Host-Info
Reinhold Wagnleitner
Institut für Geschichte, Universität Salzburg
 
ORF ON Science :  Reinhold Wagnleitner :  Gesellschaft .  Technologie 
 
Die virtuelle Wunderkammer  
  In der Woche nach dem Tag der Arbeit sei insbesondere jener gedacht, die meist unter den schwierigsten Umständen, immer in Lebensgefahr und häufig unter unmenschlichen Bedingungen einen wichtigen Beitrag zur Schaffung des Mehrwerts (für andere) leiste(te)n: den Bergmännern ganz allgemein und den Kupferbergknappen von Prettau im Ahrntal im besonderen.  
Bergbaumuseum im Kornkasten Steinhaus
Seit dem Ende des Jahres 2000 steht für interessierte Besucher nun im ehemaligen Lebensmittelmagazin des Bergwerkes, im Kornkasten von Steinhaus, ein Bergbaumuseum offen, in dessen Zentrum sich die umfassende bergbauliche Sammlung der Familie Enzenberg befindet, die ursprünglich in einem kleinen Raum des gräflichen Ansitzes Gassegg untergebracht war.
Die Modellkammer
Die in ganz Europa einzigartige Modellkammer von historischen Arbeitsgeräten und Maschinen, welche die mehr als ein halbes Jahrtausend dauernde Geschichte des Südtiroler Bergbaus dokumentieren, geht auf die Sammlerleidenschaft und naturwissenschaftlichen Interessen des letzten Gewerken des Prettauer Bergwerkes, Graf Hugo von Enzenberg zurück. Unter seiner Ägide zeichnete sich, parallel zum Ende der Donaumonarchie, das Finale der Rentabilität des Abbaus jenes Kupfers ab, das ehemals wegen seiner Güte besonders begehrt war.
->   Bergbaumuseum im Kornkasten Steinhaus - museo delle miniere nel Granaio di Cadipietra
Von den Kunst- und Wunderkammern ...
Diese technische Modellkammer steht aber nicht nur in der klassischen Tradition der "Kunst- und Wunderkammern" seit dem 17. Jahrhundert, sondern wurde mittels Computerstationen im Museum sowie durch eine ausgezeichnet gelungene CD-Rom-Produktion tatsächlich auch zu einer virtuellen Wunderkammer, in welcher die Besucher, je nach Bedarf, in deutscher oder italienischer Sprache, empfangen und begleitet werden.
... zum Cybermuseum
Den Besuchern des Museums bietet sich so ein faszinierendes Wechselspiel zwischen den realen Ausstellungsstücken und deren virtuellen Repräsentationen auf den Bildschirmen. Neben der Museumsinstallation funktioniert dieses Produkt jedoch auch als unabhängige CD ROM, die den virtuellen Besuchern ungewöhnliche Einblicke in die Sozial-, Technik-, Wirtschafts-, (Aber-)Glaubens- und Alltagsgeschichte des Südtiroler Bergbaues über die gesamte Periode der Neuzeit verschafft.
->   Die virtuelle Wundekammer
Das weblab
Diese besonders geglückte Verschmelzung altbewährter Präsentationstraditionen mit modernsten musealen Darstellungsformen, die kreative Fusion der traditionellen Vorteile einer klassischen Wunderkammer mit den scheinbar unendlichen Möglichkeiten zur Gestaltung eines Cybermuseums verdanken wir dem Innsbrucker weblab.

Mit dieser virtuellen Wunderkammer haben Arno Gisinger und Niko Hofinger (und ihr Team Rudolf Tasser, Petra Paolazzi, Paul Winter, Tiziano Rosani, Harald Schröpfer Gernot Gögele, Alberto Perini) nach diversen digitalen Gesellenstücken (über die Familie Turteltaub, Faux Terrain, die Schlacht am Bergisel, Projekt Laurin, inventARISIERT etc.) nun tatsächlich eine meisterliche Arbeit vorgelegt.
->   weblab
Die virtuelle Wunderkammer - Il gabinetto virtuale delle meraviglie repräsentiert tatsächlich eine historisch besonders einfühlsame Arbeit. Für historisch Interessierte außerordentlich ergiebig und optisch ausnehmend schön dargestellt präsentiert sich das virtuelle Archiv.

Es gibt Auskunft über das Ahrntal um 1700 ebenso, wie über die Spuren im Tal, die große Anzahl von Berufen im und um den Kupferbergbau, die Gewerken, Geister, Heilige, Aberglaube, den Handel und den Alltag. Ein gut gearbeitetes Glossar klärt altertümliche
Exemplarische Digitalisierung
Dieses Projekt repräsentiert eine besonders gelungene Verschmelzung alter und neuer musealer Schauformen und bietet auch für Schulen didaktisch gut aufbereitetes, vertiefendes Material. Die CD-Rom kann als exemplarisch (nicht nur) für viele kleine Museen gelten.
Escape, Quit, Flucht
Selbstverständlich stand den realen Bergleuten kein Druckknopf zur Verfügung, der sie per Mausklick sofort wieder ans heißersehnte Tageslicht befördern konnte.

Diese virtuelle Wunderkammer ist allerdings, im besten Sinne des Wortes, so einfach gegliedert, hervorragend recherchiert und ästhetisch ansprechend, dass zumindest dem virtuellen Besucher der Quit-Knopf gar nicht besonders attraktiv erscheint.

Gewidmet meiner Tochter Anna zum achten Geburtstag am 4. Mai 2001
 
 
 
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