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Alle Jahre wieder: Die Winterdepression  
  Zwischen Oktober und März verfallen alljährlich etwa fünf Prozent der Bevölkerung in tiefe Depressionen. Sie leiden am so genannten "Seasonal Affective Disorder-Syndrom" - kurz SAD. Als Verursacher dieser "Winterdepression" steht das Zirbeldrüsen-Hormon Melatonin unter Verdacht.  
Melatonin sei für die Entstehung des Seasonal Affective Disorder-Syndrom" verantwortlich, meint etwa die isländische Forscherin Ragnhildur Karadottir. Studien zufolge wird bei Depressiven das Hormon deutlich stärker ausgeschüttet wie bei Menschen mit normaler Stimmungslage.
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Melatonin und seine Wirkungsweise
Das Hormon Melatonin wird im Gehirn in einer kleinen, etwa erbsengroßen Drüse gebildet - der so genannten Zirbeldrüse. In den spezialisierten Nervenzellen der Zirbeldrüse (Glandula pinealis) wird Melatonin aus dem ebenfalls biologisch sehr bedeutsamen Neurotransmitter Serotonin produziert. Nach seiner Freisetzung verteilt sich das Hormon über den Blutweg im ganzen Körper. Melatonin als Botenstoff im Gehirn wirkt beruhigend und spielt eine wichtige Rolle im tagesperiodischen bzw. Tag-Nacht-Rhythmus: Dunkelheit regt die Produktion von Melatonin an, Sonnenlicht hingegen hemmt sie und macht uns dadurch aktiver.
->   Mehr Informationen zu Melatonin
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75 Prozent der Betroffenen sind Frauen
Etwa fünf Prozent der Bevölkerung leiden im Winter am "Seasonal Affective Disorder-Syndrom". Während in den Mittelmeerländern die Krankheit so gut wie unbekannt ist, sind in Island oder Alaska beinahe zehn Prozent betroffen - drei Viertel davon sind Frauen.
SAD: Nachlassende Libido und Heißhunger
Die Symptome sind vielschichtig: Menschen mit SAD-Syndrom leiden unter gedrückter Stimmung und nachlassender Libido, sie klagen über Energielosigkeit, schlafen viel und es fällt ihnen schwer, aus dem Bett zu kommen.

Trotzdem ist der SAD-Kranke immer müde, denn er schläft nicht besonders tief. Wegen des großen Appetits auf Süßes setzt der Körper schnell Fett an.
Auslöser: Kälte und "wenig" Licht
Kälte, Mangel an natürlichem Tageslicht und die verminderte Lichtintensität im Winter gelten als Auslöser der Krankheit.

Die Aktivität bestimmter Nervenstränge im Gehirn ist zudem gedämpft. Dadurch wird zu wenig vom Neurotransmitter Serotonin, der mit positiven Emotionen in Verbindung gebracht wird, produziert.
Lichttherapie gegen die Depression
Die Krankheit wird unter anderem mit einer Lichttherapie behandelt. Die Patientinnen sitzen dazu täglich etwa zwei Stunden vor einer Tageslichtlampe mit mindestens 2.500 Lux. In der Regel dauert die Therapie zwei Wochen.

Während der Bestrahlung sollten die Patientinnen die Augen offen halten, denn das Licht muss direkt auf die Netzhaut treffen. Bereits nach wenigen Tagen kann es schon zu einer Stimmungsaufhellung kommen.
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Besonders wichtig: Bewegung im Freien
Auch Kneipp-Wechselbäder und einige Tässchen Johanniskraut-Tee sollen gute Laune machen Doch noch besser ist Bewegung im Freien. Lange Spaziergänge, Radfahren oder Langlaufen helfen doppelt. Einerseits tut körperliche Bewegung der Seele gut. Auf der anderen Seite erreicht ein sonnenloser Winterhimmel selbst an bewölkten Tagen bis zu 10.000 Lux.
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Keine "normale" Depression
Winterdepressionen unterscheiden sich von anderen Depressionen darin, dass sie jährlich im Herbst oder Winter wiederkehren und nach etwa sechzig Tagen vollständig abklingen.

Einen Zusammenhang zwischen Winterdepression und Selbstmord sieht die isländische Forscherin Ragnhildur Karadottir nicht, denn entgegen der landläufigen Meinung steigt die Selbstmordrate erst im Frühjahr an.
->   Mehr zur Winterdepression in netdoktor.at
 
 
 
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