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Forschen statt Schlachten  
  Für die BSE-Forschung will die bayrische Regierung nach den jüngsten BSE-Fällen zehn Millionen DM bereitstellen. Derweil weisen schon einige Initiativen in die richtige Richtung.

 
 Möglicherweise hilft ein seit Jahren bekanntes Schmerzmittel, die BSE-Krankheit Creutzfeldt-Jakob zu verzögern.
 Führen noch andere Wege als die Nahrungskette zu einer Infektion mit BSE? Zwanzig Rinder werden in der Tierklinik Oberschleißheim unter Quarantäne gestellt, um dies herauszufinden.
 Einen neuen Test zur Früherkennung von BSE bei lebenden Rindern ließ Boehringer-Ingelheim patentieren. Er soll im Spätsommer 2001 europaweit auf den Markt kommen.

 Obwohl das Rinderwahnsinns-Risiko in Österreich am geringsten sei, gibt die Österreichische Ärztekammer Empfehlungen für den Speiseplan ab.

Verzögerung der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit möglich?
Den geistigen Verfall von Patienten mit der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJD) soll ein seit Jahren bekanntes Schmerzmittel verlangsamen.
Der bisher im Medikament Katadolon enthaltene Wirkstoff Flupirtin habe bei Versuchen an 23 Betroffenen zu "deutlichen Verbesserungen des kognitiven Vermögens" wie etwa der
Merkfähigkeit geführt, teilte Gabriela Pergande, Forscherin der Asta Medica AG am Dienstag in Frankfurt mit. Die Forscherin beruft sich auf einen Zwischenbericht der seit 1997 an der Universitätsklinik Göttingen vorgenommenen Studie.

Bisher kein wirksames Medikament gegen CJD
Eine Heilung der Erkrankten sei auch mit der Einnahme von
Flupirtin nicht zu erwarten, betonte Pergande. Allenfalls sei eine Verlangsamung des Zerfalls der Gehirnzellen um mehrere Monate möglich.
Nach Darstellung Pergandes gibt es bisher kein Arzneimittel,
das sich auch bei der Bekämpfung der möglicherweise durch die
Rinderseuche BSE hervorgerufenen neuen Variante der CJD als wirksam erwiesen hat.

Franz Marc: "Die gelbe Kuh"
Zunächst vorsichtig bewertete der Münchner Neuropathologe und CJD-Experte Hans Kretzschmar die Erkenntnisse. Selbst wenn die Krankheit mit einem Medikament aufzuhalten wäre, müsse noch immer ein weiteres Medikament gefunden wäre, das zu einer Heilung führe.
BSE-Infektionswege erforschen
Erstmals sollen in Deutschland BSE-verdächtige Rinder unter Quarantäne gestellt werden. Der bayerische Ministerrat
billigte am Dienstag Pläne der Tierärztlichen Fakultät der
Universität München, etwa 20 Rinder in ihrer Tierklinik in
Oberschleißheim zu beobachten.
"Wir wollen die Infektionswege und den Krankheitsverlauf von BSE erforschen", erklärt der Leiter des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenmedizin, Oskar-Rüger Kaaden. Nun muss nur noch die Bundesregierung zustimmen.
Andere Übertragungswege als die Nahrung?
Bei früheren Untersuchungen von Rinderherden in Europa seien "nur ein, selten zwei, höchstens drei" Tiere mit dem Erreger des Rinderwahnsinns infiziert gewesen, sagt Kaaden. Deshalb müsse geklärt werden, ob es für BSE andere Übertragungswege als die Nahrung gebe.
Vielleicht sei Rinderwahnsinn ebenso wie die menschliche
Creutzfeldt-Jakob-Krankheit nicht nur infektiös, sondern auch erblich und sporadisch, könne also ohne äußere Einwirkung entstehen.

Die Tierärzte planen regelmäßige Bluttests von 20 in der Tierklinik isolierten Tieren. Auch die Rückenmark-Flüssigkeit soll untersucht werden. Sie wird unter Narkose aus dem Rückgrat entnommen.
BSE-Früherkennung mit neuem Bluttest
Inzwischen hat der Pharma-Konzern Boehringer-Ingelheim für einen neuen BSE-Bluttest bei lebenden Rindern ein
weltweites Patent angemeldet.

