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Frank Rattay
Gesellschaft für Biomedical Engineering,
Technische Universität Wien
 
ORF ON Science :  Frank Rattay :  Technologie 
 
TU-BioPreis: Sieben Studenten der TU Wien nominiert  
  Von Knochenersatzmaterialien bis zu Retinaimplantaten: Mit solch hochaktuellen Themen bezeugen sieben hervorragende, für den TU-BioPreis nominierte studentische Abschlussarbeiten die Vielseitigkeit der interdisziplinären Ausbildung an der Technischen Universität Wien.  
Ausgezeichnete Knochenersatzmaterialien
Monika Schuster erhält den heurigen TU-BioMed Preis für ihre Diplomarbeit "Photopolymerisierbare Biopolymere für Knochenersatzmaterialien". In vielen Fällen soll ein solches Ersatzmaterial nur so lange als Stütze dienen, bis der Organismus den Knochen selbst wieder aufgebaut hat.
Qualität durch computergesteuerte Formgebungstechniken
Das eingesetzte biokompatible Material muss den natürlichen Heilungsprozess unterstützen und nach einer gewissen Zeit ohne Nebenwirkungen vom Körper resorbiert werden. Eine besondere Herausforderung ist die effiziente Herstellung des zu implantierenden Knochenersatzstücks mit passgenauer Formgebung.

Die ausgezeichnete Arbeit untersucht deswegen unter anderem auch die Eignung von Biomaterialien hinsichtlich ihrer Einsatzmöglichkeit in computergesteuerten Formgebungstechniken (Rapid Prototyping), die durch schichtweises Aushärten mittels Licht die Herstellung komplexer dreidimensionaler Geometrien erlaubt.
Hilfe für Blinde, Gelähmte und nach Beinamputation
Mit dem Prädikat "spektakulär" bewertete die Jury die Dissertation über die Analyse der Erregung von Retinazellen mit visuellen Neuroprothesen von Susanne Resatz, die sich mit dem Einsatz modernster Computersimulationsmethoden zur Entwicklung komplexer Neuroprothesen befasst.

Die Bedeutung der Arbeit für die Entwicklung effizienter Elektroden für die nächste Generation von Implantaten für Blinde wird bereits von Technikern und Ärzten hervorgehoben (Weiland and Humayun 2005: A biomimetic retinal stimulating array, Engineering in Medicine and Biology Magazine, IEEE. 24 (5) 14-21).
->   Hoffnung für Blinde: Elektronische Sehhilfe in Aussicht (5.6.02)
Muskelaktivierung bei Querschnittspatienten
Noch zwei weitere studentische Forschungsarbeiten beschäftigten sich mit der Funktionellen Elektrostimulation, nämlich die Dissertation von Werner Reichenfelser mit dem Titel: "Test- und Trainingsfahrrad für Personen mit Querschnittlähmung zur Optimierung der Stimulationsparameter" und die Diplomarbeit von Thomas Mandl mit dem Titel: "Medical image segmentation for calculating effects of muscular anisotropy during Functional Electrical Stimulation". Beide Arbeiten dienen der Verbesserung der Ansteuerung von Oberflächenelektroden zur Muskelaktivierung bei Querschnittspatienten.

Die Modellbildung und Regelung eines elektrischen Antriebs von Andrea Lorenz erscheint als interessanter Beitrag zur Verbesserung der Dämpfungseigenschaften von Knieprothesen.
Moderne Forschung ist oft "undiszipliniert"
Wie sehr die Anforderungen moderner Forschung die Abgrenzungen klassischer Disziplinen überschreiten zeigen besonders die Diplomarbeiten von Christoph Hametner aus der Fakultät für Maschinenwesen und Betriebswissenschaften - er untersuchte mit einer mathematisch-theoretischen Analyse pharmakokinetische Patientenmodelle - von Andreas Fritsch mit dem Titel: "Mikromechanische Erklärung der anisotropen Knochenelastizität: zur Rolle verbundener nadelartiger Mineralkristalle, quervernetzter Kollagenmoleküle sowie von Lacunae und Vaskulärporen".

Diese Beispiele zeigen, dass moderne Ausbildungsprofile an Universitäten mehr als einen Blick über den Gartenzaun zulassen sollen. Die dreistufige akademische Ausbildung mit einem Wechsel der Ausrichtung beim Übergang vom Bachelor- zum Masterstudium sollte aus dieser Sicht möglichst großzügig in den Zulassungsbestimmungen berücksichtigt werden.

[21.12.05]
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