpers ausmacht", so Elena Feinstein in einer Aussendung.
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Cholesterin
Cholesterin ist ein ungesättigtes, farb-, geruch- und geschmackloses Sterol (eine Gruppe natürlich vorkommender Steroide), das in fast allen tierischen Fetten vorkommt. Besonders angereichert ist es in Gallensteinen, im Gehirn, in der Haut und in den Nebennieren, aufgenommen wird es v.a. mit der Nahrung, so in Eigelb, Butter, Innereien, Muscheln und Krabben.

Cholesterin hat im Körper eine Reihe von Funktionen: Es ist oft Bestandteil tierischer Zellmembranen, v.a. von Nervenzellen, und Ausgangsprodukt für die Bildung zahlreicher anderer Steroide.
->   Mehr über Cholesterin in science.ORF.at
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Menschen können mütterliches Cholesterin nicht nützen
Im Gegensatz zu Mäusen hat ein ähnlicher genetischer Defekt bei Menschen weit schwerere Konsequenzen.

Eine möglich Erklärung dafür haben die Wissenschaftler bereits: Anders als menschliche Embryonen können Maus-Embryonen das Cholesterin ihrer Mutter nutzen - und die Ersetzung durch Desmosterol geschieht so erst nach der Geburt.
"Sterol-Synergismus" bei komplexen Organismen
Wie die Forscher schreiben, unterstütze ihre Studie zum ersten Mal die Theorie des "Sterol-Synergismus" bei komplexen Organismen, derzufolge gewisse Sterole ausgetauscht werden können.

Bislang sei dies erst bei einfachen Organismen wie der Hefe bewiesen worden. Nichtsdestotrotz sei die Rolle des Cholesterins speziell in der Entwicklungsphase von entscheidender Bedeutung.
Hoffnung auf neue Therapieansätze
Die Forscher hoffen aufgrund ihrer Studien in der Zukunft auf neue Einsichten in die Funktionsweise des Cholesterins in verschiedenen Organen und auf mögliche neue Therapieansätze bei Stoffwechselkrankheiten.
->   Quark Biotech
 
 
 
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01.01.2010