Host-Info
Reinhold Wagnleitner
Institut für Geschichte, Universität Salzburg
 
ORF ON Science :  Reinhold Wagnleitner :  Gesellschaft 
 
Die Leopold Kohr Akademie I  
  Am 13. Dezember 2001 konstituierte sich in Salzburg als Novum ein wissenschaftlicher Beirat der bereits seit 1986 bestehenden Leopold Kohr Akademie. Aus dem ehemaligen Verein zur Förderung der Kultur- und Regionalentwicklung entwickelte sich ein originelles, eigenständiges Kulturzentrum.  
Förderung eigener Kultur- und Regionalentwicklung

1986 war Tauriska als Verein zur Förderung eigener Kultur- und Regionalentwicklung in der Region Nationalpark Hohe Tauern vom Salzburger Landesbeauftragten für kulturelle Sonderprojekte, Alfred Winter, gegründet worden.

Tauriska und die nach ihrem Paten und ersten Präsidenten benannte Leopold Kohr Akademie, deren Name für kulturelle, wirtschaftliche und geistige Erneuerung auf regionaler Ebene in enger Verknüpfung mit der Nationalparkidee steht, entwickelten sich schon bisher unter der Leitung von Susanna Vötter-Dankl und Christian Vötter zu einem kleinen aber feinen, originellen und eigenständigen Kulturzentrum.
Der Kammerlanderstall
Entstanden ist seit 1986 ein Kultur-, Veranstaltungs-, Handwerks- und Medienzentrum für die Nationalparkregion, das allerdings weit über diese hinaus strahlt. In fast 1.000 Veranstaltungen, Kursen, Vorträgen, Symposien, Ausstellungen und anderen kulturellen Aktivitäten - viele davon im wunderbar adaptierten und mittlerweile auch zum Computer- und IT-Schulungszentrum ausgebauten Kammerlanderstall in Neukirchen am Großvenediger - wurde schon bisher, trotz aller Widrigkeiten, recht erfolgreich versucht, zahlreiche Ideen von Leopold Kohr in die Tat umzusetzen.
->   Tauriska
->   Leopold Kohr Akademie
Der neue wissenschaftliche Beirat
Nun soll die praktische und konzeptionelle Arbeit des Promotors Alfred Winter und der Tauriska-Leiter Susanna Dankl-Vötter und Christian Vötter durch weitere wissenschaftliche Fundierung zusätzliche Unterstützung und Schwung bekommen.

Das wissenschaftliche Kollegium setzt sich zusammen aus der Kultursoziologin Silvia Kronberger, dem Diplomaten Michael Breisky, dem Philosophen Günther Witzany und den Historikern Christian Dirninger (stellv. Vorsitz), Manfred Fischer, Ewald Hiebl und Reinhold Wagnleitner (Vorsitz). Die biographische Abteilung wird vom Journalisten und Kohr-Biographen Gerald Lehner abgedeckt, für die umfangreiche Archiv- und Datenaufarbeitung sind Ewald Hiebl und Erwin Giedenbacher zuständig.
Das akademische Gasthaus
Übrigens: das Gremium ist durchaus nicht als Denkfabrik oder, noch kriegerischer, als Think Tank konzipiert, sondern als widerständige Ideen- und Denkwerkstatt in der Tradition von Leopold Kohrs akademischem Gasthaus (wenn auch nicht als Drink Tank).
->   Leopold Kohr: The Academic Inn
Der internationale Beirat
Besonders klingende Namen sind im internationalen Beirat vertreten: Herbert Girardet (Vorsitzender der Schumacher Society), Manfred Max-Neff (Universidad Austral de Chile), Helena Norberg-Hodge (Gründerin der International Society for Ecology & Culture), John Seymour (Schriftsteller, Ökologe, Selbstversorger), Will Sutherland (britischer Umweltaktivist und enger Mitarbeiter Seymours) und Jakob von Uexküll (Autor, Philatelist und Gründer des Alternativen Nobelpreises) sorgen für eine verstärkte Präsenz in der internationalen Öffentlichkeit und garantieren die globale Vernetzung der Initiativen der Leopold Kohr Akademie.
...
Will Sutherland
Robert Pollard, Ruth West and Will Sutherland (Hg.), Alternative Treaties: Synergistic Processes for Sustainable Communities and Global Responsibility. A Revised Edition of the Alternative Treaties from the International NGO Forum, Rio de Janeiro, June 1 -14, 1992. Millbrook, Bedfordshire, England: Ideas for Tomorrow Today, 1993.
...
->   Herbert Girardet
->   Manfred Max-Neff, Necesidades humanas
->   Helena Norberg-Hodge, Do You Want Them to Drink Coca-Cola?
->   John Seymour, The Age of Healing
->   Jakob von Uexküll
Leopold Kohr
Im Mittelpunkt der Aufgaben des wissenschaftlichen Beirates steht selbstredend die wissenschaftlich-kritische Aufarbeitung des Werks des im salzburgischen Oberndorf geborenen austro-amerikanischen Philosophen und Nationalökonomen Leopold Kohr (1909-1994).

