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Kopfschmerz: Ein Viertel der Kinder häufig betroffen  
  Etwa ein Viertel aller Kinder sind von wiederkehrenden Kopfschmerzen betroffen. Dem Leiden, das viel zu oft von den Erwachsenen verkannt wird, geht ein Kongress in Wien (21. bis 24. April) nach.  
Dabei sollen die neuesten Diagnose- und Behandlungsmethoden diskutiert werden.
Mädchen häufiger betroffen als Buben
"Aus internationalen Studien ist bekannt, dass nicht weniger als 60 bis 80 Prozent der Kinder zumindest ein Mal in ihrem Leben Kopfschmerzen gehabt haben, wobei Mädchen etwas häufiger betroffen sind als Knaben. (...) Die Prävalenz (Häufigkeit, Anm.) der Migräne liegt bei Drei- bis Elfjährigen - unabhängig vom Geschlecht - zwischen drei und fünf Prozent und steigt danach bis zum 18. Lebensjahr bei Knaben auf etwa sieben Prozent, bei Mädchen auf etwa zwölf Prozent", schrieb die Tagungspräsidentin, Cicek Wöber-Bingöl von der Wiener Universitätsklinik für Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters (AKH) in der Österreichischen Ärztezeitung.
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800.000 Österreicher haben Migräne
Laut einer vom Linzer Neurologen Christian Lampl durchgeführten österreichweiten Studie sind rund 50 Prozent der Österreicher zumindest zeitweise von Kopfschmerzen betroffen. 10,2 Prozent der Österreicher haben Migräne, das entspricht rund 800.000 Menschen (72 Prozent davon Frauen, 28 Prozent davon Männer).
->   Mehr dazu: Migräne in Österreich (25.4.02)
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Unterschiede zu Erwachsenen
Während Erwachsene in vielen Fällen - in vielen allerdings auch nicht - mit diesen häufigen Beschwerden umzugehen gelernt haben, ist die Angelegenheit speziell bei Kindern oft viel schwieriger. Das kann daran liegen, dass Kleinkinder eben die Symptome nicht so "typisch" schildern wie Erwachsene.

Andererseits haben sie auch in vielen Fällen andere Beschwerden. So kann sich beispielsweise die Migräne - häufig bei Kindern durch Schlafrhythmusstörungen, Stress, soziale Konflikte etc. ausgelöst - auch in unklaren Bauchbeschwerden äußern.
Oft Verkennen der Symptome
Auch bei Spannungskopfschmerzen gibt es zwischen Kindern und Erwachsenen Unterschiede: Sie sind insgesamt seltener, zumeist kürzer und können in verschiedener Form auftreten.

Das alles führt aber oft zum Verkennen der Symptome. Kinder werden mit diesen Problemen nicht ernst genug genommen. Doch die Sache ist ganz anders. Wolf-Dieter Gerber von der Universität Kiel in der Zusammenfassung seines Vortrags: "Kopfschmerzen gehören bei Kindern und Jugendlichen zu den häufigsten chronischen Erkrankungen."
Therapien: Regelmäßige Mahlzeiten, Schlafen ...
Jede Kopfschmerzbehandlung bei Kindern sollte nur nach einer genauen Diagnose erfolgen. Doch auf der anderen Seite sollte die Diagnose bei entsprechenden Beschwerden nicht ohne Konsequenzen bleiben. Auch junge Patienten gehören im Bedarfsfall behandelt.

So stellt Mirja Hämäläinen von der Universitätsklinik Helsinki in der Zusammenfassung ihres Vortrages für den Kongress in Sachen Migräne fest: "Eine korrekte Dosis ist die Voraussetzung für eine adäquate Behandlung. (...) Die nicht-medikamentöse Therapie umfasst regelmäßige Mahlzeiten und ausreichend Schlaf. Es kann auch von Nutzen sein, wenn man bekannte Auslöse-Faktoren für Anfälle vermeidet. Kinder sollten die Möglichkeit haben, einen Migräne-Anfall 'weg zu schlafen'. Das kann bei kurzen Attacken durchaus ausreichen."
... aber auch Medikamente
Bei lang anhaltenden und schweren Beschwerden in Folge von Migräne sollte allerdings möglichst früh mit einer medikamentösen Behandlung begonnen werden. Das verkürzt die Leiden der Kinder. Bevorzugt werden hier Substanzen wie 15 Milligramm Paracetamol pro Kilogramm Körpergewicht (nicht mehr als 100 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag) oder zehn Milligramm Ibuprofen pro Kilogramm Körpergewicht (nicht mehr als 40 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag).

Erst an dritter Stelle folgt bei Kindern die bei Erwachsenen jährlich millionenfach bewährte Acetylsalicylsäure (ASS). Das liegt daran, dass bei Kindern unter zwölf Jahren in Kombination mit Infekten die schwere Nebenwirkung des Reye Syndroms auftreten kann.
Vorsicht bei Acetylsalicylsäure
Die Wiener Tagungspräsidentin Cicek Wöber-Bingöl in der Österreichischen Ärztezeitung: "Acetylsalicylsäure sollte Kindern unter zwölf Jahren nicht verabreicht werden, vor allem, wenn eine gleichzeitige Infektion nicht ausgeschlossen werden kann."
Triptane sind im Kindesalter nicht zugelassen
Doch speziell die "Migräne-Kinder" leiden auch daran, dass - so wie in der Pädiatrie insgesamt - nur wenige für Erwachsene entwickelte Arzneimittel auch für ihre Fälle ausreichend klinisch erprobt und auch für sie zugelassen worden sind. Das gilt hier für die modernen spezifisch wirkenden Migräne-Mittel ("Triptane"). Sie werden bei schweren Anfällen bei Erwachsenen verwendet und haben in den vergangenen 15 Jahren zu einer deutlichen Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten geführt.

Die Wiener Expertin: "Triptane sind im Kindesalter nicht zugelassen. Bei ansonsten therapierefraktären (nicht anders behandelbaren, Anm.) Migräne-Attacken ist die Wirksamkeit des Sumatriptan Nasensprays bei Jugendlichen gut belegt und bei Kindern in einer kleinen Studie beschrieben."
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Befragung von Fachleuten
Weil aber häufige Kopfschmerzen von Kindern und Jugendlichen immer auch eine Angelegenheit der gesamten Familie sind, gibt es am kommenden Sonntag (25. April) im Rahmen des Kongresses im Wiener AKH (Hörsaal A, Kliniken am Südgarten) zwischen 9.30 und 11.30 Uhr einen eigenen Programmpunkt: Betroffene Kinder und ihre Eltern können Fachleute um Rat fragen.
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->   Universitätsklinik für
Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendalters, AKH Wien
->   Mehr zum Thema Kopfschmerz in science.ORF.at
 
 
 
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