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EU: Einheitssprache oder Mehrsprachigkeit?  
  Im Hinblick auf die EU-Erweiterung wird immer wieder die Einführung einer Einheitssprache diskutiert. Die Kosten der derzeitigen Mehrsprachigkeit seien einfach zu hoch. Die Realität spricht freilich gegen eine Vereinheitlichung.  
Jahr der Sprachen
EU und Europarat haben das Jahr 2001 zum "Europäischen Jahr der Sprachen" ernannt. Laut einer Studie beherrscht jeder zweite EU-Bürger nur seine Muttersprache. Englisch, die vermeintlich weltweite Zweitsprache, sprechen nur 41 Prozent der Europäer. Da stellt sich die Frage, ob eine EU-weite Einheitssprache überhaupt machbar ist.
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Die Tagung
"Die Kosten der Mehrsprachigkeit. Globalisierung und sprachliche Vielfalt." unter diesem Motto diskutieren internationale Wissenschafter und Bildungspolitiker in Wien über die europäische Sprachpolitik.

Tagung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zum "Europäischen Jahr der Sprachen".
7. bis 9. Juni
Veranstaltungsort:
Theatersaal der ÖAW, Sonnenfelsgasse 19, 1010 Wien

Eröffnung:
7. 6., 9.15 Uhr
Zum Auftakt sprich Michael Clyne (University of Melbourne, Australien) zum Thema: "Towards inter-cultural communication in Europa without linguistic homogenization"
Beginn: 10. 45 Uhr
->   Programm
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Einheitssprache vs. Sprachenvielfalt
In Wissenschaft und Technik sei Englisch als Einheitssprache üblich, aber in gesellschaftlichen Bereichen sei das hoch problematisch, sagt die Sprachwissenschafterin Ruth Wodak ¿ etwa in der Rechtssprechung, der Literatur oder Kultur.

52 Prozent der Österreicher beherrschen laut Eurobarometer-Studie eine Fremdsprache. Mehrsprachigkeit bedeutet aber mehr: drei Sprachen sollte laut EU-Kommission jeder EU-Bürger sprechen - seine Muttersprache, eine gebräuchliche Fremdsprache wie Englisch oder Französisch und die Sprache eines Nachbarstaates.

Auch demokratiepolitische Überlegungen sprechen für die Mehrsprachigkeit, sagt der Sprachwissenschafter Rudolf de Cillia. Befürworter der Mehrsprachigkeit meinten nämlich, dass die Gleichberechtigung (wenn alle gleichen Zugang zu den europäischen Institutionen und auch zum passiven Wahlrecht haben), nur über die jeweilige Muttersprache möglich sei.
Übersetzungs-Wirrwarr
In der EU gibt es derzeit 11 Amtssprachen, eine Einheitssprache würde viele Kosten an Übersetzungen, Dolmetschern oder Kopien ersparen. De Cillia zitiert einen deutschen Publizisten, der sich den Aufwand der Übersetzungen ausgerechnet hat: Derzeit gebe es bei 11 Amtssprachen 110 mögliche Dolmetschkombinationen, bei fünf weiteren Sprachen (z.B. durch die Erweiterung der Union) stiege die Zahl der möglichen Übersetzungspaare auf 300 an.
Billiger durch Einheitssprache?
Eben die Kosten werden immer wieder gegen die Sprachenvielfalt auf EU-Ebene ins Treffen gebracht. Der australische Sprachexperte Michael Clyne widerspricht diesem Argument: Nicht die Mehrsprachigkeit, sondern die Einsprachigkeit könne sich Europa nicht leisten. Keine der europäischen Sprachen könne allein die europäischen Kulturwerte ausdrücken.

Erst kürzlich hat sich die EU-Kommissarin für Bildung und Kultur, Viviane Reding, gegen eine Einheitssprache in Europa ausgesprochen. Auch bei einer Erweiterung der Union müsse jeder Staat das Recht auf seine eigene Sprache haben.
Das 'Jahr der Sprachen' im ORF
Die nächste ausführliche Ö1-Sendung zum Thema wird am Dienstag, 12. Juni in den "Dimensionen" um 19.00 Uhr ausgestrahlt: "Die Kosten der Mehrsprachigkeit. Globalisierung und sprachliche Vielfalt. Eine Sendung zur Tagung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften vom 7. Bis 9. Juni in Wien."

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   Institut für Sprachwissenschaft der Universität
Mehr dazu in science.orf.at:
->   EU-Kommissarin gegen europäische Einheitssprache
->   Vom Sinn und Unsinn der Fremdwörter
->   WWW soll Sardiniens Sprache retten
->   Großbritannien ratifiziert Regionalsprachen-Charta
->   Gebärdensprache: "Orchideensprache oder Menschenrecht?
->   Alarmierende EU-Studie
->   Südafrika: Zulu und Xhosa bald als Schulfach?
->   Der ORF und das Jahr der Sprachen
 
 
 
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