Host-Info
Stefan Schmutz
Institut für Wasservorsorge, Gewässerökologie und Abfallwirtschaft, Universität für Bodenkultur Wien
 
ORF ON Science :  Stefan Schmutz :  Umwelt und Klima 
 
Weltwassertag  
  Weltweiter Wassermangel?
Wasserqualität ist nicht gleich Gewässerqualität.
Wo steht Österreich?
 
Weltweite Situation
Etwa nur 10 % der zur Verfügung stehenden Wasserressourcen werden heute vom Menschen in Form von Wasserentnahmen genützt. Warum spricht man dann von weltweitem Wassermangel?
Die Gründe, warum wir heute vom Wasser als d i e begrenzende Lebensressource sprechen, liegen v.a. im Bereich der ungleichen zeitlich/räumlichen Verteilung sowie am Mangel von Wasser geeigneter Qualität (World Water Vision):
- Ein hoher Anteil der Wasserressourcen befindet sich in Gebieten mit geringem Bedarf (Amazonas, Alaska, Kanada).
- Niederschlag und Abfluss findet in kurzen Zeiträumen statt (z.B. Monsunregen) und kann nur durch Speicherung (Trinkwasserreservoirs) längerfristig verfügbar gemacht werden.
- Ein hoher Anteil des genutzten Wassers weist beeinträchtigte Qualität auf und ist daher ohne Aufbereitung nicht verfügbar.
->    Earthscan / World Water Vision
Situation in Österreich
Österreich ist ¿ bezogen auf die Fläche - eines der wasserreichsten Länder der Erde. In den letzten Jahrzehnten wurden gewaltige Anstrengungen unternommen, die Wasserqualität unserer Gewässer zu heben. Heute sind in Österreich die Seen weitgehend saniert und die Flüsse von starken Abwasserbelastungen befreit. Haben wir schon alle Hausaufgaben erledigt?
->   Siehe weitere Infos zur Gewässergüte
Wasser als Bestandteil von Gewässerökosystemen
Heutzutage wird der Zustand der Gewässer nicht alleinig nach der ¿Wasserqualität¿, sondern anhand der Intaktheit des Gesamtsystems Wasser-Gewässer beurteilt. Wasser, Lebensraum und organismische Besiedelung werden als Einheit betrachtet; die ökologische Funktionsfähigkeit dieses Gefüges gilt es zu erhalten und zu verbessern.

Während sich die Wassergüte in den letzten Jahrzehnten deutlich verbesserte, erfuhren unsere Gewässer maßgebliche Veränderungen in ihren hydromorphologischen Ausprägungen. Wasserkraftwerke und Flussregulierungen zählen zu den gravierendsten Eingriffen und führten dazu, dass heute nur mehr etwa 6 % der größeren Fließgewässer als naturnahe zu bezeichnen sind (siehe unten). Die Gewässer wurden durch Staue, Ausleitungskraftwerke, Schwellkraftwerke und Flussbegradigungen so stark verändert, dass sie ihren typspezifischen Charakter verloren haben.

Ende letzten Jahres verabschiedete die EU ein neues Gesetz zum integrativen Management und Schutz der Gewässer. Übergeordnetes Ziel der sogenannten ¿Wasserrahmenrichtlinie¿ ist die Schaffung eines zumindest ¿guten Zustands¿ aller Gewässer bis zum Jahre 2016. Die Bewertung des Zustandes erfolgt entsprechend eines modernen ökosystemaren Verständnisses anhand eines integrativen Ansatzes. Zusätzlich zur Erfassung von chemisch/physikalischen Wasserqualitätsparametern erfolgt nun auch eine Bewertung der ökologischen Verhältnisse anhand von Indikatorgruppen (z.B. Fische). Damit hat die EU das weltweit ambitionierteste Wasserrecht geschaffen. Dieses Instrument bietet nun die Möglichkeit, unsere Gewässer in ihren ganzheitlichen Ausprägungen wiederherzustellen und sie für zukünftige Generationen nachhaltig nutzbar zu machen.
->   Siehe Beitrag zur Wasserrahmenrichtlinie
Zustand österreichischer Fließgewässer
 


Kategorie A: keine direkte Beeinflussung der hydromorphologischen Verhältnisse (intakter Lebensraum)
Kategorie B: keine systematischen flussbaulichen oder energiewirtschaftlichen Eingriffe
Kategorie potentiell A oder B: hydrologisch beeinträchtigt
Kategorie C: stark beeinträchtigt

Daten aus Muhar et al. 1998 (Ausweisung flußtypspezifisch erhaltener Fließgewässerabschnitte in Österreich, BMLF)
 
 
 
ORF ON Science :  Stefan Schmutz :  Umwelt und Klima 
 

 
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