Erreger-Nachweis im Blut lebender Rinder
Gegenüber den bisherigen Testverfahren mittels Hirnproben
geschlachteter Tiere könnten durch den Test der Boehringer-
Ingelheim-Tiergesundheitstochter Vetmedica GmbH (BIV) nun BSE-Erreger im Blut lebender Rinder nachgewiesen werden, teilte der Pharmakonzern mit.
Dadurch könne der Zustand einer Herde oder eines einzelnen
Tieres über einen Zeitraum beobachtet werden, um so auch frühe Anzeichen für eine Erkrankung festzustellen. Nach Angaben von Konzernsprecher Ulrich Bock hofft Boehringer-Ingelheim, den Test im Spätsommer 2001 europaweit auf den Markt zu bringen.

Funktioniert wie Diabetestest
Der Bluttest der BIV ermögliche eine Früherkennung der
Krankheit, sagte Bock. "Man kommt nun immer näher an den Ausbruch der Krankheit heran." Dabei funktioniere der Bluttest im Prinzip wie ein Diabetestest. Den Tieren werde Blut abgenommen und dieses dann mit markierten Antikörpern versehen.
EU-Überwachungsprogramm
Die EU hatte im vergangenen Mai ein BSE-Überwachungsprogramm mittels Stichproben beschlossen. Inzwischen wurden ab 1.Januar 2001 für die gesamte EU Tests an allen Risikotieren unter den Schlachtrindern und ab Anfang Juli zudem an allen über 30 Monate alten Schlachtrindern als obligatorisch erklärt.

Den EU-Staaten stehen im Zuge dieses Überwachungsprogramms bisher drei von der Kommission genehmigte Testverfahren zur Verfügung, die in Frankreich, Irland und der Schweiz entwickelt wurden.
Eines jener Testverfahren, das inzwischen in Frankreich, Dänemark und Österreich angewandt wird, stammt von Prionics. Die Zürcher Firma, ein Spin-off der Universität Zürich, gilt inzwischen in diesem Bereich als Marktleaderin.
Empfehlungen der Ärztekammer: Hände weg von Rindermark
Unterlassen soll man aber den Genuss von Rinderhirn und Hirn anderer Tierarten. Bei Rückenmark, Rückenmarkprodukten und bei Knochenmark ist generell Vorsicht geboten. Der Konsum von gelatinehältigen Nahrungsmitteln sollte eingeschränkt werden.
Suppenwürfel unbedenklich
Suppenwürfel gelten als unbedenklich, da sie aus
argentinischem, BSE-freiem Rindfleisch hergestellt sind.

Wer Suppen kocht, soll auf Wirbelknochen verzichten. Röhrenknochen sind "weniger" bedenklich. Auch Kindernahrung ist gefahrlos.
Ungarische Salami risikolos
Wurst und Wurstprodukte sind differenziert zu sehen. Risikolos
sind Rohwürste wie zum Beispiel ungarische Salami, da sie kein
Rindfleisch enthalten. Billige Wurstprodukte können geringe Bestände aus dem Rückenmarkskanal von Rindern enthalten. In Würsten sei aber "sicherlich" kein "hochbelastetes" Material zu finden, sagt die Lebensmitteluntersuchungsanstalt.

Weniger Fleisch, dafür bessere Qualität
Experten raten den Konsumenten generell umzudenken. Lebensmittel und Fleisch sind zu Lockmitteln geworden, "Billigangebote" häufen sich - aber wer Qualität will, muss dafür mehr bezahlen.
Am besten wäre es, Fleisch bzw. Wurst seltener auf den Tisch zu bringen - dafür aber in hervorragender Qualität, also teurer.
Arzneimittel enthalten Rinderbestandteile
Etwa 70 Prozent aller Arzneimittel enthalten Rinderbestandteile. Es besteht jedoch kein Risiko, sich durch Tabletten mit dem BSE-Erreger zu infizieren. Schon seit zehn Jahren wird die theoretisch vorhandene Gefahr einer BSE-Übertragung durch Medikamente vorsorglich bekämpft, Rinder aus BSE-Hochrisiko-Ländern wie Großbritannien würden grundsätzlich nicht verwendet. Ein Verzicht auf Rind in Arzneimitteln sei aber nicht möglich.
->   Official Mad Cow Disease Homepage
 
 
 
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