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Supernovae: Sicherheitsabstand 30 Lichtjahre  
  Um sicher zu sein, dass eine Supernova keine gröberen Schäden auf der Erde anrichtet, sollte sie mindestens 30 Lichtjahre von uns entfernt sein. Bei geringeren Abständen drohen schlimme Zerstörungen.  
Diese reichen - je nach Entfernung - von einer Vernichtung der Ozonschicht und der Atmosphäre über das teilweise Verdampfen der flüssigen Anteile des Planeten bis hin zu seinem völligen Verschwinden, wie zwei Astronomen gegenüber science.ORF.at erklären.
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Die Frage der Woche im Wortlaut
Siegfried K..: "Wie weit von unserem Sonnensystem entfernt dürfte eine Supernova explodieren, um gerade keinen Schaden anzurichten?"
->   Zur Frage der Woche samt User-Forum
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Zwei Hauptwege zur Supernova: Doppelsysteme ...
"Prinzipiell ist eine Supernova der spektakuläre Endpunkt einer Sternenentwicklung, bei dem der Stern selbst in einer Explosion vernichtet wird und dabei hell aufleuchtet", so Hubert Klahr, Astrophysiker am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg.

Der Leiter der Heidelberger Arbeitsgruppe, der sich wissenschaftlich vor allem mit Planeten- und Sternenbildung beschäftigt, greift die zwei wichtigsten Typen von Supernovae heraus:

"Zum einen können Sterne mit geringerer Masse in einer Supernova enden, allerdings nur wenn sie sich in einem engen Doppelsystem befinden. Dabei findet ein Massentransport zwischen zwei Sternen statt, wobei der kleinere in seinem vorläufigen Endstadium Material von seinem Begleiter quasi absaugt."
... und massereiche Sterne
"Viel stärkere Explosionen entstehen hingegen in den Spätphasen von massereichen Sternen, wenn der nukleare Brennstoff verbraucht und somit nicht mehr genügend Druck vorhanden ist. Dann fällt die gesamte Hülle der Gaskugel in sich zusammen und es kommt zu einem Kernkollaps, durch den am Ende Pulsare oder sogar Schwarze Löcher zurückbleiben können", erklärt Klahr.
->   Supernova - Wikipedia
"Sternendünger" für Leben im Kosmos
 
Bild: EPA

"Elemente wie Kohlenstoff, Sauerstoff oder Stickstoff, die für die Entstehung weiterer Planeten maßgeblich sind, werden in den Sternen erbrütet und erst durch eine Supernova ins Weltall geworfen." Supernovae verteilen so, "gleich einem 'Sternendünger' die elementaren Grundlagen für die Planetenentstehung und somit auch in weiterer Folge für das, was wir Menschen Leben nennen."

Die Explosionsdruckwelle einer Supernova könne sogar bei entsprechend günstiger Gasverteilung im Weltall die Entstehung eines neuen Sternes anregen, meint Klahr. Die Frage, ob die Entstehung neuer Sterne spontan oder durch den Anstoß von Supernovae passiert, werde allerdings noch in wissenschaftlichen Fachkreisen untersucht und diskutiert.
Sichtbar sind nur die Überreste
Die meisten vom Menschen wahrgenommenen Sternexplosionen haben in Nachbargalaxien stattgefunden, betont Klar. Ein Beispiel dafür sei etwa die berühmte Supernova aus dem Jahr 1987 in der Magellanschen Wolke, unserer Nachbargalaxie.

Was die Forscher in diesen Fällen sehen, sind eigentlich nur die Überreste der Sternenexplosion: planetare Nebel, die durch einen gigantischen Lichtblitz erleuchtet wurden.

Supernovae lassen sich im Übrigen auch in der Pflanzenwelt nachweisen, sagt der Münchner Astrophysiker Harald Lesch: "Die auf historische Supernovae zurückzuführende Erhöhung kosmischer Strahlung ist sehr gut in den Altersringen von Bäumen festzustellen, da sich solche Ereignisse gut trennen lassen von dem 22-jährigen Zyklus, der von der Sonne ausgeht."
->   Supernova 1987A - Wikipedia
Sichere Entfernung: 30 Lichtjahre
 
Bild: AFP

Direkte Auswirkungen einer derartigen Sternenexplosion für die Erde hängen selbstverständlich von der Entfernung ab. Sicher ist für Astrophysiker Klahr, "dass extrem harte Gammastrahlung ausgesendet wird, die für die Lebewesen auf unserer Erde letal wäre."

Harald Lesch beziffert die für die Erde und ihr Leben sichere Entfernung mit 30 Lichtjahren: "Darunter erzeugt die auftreffende Gammastrahlung einer Supernova zu viele 'Sauerstoff fressende' Stickoxide in der Atmosphäre, was wiederum zu einem Auflösen der schützende Ozonschicht vor allem auf der strahlungszugewandten Seite führt."

Zum Vergleich: Die scheibenförmige Milchstraße weist eine Länge von rund 100.000 und eine Dicke von rund 3.000 Lichtjahren auf.
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Fragenbank auch bei "Innovatives Österreich"
Fragen jeder Art zum Thema Wissenschaft kann man auch bei der Online-Plattform "Innovatives Österreich" stellen. Daraus entsteht eine öffentliche zugängliche "Fragenbank", die interessantesten Probleme werden an Experten zur Beantwortung weitergeleitet. Regelmäßig präsentiert das Ö1-Radio und science.ORF.at die "Frage des Monats".
->   innovatives-oesterreich.at
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Die Skala möglicher Schäden
"Für die Erde als Planet ist nicht ganz konkret beschreibbar, in welcher Form Zerstörung drohen würde. Von erheblichen Schäden der Atmosphäre bis zur vollständigen Zerstörung des Planeten ist da theoretisch alles denkbar, abhängig von der Entfernung der Supernova", meint Klahr. Bei Planeten mit großen flüssigen Anteilen sei auch ein teilweises Verdampfen realistisch.

"Planeten im unmittelbaren Sternensystem einer Supernova selbst werden durch die extrem hohe Strahlungsenergie einfach zerstört, der Impuls der Explosion selbst ist dabei nicht so wesentlich", so Lesch.

Glück für die Erde sei, so der Münchner Astrophysiker, "dass sich unser Sonnensystem in einem galaktischen Hinterhof befindet und nicht in der Nähe von jungen Sternentstehungszentren wie beispielsweise dem Orionnebel sitzt. Das erklärt auch, warum sich die Erde astronomisch gesehen so unbeschadet entwickeln konnte."

Christoph Urbanek, 25.12.05
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