Host-Info
Reinhold Wagnleitner
Institut für Geschichte, Universität Salzburg
 
ORF ON Science :  Reinhold Wagnleitner :  Gesellschaft 
 
Kulturelle Globalisierung als Amerikanisierung?  
  Die USA haben sich im Laufe des 20. Jahrhunderts immer stärker als ein Weltmodell verstanden und dieses auch zu exportieren begonnen. Aber spricht dies nur gegen die USA? Wie ist es in diesem Zusammenhang um die kulturelle Eigenständigkeit von Nationen und Regionen bestellt? Und welche Art von Gegenkultur macht sich gegen die reale oder behauptete kulturelle Dominanz der USA bemerkbar?  
Nachdem Wissenschaft und Kunst in der Geschichte der Neuzeit lange als eine Angelegenheit Europas angesehen worden waren, erschienen ab dem Ende des 18. Jahrhunderts die USA nicht wenigen Europäern vor allem als das "Land der unbegrenzten Möglichkeiten", als ein Gegenbild der überzivilisierten Lebensweise des eigenen "alten" Kontinents und als die große politische Verheißung für die Anwälte einer verfassungsrechtlich abgesicherten demokratischen Republik.
Exportiertes Weltmodell
Nach und nach betätigten sich aber die Vereinigten Staaten im Sinne einer sowohl politisch-militärischen als auch wirtschaftlichen Mission. Die seit ihrer Gründung in ihrer politischen Kultur durch einen alteuropäischen Verfassungs-Mix aus Monarchie (Präsident), Aristokratie (Senat) und Demokratie (Repräsentantenhaus) geprägten USA haben ihr Regierungsmodell - angereichert um eine zumeist sozial ungebundene Marktwirtschaft - schon nach dem Ende des Ersten Weltkriegs als ein Weltmodell zu verstehen und zu exportieren begonnen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg prägten sie nicht nur die Industrienationen der sogenannten Ersten Welt durch ihre politische Kultur, sie erwiesen sich auch in den Bereichen der künstlerischen (vor allem der literarischen und filmischen) sowie der wissenschaftlichen "Hochkultur" schnell als eine Weltmacht.
Über kulturelle Eigenständigkeit und Dominanz
In besonderem Maße bekundet die Expansion des Jazz und des Computer-High Tech die Vitalität der USA. Dass ihnen zudem in der zwischen Schluder-Pop und Video-Schund angesiedelten Trivialkultur eine Führungsrolle zukommt, lässt sich aus der Bereitschaft vieler Nationen und ganzer Weltregionen ersehen, diese Produkte massenhaft zu konsumieren.

Aber spricht dies nur gegen die USA? Wie ist es in diesem Zusammenhang um die kulturelle Eigenständigkeit von Nationen und Regionen bestellt? Und welche Art von Gegenkultur macht sich in Europa wie auch anderswo gegen die reale oder behauptete kulturelle Dominanz der USA bemerkbar?
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Vortrag und Podiumsdiskussion
Im Rahmen eines Vortrags von Detlef Junker (Heidelberg) über "Die Amerikanisierung Europas" [Zeit: Montag, 14.1. 2002, 16.30 Uhr Ort: Meerscheinschlößl, Festsaal, Mozartgasse, Eintritt frei] findet eine Podiumsdiskussion zum Thema statt.

Podiums- und Plenardiskussion mit Susanne M. Ayoub (Wien, geb. in Bagdad), Asher D. Biemann (Harvard University) und Reinhold Wagnleitner (Salzburg)
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Susanne M. AYOUB
Susanne M. AYOUB, geb. in Bagdad; Studium der Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte in Wien; journalistische Tätigkeit für verschiedene Tages- und Wochenzeitschriften, vorwiegend in den Bereichen Theater, Literatur und Bildende Kunst; 1982-84 Verlagslektorin, danach Mitarbeiterin des ORF; seit den 90er Jahren Regisseurin sowohl für das Kino als auch das Theater.

Verfasserin zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen, literarischer Texte sowie Autorin einer Vielzahl von Hörspielen.
Asher D. BIEMANN
Studium der Philosophie, Kunstgeschichte und jüdischen Geistesgeschichte an den Universitäten Graz, Wien und an der Hebräischen Universität Jerusalem; 1998/99 Visiting Assistant Professor für Jüdische Studien, Washington and Lee University; 1999-2001 Full Time Lecturer für Hebräische Kultur und jüdische Geistesgeschichte, University of Virginia; seit 2001 Full Time Lecturer für moderne jüdische Philosophie und Geistesgeschichte, Harvard University.

Wichtige selbständig erschienene Publikationen: Erkenntnis und Erfüllung: Die Philosophie Martin Bubers (Frankfurt 1995); (Hg.:) Martin Buber Reader: Essential Writings (New York 2002); Mitherausgeber der deutschen Martin Buber Gesamtausgabe im Verlag G. Mohn (Gütersloh).
Reinhold WAGNLEITNER
geb. 1949 in Mauerkirchen (OÖ), dzt. a.o. Prof. für Allgemeine Geschichte der Neuzeit an der Universität Salzburg; Studium der Geschichte sowie Anglistik/Amerikanistik, 1989 Habilitation; seit 1975 History Lecturer für Studierende aus den USA und Japan am Salzburg College; seit 1987 Gastprofessuren am Franklin and Marshall College in Lancaster, Pennsylvania, an der University of Minnesota, Minneapolis, und an der University of New Orleans; 1995/96 Präsident der Austrian Association for American Studies (Vice-President 1996-98); Träger mehrerer wissenschaftlicher Preise und Auszeichnungen.

Wichtige selbständig erschienene Publikationen: Coca-Colonisation und Kalter Krieg: Die Kulturmission der USA in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg (Wien 1991); gem. hg. mit Elaine Tyler May: "Here, There and Everywhere": The Foreign Politics of American Popular Culture (Hanover, NH, 2000); The Empire of the Fun: Die Vereinigten Staaten und die Demokratisierung Europas nach dem Zweiten Weltkrieg, in: Thomas Fröschl, Margarete Grandner und Brigitta Bader-Zaar (Hg.): Nordamerikastudien. Historische und literaturwissenschaftliche Forschungen aus österreichischen Universitäten zu den Vereinigten Staaten und Kanada (Wien-München 2000).
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