Host-Info
Verena Winiwarter
Institut für Humanbiologie, Universität Wien
 
ORF ON Science :  Verena Winiwarter :  Gesellschaft .  Umwelt und Klima 
 
Sonnenschein macht schön  
  In der Bewertung von Landschaften sind Menschen wetterwendisch - und noch mehr ....  
Bewertung ist Voraussetzung für den Umgang mit Landschaft
Welche Landschaft ist nationalparkwürdig? Wo dürfen wir hingegen ein neues Mega-Einkaufs-Unterhaltungs-Sonstwas-Zentrum bauen? Die gesetzlichen Verfahren zur Raum- Landschafts- und Stadtplanung gehen vielfach von harten Fakten aus. Das ist gut und nachvollziehbar. Trotzdem ist die Planung heute diskreditiert, auch von kritischen Planern selbst. Ein Grund dafür könnte der schwierige Umgang mit dem Schönen sein.

Die erfundene wahre Geschichte von der Morgenröte
Aurora, die Göttin der Morgenröte, macht ein krankes Mädchen gesund und in weiterer Folge schön und immer schöner. In den Dolomitensagen, in denen diese Geschichte nachzulesen ist, wirkt die Schönheit der Landschaft direkt auf Gesundheit, Psyche und Physis eines Kindes. Das ist alles andere als sagenhaft. Biowetter ist mehr als Luftdruck und Feuchtigkeit, und Sonnenschein bewirkt mehr als die Bildung von Vitamin D in der Haut. Das machen sich viele zu Nutze.

Postkartenblau ist nicht von ungefähr eine eigene Farbe
Landschaften, über denen sich ein blauer Himmel wölbt und die Sonne strahlt, sind üblicherweise schöner als solche im Nieselregen - von stimmungsvollen Ausnahmen abgesehen. Die Tourismusindustrie verkauft die Schönheit von Landschaft. Wen wundert es, wenn der Himmel auf Postkarten immer blau ist? An mögliche Konsequenzen für die Planung denken aber nur wenige.
Das Schöne als Verkaufsargument
Die allgegenwärtigen Postkarten, angesiedelt zwischen touristischem Traum und regionalökonomischer Realität, beeinflussen unser aller Wahrnehmung des Landschaftsschönen Dazu kommen Landschaften, vor denen Vorabendserien und Liebesmelodrame in den Fernsehkanälen laufen, die Alpenpanoramen, mit denen uns Schokolade, Käse oder Damenwäsche ans Herz gelegt wird. Alle diese Bilder bestücken unser kollektives Inventar der Beurteilung der schönen Gegend und ihres Gegenbildes, der "schiachen".
Die Landschaft: von den Bildern zugedeckt
Mit all diesen kulturellen Bildern im Kopf vor den Augen gehen die Beteiligten in Planungsverfahren, in denen der heimliche Konflikt um das Schöne als Verhandlung um das Wünschenswerte ausgetragen wird. Erst die bewußte Aufarbeitung der Bilder in den Köpfen macht den Blick auf die Landschaft wieder möglich, und damit auch Verhandlungen über ihre Zukunft.
Nachhaltige Entwicklung braucht Kulturwissen
Im österreichischen Forschungsschwerpunkt "Kulturlandschaftsforschung" wurde auch die Wahrhehmung von Landschaft und die Bilder in den Köpfen als ein wichtiger Baustein zum Forschungsziel einer nachhaltigen Entwicklung österreichischer Landschaften angesehen. Die Einsicht in ökologische Entwicklungsziele braucht den "Umweg" über die Frage nach dem Schönen, und seine Rolle in der Bewertung des Guten.
Selber schauen!
Heute, wo zumindest in Wien die Sonne scheint, ist ein guter Tag zur Auseinandersetzung mit der Landschaft, am besten auf einem Spaziergang! Wenn er an einem Ansichtskartenständer vorbeiführt, empfiehlt sich ein vergleichender Blick - denn die Konstruktion de"sehenswürdigen " Landschaft auf Postkarten ist nicht auf die Himmelsfarbe beschränkt.
Mehr dazu gibt's im www
Homepage der Kulturlandschaftsforschung
->   Kulturlandschaftsforschung
Eine sehenswerte Sammlung häßlicher Postkarten aus Schweden als Anregung zum Weiterdenken....
->   Ugly Postcards
 
 
 
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