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Dokumentarfilm über Philosophen Slavoj Zizek  
  Der Philosoph und Kulturtheoretiker Slavoj Zizek wurde von der Regisseurin Astra Talyor von New York über Buenos Aires bis in seine Heimatstadt Ljubljana begleitet - der entstandene Film ist nun in Wien zu sehen.  
Die Erstaufführung des Dokumentarfilms "ZIZEK!" erfolgte schon vergangenes Jahr beim Toronto Film Festival.
Alles andere als ein Clown
71 Minuten lang philosophiert, gestikuliert, schwitzt und scherzt sich der bärtige Slowene durch den Film. Doch Zizek nur als philosophischen Clown abzutun, wäre wohl zu kurz gefasst.

Zizek verwehrt sich dagegen und stellt im Film fest: "Mich populär zu machen, ist vielleicht eine Taktik, um mich nicht ernst nehmen zu müssen."
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Der Film "ZIZEK!" ist von 21.2. bis 28.2. um 19 Uhr im Großen Saal des Top Kino (1060 Wien, Rahlgasse 1) zu sehen.
->   "ZIZEK!" - The Movie
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Universum und Liebe
Schon die Anfangssequenz des Films, in der Zizek pessimistisch und lakonisch über das Universum und die Liebe diskutiert, lässt erahnen, dass sich hinter seinem polternden Auftreten eine nachdenkliche Traurigkeit und Kritik an der modernen Gesellschaft verbirgt.

So sei das Universum das Ergebnis einer Störung der kosmischen Balance und Liebe einfach nur ein Akt der Gewalt.
Mix aus Psychoanalyse und Philosophie
In seinem Buch "Der zweite Tod der Oper" formulierte es Zizek vor drei Jahren folgendermaßen: "Die Menschen sind von dem seltsamen Trieb besessen, Leben im Übermaß zu genießen, leidenschaftlich einem Überschuss verhaftet, der auffällt und den üblichen Lauf der Dinge aus der Bahn wirft."

Hier liegt auch Zizeks Besonderheit - im Mix aus Psychoanalyse und Philosophie. Der nicht praktizierende Psychoanalytiker orientiert sich vor allem am 1981 verstorbenen, französischen Kollegen Jacques Lacan, der die Schriften Sigmund Freuds radikal neu interpretierte.

In seinen dutzenden Büchern beschäftigt sich Zizek, von der Hochkultur bis zur Popkultur, mit so weit gestreuten Themen wie etwa Marxismus, Psychoanalyse, Operngeschichte oder Filmtheorie.
Kritik und Selbstkritik
Der Philosoph kennt keine Hemmung, seine Meinung immer offen und ungeschönt zu äußern. In einer Szene des Films stellt sich heraus, dass die gesamte Filmcrew vegetarisch isst. Zizek meint darauf nur trocken: "Das ist doch Regression! Ihr werdet euch alle in Affen verwandeln."

Mit seiner stets unterhaltsamen wie unbarmherzigen Kritik macht Zizek jedoch auch vor sich selbst nicht halt. In vielen Sequenzen des Film, die zwischen reiner Interviewform, Dokumentation öffentlicher und privater Auftritte und Einblendung von Textausschnitten seiner Werke wechseln, analysiert sich Zizek selbstironisch: "Sehen sie sich dieses Bild an", er deutet auf eine Zeitung, "Würden sie so einem Mann ihre kleine Tochter anvertrauen? Also ich nicht!"

Julia Schilly/APA , 20.2.06
->   Top Kino
->   science.ORF.at-Archiv zu Slavoj Zizek
 
 
 
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