Mit Hilfe neuer Medien sollen die Ideen des Trägers des Alternativen Nobelpreises, die sich vereinfacht unter den Begriffen ''menschliches Maß'', ''überschaubare Größe'' und ''Verhältnismäßigkeit'' subsumieren lassen, einer breiten internationalen Öffentlichkeit zur Diskussion gestellt werden.
->   Right Livelihood Award
->   Leopold Kohr Honorary Award
->   Too Big
->   Leopold Kohr by Gerald Lehner
->   Radical Consultation Who's Who
Überschaubarkeit und Demokratie
Überschaubarkeit und Nachhaltigkeit waren aber für Kohr nicht nur wirtschaftliche und ökologische (Überlebens-)Notwendigkeit, sondern tatsächlich unverzichtbare Grundvoraussetzung für jede Art lebendiger Demokratie.

Wie Aldous Huxley war Kohr davon überzeugt, dass wirkliche Selbstverwaltung und Autonomie sich in umgekehrter Proportion zur Menge der Wählerstimmen verhielt, dass also nur kleine Einheiten tatsächliche politische Freiheit ermöglichten.
...
Aldous Huxley, Brave New World Revisited (London: Flamingo, 1994, 1958)
...
Anarchismus und Ablehnung von Gewalt
Leopold Kohrs Philosophie des Widerstands gegen jede Art von Zentralismus (von ''rechts'' und ''links'') sowie seine absolute Ablehnung jeder Waffengewalt ruhten in seiner anarchistischen Weltanschauung.

Selbstverständlich entging auch Leopold Kohr nicht dem typisch österreichischen Schicksal: zu Lebzeiten in Österreich vielfach belächelt und als kleinkarierter Spinner verkannt, war er tatsächlich ein an zahlreichen (ausländischen) Universitäten lehrender, international anerkannter Wissenschaftler.
Ursprünge im spanischen Bürgerkrieg
Leopold Kohrs syndikalistisch-anarchistische Ansätze hatten ihre Ursprünge in seiner Zeit als Berichterstatter im spanischen Bürgerkrieg, wo er sich u.a. mit Ernest Hemingway ein Büro teilte und auch mit Eric Arhur Blair (=George Orwell) befreundet war.

Dass in Österreich versucht wurde, dem lebenslang gegen Faschismus (und Kommunismus) Stellung beziehenden Emigranten Leopold Kohr den Mantel des Reaktionärs umzuhängen, zählt sicherlich zu den aberwitzigsten und bezeichnendsten Paradoxien Absurdistans.
Kohrs Humor und Witz bekannt
Besonders Kohrs Humor und Witz werden von seinen Schülern weltweit immer noch gerühmt. Sein Freund und Student Ivan Illich prägte dazu sogar den Begriff vom reizenden Kobold.
->   Ivan Illich, The Wisdom of Leopold Kohr
Regionalismus und Kosmopolitismus
Der polyglotte Kosmopolitismus des Philosophen und Nationalökonomen fand selbstverständlich auch Niederschlag in der Tatsache, dass seine Werke nicht nur in Deutsch, sondern auch in Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Japanisch und Walisisch aufgelegt wurden.
Den zweiten Teil der Geschichte finden Sie in science.orf.at unter:
->   Die Leopold Kohr Akademie II
 
 
 
ORF ON Science :  Reinhold Wagnleitner :  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick