Host-Info
Reinhold Wagnleitner
Institut für Geschichte, Universität Salzburg
 
ORF ON Science :  Reinhold Wagnleitner :  Gesellschaft 
 
Amerikanisierung? - Globalisierung? - Bildung!  
  Vom 5. bis 8. Juni 2001 findet an der Universität Bremen die 48. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Amerikastudien (German Association for American Studies) zum Thema Amerikanisierung, Globalisierung und Bildung statt.  
Ca. 300 europäische und amerikanische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden an diesem internationalen Symposion teilnehmen. Damit ist die Freie Hansestadt an der Weser mit ihrer großen transatlantischen und globalen Tradition für eine Woche das Zentrum der europäischen Amerikanistik.
Was ist Globalisierung?
Immerhin geht es bei der Erhellung dieser Frage nicht nur um die sich mit rasender Geschwindigkeit vollziehenden Veränderungen auf allen Gebieten des menschlichen Lebens und um das immer deutlicher werdende Ansteigen des Konfliktpotenzials zwischen den Vereinigten Staaten gegenüber Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa, sondern insbesondere auch darum, was dies alles für die europäischen Bildungsinstitutionen und den Bildungskanon bedeutet.

Frederic Jamesons Definition der Globalisierung als Einprägung der amerikanischen Perspektive auf den Rest der Welt, also die Frage, ob Globalisierung nichts anderes bedeute, als eine weitere "Amerikanisierung" der Erde, wird dort ebenso debattiert werden, wie die These, dass es sich bei der Globalisierung nicht nur überwiegend um eine Euro-Amerikanisierung der Welt handle (mit der Betonung auf Euro-), sondern vor allem um eine Weiterentwicklung des kapitalistischen Weltsystems.

Schließlich geht es für uns alle darum, ob die der Globalisierung zugrunde liegende neoliberale Orthodoxie nicht, wie gebetsmühlenartig verkündet, zur Entnationalisierung und friedlichen Austragung von ethnischen und nationalen Konflikten beträgt, sondern vielmehr substanziell zu deren Überhitzung und damit zur Wiederkehr noch viel älterer Orthodoxien und Fundamentalismen.
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Fredric Jameson, The Geopolitical Aesthetic. Cinema and Space in the World System (London 1992)

Fredric Jameson und Masao Miyoshi (Hg.), The Cultures of Globalization (Durham, London: Duke University Press, 1998)

Saskia Sassen und Kwame Anthony Appiah, Globalization and Its Discontents: Essays on the New Mobility of People and Money (New York: New Press, 1999)
->   Reinhold Wagnleitner, Globalisierung auf einen Blick. ORF ON Science 27. April 2001
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Vorträge und ...
In den Hauptvorträgen beschäftigt sich Peter Lösche (Universität Göttingen) mit der Frage, ob die deutsche (und europäische) Politik bereits amerikanisiert sei. Berndt Ostendorf (Universität München) bilanziert die deutschen Amerikanisierungsdiskurse und -erfahrungen der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts.

Daniel Fallon (Carnegie Corporation, New York) untersucht die Reaktionen der US-Universitäten auf die Herausforderungen durch massenhaft ansteigende Studentenzahlen und die Globalisierung sowie eine mögliche Beispielswirkung für deutsche (und andere europäische) Universitäten. Sara Lennox (University of Massachusetts, Amherst und University of Wisconsin, Madison) spricht über den wachsenden Widerstand gegen die Globalisierung durch die neue US-Jugendbewegung, der durch die Proteste gegen die Welthandelsorganisation in Seattle beträchtlichen Aufwind erhielt.

Und ich selbst beschäftige mich mit dem letzten aller noch übrig gebliebenen Weltreiche: dem der amerikanischen Kultur- und Bewusstseinsindustrie.
->   Tagungsprogramm und Workshops
->   Homepage Peter Lösche
->   Amerika Institut Universität München
->   Carnegie Corporation of New York
->   Sara Lennox Homepage
->   Reinhold Wagnleitner, "The Empire of Fun, or Talkin' Soviet Union Blues: The Sound of Freedom and American Cultural Hegemony in Europe During the Cold War"
Austrian Information Washington, D.C. Volume 52, No. 3-6/7, March-July 1999
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Literatur
Sara Friedrichsmeyer, Sara Lennox und Susanne Zantop (Hg.), The Imperialist Imagination: German Colonialism and Its Legacy (Ann Arbor: University of Michigan, 1999)

Peter Lösche, Die Vereinigten Staaten - Innenansichten: ein Versuch das Land der unbegrenzten Widersprüche zu begreifen (Hannover: Fackelträger-Verlag, 1997)

Berndt Ostendorf, Die multikulturelle Gesellschaft: Modell Amerika? (Fink Verlag, 1995)

Daniel Fallon, German University: A Heroic Ideal in Conflict With the Modern World (Boulder, Colo.: Colorado Associated University Press, c1980.)

Reinhold Wagnleitner and Elaine Tyler May (eds.), "Here, There and Everywhere": The Foreign Politics of American Popular Culture (Hanover, NH: University Press of New England, 2000)
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... Workshops
Die zahlreichen Workshops beschäftigen sich mit mentalen Konstruktionen der USA (besonders im Bildungsbereich), der Globalisierung der amerikanischen Geschichte, globalen Fiktionen, Kultur, Theorie und Praxis der Amerikanisierungs-Debatten, der Amerikanisierung der Wirtschaft, den Diskursen der Coca-Colonisation und der Glocalisation, der deutschen Rezeption amerikanischer populärer Kultur seit dem 19. Jahrhundert, dem Verschmelzen bzw. Verzerren nationaler (und anderer) Grenzen durch die neuen Medien, sowie mit dem Jazz als klassischer Musik der Globalisierung.
Amerika als planetarische Zivilisation
Schon Anfang der 1950er Jahre hatte der Philosoph Gotthard Günther die Vereinigten Staaten von Amerika als einzige Zivilisation der Weltgeschichte charakterisiert, die ausschließlich auf jene Formen historischen Lebens hin ausgerichtet sei, die wirklich planetarische Proportionen hätten. Amerika werde sich daher um die ganze Welt verbreiten und die nächste Epoche der Weltgeschichte initiieren.
Das amerikanische Jahrtausend?
Ausgehend von dieser These legt der deutsche Gelehrte H.J. Krsymanski in seinem brillanten und spielerisch luziden Essay "Das amerikanische Jahrtausend?" (immerhin: noch mit Fragezeichen!) den Weltmachtansprüchen der gegenwärtigen amerikanischen Führungseliten, von der NASA über die NSA, von der CIA über die Weltbank, von Hollywood bis Washington, als eine kulturelle Basiserfahrung der ganzen (männlichen?) Generation das Aufsaugen des traumähnlichen Universalismus der jüngeren US-Science Fiction Literatur zu Grunde.

Krysmanskis Text sei den Usern von ORF On Science Fiction wärmstens zur Lektüre empfohlen.
->   H. J. Krysmanski, "Das amerikanische Jahrtausend? Zukunftsvisionen unter dem Aspekt der technologischen Revolution und die Frage nach Krieg und Zivilisationsprozess"
->   Gotthard Günther, Die Entdeckung Amerikas und die Sache mit der Weltraum-Literatur
->   Reinhold Wagnleitner, "Hollywood versus History¿ ORF ON Science 20. Januar 2001
 
 
 
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