Host-Info
Stefan Schmutz
Institut für Wasservorsorge, Gewässerökologie und Abfallwirtschaft, Universität für Bodenkultur Wien
 
ORF ON Science :  Stefan Schmutz :  Umwelt und Klima .  Gesellschaft .  Wissen und Bildung 
 
Goldene Zeiten für die österreichische Umweltforschung?
Ein Beitrag zur aktuellen Forschungspolitik
 
  Forschungspolitik ist wieder salonfähig! Während uns täglich Meldungen über neue Sparmaßnahmen überhäufen, sollen zehn Milliarden in die Forschung investiert werden. Kommen goldene Zeiten auf forschungshungrige Umweltwissenschaftler zu? Schließen wir jetzt endlich zum westlichen Standard auf?  
Stiefkind Umweltforschung
Die Umweltforschung in Österreich musste bislang mit bescheidenen Mitteln auskommen. Wesentlichste Säule der Grundlagenforschung ist der FWF (Fonds zu Förderung der wissenschaftlichen Forschung), der derzeit jährlich mit knapp einer Milliarde finanziert wird (50% für Naturwissenschaften).

Als eine Folge der begrenzten Mittel suchen immer mehr Wissenschaftler ihr Heil in der angewandten Forschung. Eine Analyse des ÖNUF (Österreichisches Netzwerk Umweltforschung) zeigt, dass z.B. im Bereich Gewässerökologie zwei Drittel der Forschung im angewandten Umfeld stattfindet. Angewandte Umweltforschung wird jedoch vor allem von Ministerien gefördert, die bei den letzten Sparpaketen empfindliche Kürzungen hinnehmen mussten.

Der Ausweg in Richtung europäischer Forschungsförderung ist auch mehr als beschwerlich: zum einen beschränken sich die Rahmenprogramme auf angewandte Auftragsforschung, zum anderen sind Bewiligungsraten von unter 20 Prozent und weniger nicht unbedingt motivierend.
Rat für Forschung und Technologieentwicklung
Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung wurde von der Bundesregierung zur Beratung in allen Fragen betreffend Forschung, Technologie und Innovation und zur Erarbeitung einer langfristigen österreichischen Forschungsstrategie eingesetzt.

Dieser Rat wird daher maßgeblich Einfluss auf die Verteilung angekündigter Gelder haben. Der Rat setzt sich fast ausschließlich aus Spitzen der Industrie und Vertretern technischer Universitäten zusammen. Daduch ist bereits erkennbar, dass die Förderungen schwerpunktsmäßig oder fast ausschließlich in Richtung angewandter technologischer Forschung gehen werden.

Damit wird der generelle Trend weg von der Basisforschung hin zu einer unmittelbar wirtschaftlich umsetzbaren Forschung weiter verstärkt.
Grundlagenforschung in den USA
Ganz entgegengesetzt zur österreichischen Entwicklung erfährt die Grundlagenforschung in den USA einen regelrechten Boom. Der budgetierte Anstieg der "basic research" von 2000 auf 2001 beträgt 6,8 Prozent!

Die unserem FWF vergleichbare NSF (National Science Foundation) soll sogar eine Steigerung von 20 Prozent erfahren! Und dies bei einem Forschungsanteil von bereits 2,79 Prozent des BIP (1999), wohingegen wir noch immer bei 1,6 Prozent herumtümpeln (ÖSTAT 1999).
Zukunft der Umweltforschung in Österreich
Angesichts bedrohlicher Umweltszenarien besteht dringender Bedarf an umfassender Forschung zur Bewältigung anstehender Probleme. Österreich als "umweltfreundliches" Land sollte sich seiner forschungspolitischen Verantwortung im Umweltbereich stärker bewußt werden.

Es ist ein günstiger Zeitpunkt, politische Weichen in diese Richtung zu setzen. Hoffen wir, dass angekündigte Gelder nicht nur kurzfristig wirksamer, wirtschaftlich orientierter Forschung, sondern auch einer unsere Zukunft bestimmenden Umweltforschung zu Gute kommen.
->   Österreichisches Netzwerk Umweltforschung
->   Rat für Forschung und Technologieentwicklung
->   "Österreichische Umweltforschung im internationalen Kontext"

 


 
 
 
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