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Ausstellung: NS-Verbrechen gegen "Minderwertige"  
  Im Wiener Otto-Wagner-Spital ist am Mittwoch die erneuerte Dauerausstellung "Der Krieg gegen die 'Minderwertigen' - zur Geschichte der NS-Medizin in Wien" eröffnet worden.  
Es geht um die Ermordung von 7.500 Menschen in dem Spital, das als Heil- und Pflegeanstalt "Am Steinhof" das Wiener Zentrum der NS-Tötungsmedizin war.

Auf dem Gelände befand sich auch die Abteilung "Am Spiegelgrund", in der 800 Kinder und Jugendliche getötet wurden.
Aus Provisorium wird Dauerausstellung
Mit Schautafeln, Fotos und Exponaten - etwa zwei jener Glasgefäße, in denen die Gehirne der Kinder jahrzehntelang zu Forschungszwecken aufbewahrt wurden - wird im Pavillon V dokumentiert, wie die Medizin im Nationalsozialismus die "Ausmerzung" von als "minderwertig" qualifizierten Menschen übernahm.

Bereits seit 2002 gab es eine Ausstellung dazu. Diese war anlässlich der Bestattung von 600 Opfern der "Kindereuthanasie" geschaffen worden, allerdings nur als Provisorium.
Der Skandal um Heinrich Groß
Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) sprach bei der Eröffnung von der menschenverachtenden Rolle der Medizin in der NS-Zeit.

Es sei die "größte Wunde", dass mit Heinrich Groß jener Arzt nach dem Krieg Karriere machte und vor seiner Verurteilung verstarb, der Chef am Spieglegrund war.

Sie begrüßte speziell den Überlebenden dieser "Tötungsmaschine", Friedrich Zawrel. Er trage dazu bei, dass diese Verbrechen nicht in Vergessenheit gerieten.
Vergessene Opfer bis in die 1990er Jahre
Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) sprach von der Schwierigkeit des Umgangs mit dem "absolut Bösen". Bei der Ausstellung gehe es nicht um Rache oder Wiedergutmachung, sondern darum, "spät, sehr spät daran zu erinnern".

Hannah Lessing vom Nationalfonds der Republik für Opfer des Nationalsozialismus betonte, dass die "Spiegelgrund-Kinder" nicht nur verdrängte, sondern wirklich bis in die 1990er Jahre vergessene Opfer gewesen seien.
Tausende Tote
Die Ausstellung spiegle den neuesten Stand der Forschung wieder, so Brigitte Bailer vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Dokumentiert wird dabei auch die Rolle der Wissenschaft, speziell auch der Anthropologie.

Es geht um die Tötung von 3.200 Patienten im Rahmen der "Aktion T4" in Hartheim und die als "Euthanasie" bezeichnete Vernachlässigung und Mangelernährung, der im Spital 3.500 Menschen zum Opfer fielen.

Die Erneuerung der Ausstellung kostete rund 50.000 Euro. Derzeit ist sie nur unter der Woche geöffnet, eine Erweiterung auf das Wochenende sei aber denkbar, hieß es.

[science.ORF.at/APA, 2.7.08]
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Die Ausstellung im Pavillon V des Otto-Wagner-Spitals ist von Mittwoch bis Freitag von 10.00 bis 17.00 Uhr gratis zu besichtigen, an anderen Tagen nach Vereinbarung. Führungen können unter Telefon 01/2289469-319 bzw. office@doew.at vereinbart werden. Die Webseite der Ausstellung soll noch überarbeitet werden:
->   Gedenkstätte Steinhof
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