Host-Info
Reinhold Wagnleitner
Institut für Geschichte, Universität Salzburg
 
ORF ON Science :  Reinhold Wagnleitner :  Gesellschaft .  Wissen und Bildung 
 
www.pastperfect.at: Vom Mittelalter zur Neuzeit  
  Im Österreichischen Museum für Angewandte Kunst (MAK) wurde am Wochenende im Rahmen der ScienceWeek das Online-Projekt www.pastperfect.at präsentiert. Dieses vorbildliche interdisziplinäre Web-Projekt über Europa an den Bruch- bzw. Verbindungsstellen zwischen Mittelalter und Neuzeit an der Schwelle vom 15. zum 16. Jahrhundert beruht auf einer Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Geschichte der Universität Wien und dem Institut für visuelle Mediengestaltung der Universität für Angewandte Kunst Wien.  
Europa zwischen 1492 und 1558
www.pastperfect.at bietet einen hervorragenden Einstieg in die tief greifenden, alle Lebenswelten umfassenden und zutiefst beunruhigenden Veränderungen der europäischen Welten zwischen Renaissance und Reformation.

Die Website gefällt nicht nur durch ihr ästhetisch ansprechendes und benutzerfreundliches Webdesign, sondern besticht auch durch die Einbeziehung der neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnisse.
Alltag, Kunst, Kultur, Politik ...
Berücksichtigt werden dabei insbesondere die Ansätze der Alltags- und Mentalitätsgeschichte, der Geschlechtergeschichte, der Kunst- und Kulturgeschichte, sowie der Religions-, Wirtschafts- und Politikgeschichte.

Last, but not least, eignet sich die Website auch für einen, im besten Sinne des Wortes, anschaulichen Geschichtsunterricht.
->   www.pastperfect.at
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Das Team
Unter der Leitung des Historikers Wolfgang Schmale zeichnen für Idee, Konzeption und Realisierung Jakob Krameritsch (Koordination und Contentmanagement), Josef Köstlbauer (Contentmanagement), Florian Schmeiser, Susanne Schuda (Webdesign) Martin Schmitz, Philip Hangl und Peter Koger (Programmierung) sowie Susanne Gudowius (Technisch-konzeptionelle Koordination) verantwortlich. An die 40 Personen aus den Bereichen Geschichtswissenschaft, Informationstechnologie und Medienkunst arbeiteten ein Jahr an diesem vom Jubiläumsfonds der österreichischen Nationalbank und der Stadt Wien (MA 18) geförderten Projekt.
Wolfgang Schmale
Österreichische Nationalbank: Förderung von Wissenschaft und Forschung/Jubiläumsfonds
wien.at
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Eine virtuelle Zeitreise
Die Chronologie der virtuellen Zeitreise durch die Vorstellungs- und Lebenswelten der Menschen jener Periode von 66 Jahren wird durch die User selbst bestimmt.

Es war diese eine Epoche, deren Menschen sich nicht nur in Folge verheerender Kriege und Seuchen, sondern gerade auch wegen der geistigen, moralischen und religiösen Krisen zwischen Weltuntergangsstimmung und Aufbruch hin und her gerissen fühlten.

Diese Aufbrüche führten ja nicht nur in die "neuen" Welten kolonialer Entdeckungen und Eroberungen, sondern auch in ganz neue Alltags-Wirklichkeiten.

Die gegenwärtige Situation der Menschheit ist untrennbar mit diesen Auf- und Ausbrüchen verbunden, und ein Vergleich der beiden Epochen ist, bei allen Unterschieden, durchaus angemessen.
Suche leicht gemacht
Die über 600 Texte lassen sich nicht nur mittels Stichworteingabe, sondern zusätzlich noch mit Hilfe eines Zeitrades für jedes einzelne Jahr abrufen.

Den Usern bietet sich zum Einstieg auch eine Begriffsleiste zu den Gebieten Alltag, Entdeckungen, Frau, Geist, Gesellschaft, Kind, Krieg, Kultur, Kunst, Literatur, Mann, Medien, Musik, Politik, Recht, Religion, Wirtschaft und Wissenschaft an. Eine interaktive Europa-Landkarte sorgt zusätzlich für Orientierung.
Orientierung auch in der frühen Neuzeit gefragt
Dass man auch in der frühen Neuzeit allenthalben nach Orientierung suchte, gerade auch im Bereich "Lust und Laster", zeigt der Eintrag über die venezianischen "Tariffa delle puttane" aus dem Jahre 1535:

"Je größer eine Stadt, desto dringender ist der orientierungsbedürftige Fremde auf einen Führer, sei es in Form einer Person oder eines Buches, angewiesen. Im Europa der frühen Neuzeit herrschte vor allem in Rom, Venedig und Paris Bedarf an hauptberuflichen Führern, die den Reisenden die Stadt zeigten. Auch bestand Nachfrage nach gedruckten Führern, deren Anzahl rapide zunahm. So wurde zum Beispiel der bereits seit dem Mittelalter bestehende geistliche Leitfaden Roms (Wunder der Stadt Rom) im Laufe der Zeit um weltlichere Informationen, antike Kunstschätze, Postwesen, Maler etc., für Besucher erweitert. Manche Städte, einen Schritt weltlicher, brachten sogar Spezialführer über die Welt der Prostitution heraus. Die um 1535 in Venedig veröffentlichte "Hurenpreisliste" (Tariffa delle puttane) etwa war ein Dialog in Versen, der Namen, Adressen und Preise von 110 Kurtisanen enthielt und deren jeweilige Reize kritisch würdigte. Der folgende Katalog von 1570 konnte bereits mit 210 Namen aufwarten. Nachahmungen dieses Führers folgten etwa in Amsterdam und London (Commonwealth of Ladies; 1650 oder die List of Covent-Garden Ladies, die ab 1760 alljährlich erschien)."
Zur weiteren Vertiefung sei noch auf die Website des Instituts für die Erforschung der Frühen Neuzeit hingewiesen.
->   Institut für die Erforschung der Frühen Neuzeit
->   Institut für Geschichte der Universität Wien
->   Universität für Angewandte Kunst Wien
->   MAK
 
 
 
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