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Institut für Geschichte, Universität Salzburg |
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Hollywood versus History |
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| | | Heute fragte mich meine siebenjährige Tochter Anna beim Frühstück, was denn ein Historiker so mache. Als ich ihr - noch ziemlich müde - zu erklären versuchte, dass ich daran arbeite, bestimmte Teile der menschlichen Geschichte zu studieren, um sie besser verstehen zu können ... |
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... meinte sie (mit gefurchter, ernster Denkerstirn): ¿Ah, Papa, ich weiß schon! Du schaust im Computer nach, wie die Menschen früher gelebt haben - und schreibst das dann in ein Buch hinein.¿
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Das Füllhorn Internet |
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Der unverrückbare Glaube an die Unermesslichkeit und insbesondere an die Unfehlbarkeit des Füllhorns Internet ist tatsächlich durchaus nicht nur auf Schülerinnen der zweiten Klasse Volksschule beschränkt. Wie wir aus vielen großangelegten Internet-Untersuchungen wissen, verwenden in den USA bereits fast alle College- und Universitäts-Studenten hauptsächlich das Internet zur Informationssuche.
Ja, immer mehr Studierende, vor allem die Studienanfänger (freshmen), ziehen ausschließlich das Internet als Informationsquelle für ihre wissenschaftlichen Arbeiten heran. Der Rest von kaum einem Dutzend Prozent besteht auch nicht aus freiwilligen Internet-Muffeln, sondern rekrutiert sich vorwiegend aus Studierenden der ärmeren Colleges, die von ethnischen Minderheiten frequentiert werden.
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Aus mit der Geschichte?
Selbstverständlich unterscheidet sich der wissenschaftliche Wert und die Qualität einer Information nicht durch die Art ihrer Publikationsweise: Mist ist auch zwischen zwei Buchdeckeln Mist, und Schrott bleibt selbstverständlich auch in digitalisierter Form Schrott. Eines allerdings ist ganz gewiss: diese revolutionären Veränderungen in den Bereichen des Publikationswesens und der Informationsbeschaffung werfen außergewöhnliche Probleme im methodischen Bereich der Geschichtswissenschaften auf. |
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 Internet Study University of California, Los Angeles |
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Dabei sei hier gar nicht auf manche Kollegen angespielt, die durch das Ignorieren der neuen Möglichkeiten ebenso klare Realitäts- und Innovationsverweigerung betreiben wie imaginierte Mönche, die hundert Jahre nach Erfindung des Buchdrucks als einziges Medium immer noch ausschließlich handschriftliche Texte zugelassen hätten.
Aber es soll ganz allgemein auf die Tatsache hingewiesen werden, dass insbesondere die Sozial- und Gesellschaftswissenschaften durch das Internet mit außergewöhnlichen Problemen im Bereich der Quellenkritik konfrontiert werden - Stichworte: Echtheit und Richtigkeit.
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Geschichte@Internet
Siehe dazu den Abschnitt Einführung in meinem gerade laufenden Konversatorium Geschichte@Internet am Institut für Geschichte der Universität Salzburg: |
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Einführung in Geschichte@Internet |
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Der deutsche Historiker Reinhart Koselleck stellte deshalb auch in seinem Resümee des vergangenen Jahrhunderts fest, dass an dessen Ende die Grenze zwischen der faktischen Welt des Wissbaren und der fiktiven Welt des Möglichen verschwimme: denn das Imaginierbare sei ¿einmal vom Computer erfasst, schon real.¿
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History vs. Hollywood
Antizipiert wurde diese Entwicklung allerdings viel früher: vor über hundert Jahren durch das Kino und seit fünfzig Jahren durch das Fernsehen. Hollywood wurde dadurch sicherlich zur wichtigsten Erziehungseinrichtung des 20. Jahrhunderts.
Wir sind, wie der österreichische Historiker Fritz Fellner konstatierte, Zeugen einer rasant beschleunigten Kommerzialisierung der Vergangenheit, und immer mehr Historikerinnen und Historiker arbeiten vermehrt der heritage industry zu. History vs. Hollywood hat selbst nun schon eine schöne neue Website auf dem History Channel. |
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History vs. Hollywood |
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Die Forderung nach einer weiteren Entwicklung und Öffnung der (Zeit-)Geschichte, insbesondere der Entfaltung von integrativen Screen Studies ist daher ein unerlässliches Desiderat der Forschung.
Ansonsten wird nicht nur meine Tochter Anna beim entscheidenden Kampf zwischen Hollywood und History keinen Groschen auf die Geschichte setzen.
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