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Tagung: "Europa und das Andere"  
  Die Verschleierung vor Gericht und der Bau von Moscheen sind nur zwei Beispiele für Konflikte um Geschlecht und Religion. Eine Tagung in Wien bietet nun Perspektiven jenseits stereotyper Betrachtungen an.  
Die Veranstaltung unter dem Titel "Europa und das Andere" findet am 26. März in der Aula am Universitätscampus Wien statt. Veranstalter ist das Institut für Konfliktforschung (IKF) gemeinsam mit dem Demokratiezentrum Wien (DZ) und dem Institut für Politikwis-senschaft (IPW) der Universität Wien.
Konfliktfelder Geschlechterordnung und Religion
"In den letzten Jahren beobachten wir eine verstärkte Kulturalisierung der Debatten um Migration und Integration. Religion, insbesondere in Verbindung mit Geschlechterthemen, spielt dabei eine besondere Rolle als symbolische Verdichtung von Andersheit. Konflikte wie jene um Religionsunterricht und Kopftuch werden uns daher weiter beschäftigen", so die Veranstalterinnen vom Institut für Konfliktforschung, Karin Bischof und Karin Stögner.

Vier Projekte an Wiener Forschungseinrichtungen haben die bisher wenig beachtete Rolle der Geschlechterordnung als Terrain aktueller Konflikte um Religion und Migration untersucht. Auf der Tagung werden unter anderem das muslimische Kopftuch, traditionsbedingte Gewalt sowie die österreichischen Debatten um einen EU-Beitritt der Türkei behandelt.
Der "orientalistische Blick"
"An den Debatten zum muslimischen Kopftuch wird deutlich, dass identitäre Prozesse über Frauen und Frauenkörper und damit auch zu Lasten von Frauen ausgehandelt werden", erklären Leila Hadj-Abdou und Nora Gresch vom EU-Projekt VEIL (Values Equality & Differences in Liberal Democracies).

Das Kopftuch verstärkt stereotype Konstruktionen kultureller und religiöser Andersheit, wobei in den Medien geschlechtsspezifische Themen wie die Teilnahme am koedukativen Sportunterricht oder Zwangsverheiratung besonders präsent sind.

Nicht selten ist damit ein abwertend "orientalistischer Blick" auf die Anderen verbunden, der auch der Absicherung der eigenen (europäischen/ westlichen) Überlegenheit dient. Dabei erscheinen in gängigen Vorurteilen Frauen als passiv und traditionell, Männer als unzivilisiert und bedrohlich.
"Türkenbilder" in den Medien
In solchen Prozessen der Abgrenzung vom "Anderen" spielen auch Visualisierungsstrategien eine entscheidende Rolle. Unter Leitung von Manfried Welan und Gertraud Diendorfer widmet sich ein Projekt des Wiener Demokratiezentrums den "Türkenbildern" in aktuellen österreichischen Mediendebatten.

Kopftuchtragende Frauen, protestierende Männer und religiöse Symbole (Moscheen, Minarette) sind zentrale Elemente der Bildsprache. "Der Gegensatz von "Europa und dem Anderen" wird nicht nur durch Bilder illustriert, sondern durch sie auch konstruiert", so Projektmitarbeiterin Elisabeth Röhrlich.
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Sendung in den "Dimensionen"
Über die Tagung wird es auch einen Beitrag in der Sendereihe "Dimensionen - Die Welt der Wissenschaft" auf Radio Ö1 geben. Sendetermin: 23. April 2009 um 19.05 Uhr.
->   Ö1 Programm
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Inklusion statt Abgrenzung
Gegen die Vorstellung von migrantischer Kultur als etwas Mitgebrachtes und Fixes propagiert die Veranstaltung das Konzept eines vielstimmigen, umkämpften und veränderbaren kulturellen Feldes. Birgit Sauer vom VEIL-Projekt: "Migrantische Milieus sind keineswegs homogen, und sie können nicht ohne die Erfahrung von Rassismus, fehlenden Arbeitsmöglichkeiten und rechtlichen Diskriminierungen verstanden werden".

Über eine Politik der Toleranz hinaus sei daher eine umfassende gesellschaftliche Inklusion nötig, die Migranten und Migrantinnen nicht als "Ausländer" draußen hält, sondern als "Bürger" einbezieht: "Minderheiten brauchen Stimme und Raum in den deliberativen Prozessen der Mehrheitsgesellschaft. Und dies wiederum setzt die Verbesserung ihrer sozialen, ökonomischen und politischen Situation voraus."
Podiumsdikussion: "Einwanderungsstadt Wien"
Das Ziel der Veranstaltung ist es, ein besseres Verständnis der Hintergründe von kulturellem Unbehagen (auf beiden Seiten), von Ab- und Ausgrenzung und von Vorurteilen in Einwanderungsgesellschaften zu bekommen. - Welche positiven Leitbilder für eine Politik der Integration und gegen kulturelle Ab- und Ausgrenzung sind in Sicht?

Zum Abschluss der Tagung wird in einer Podiumsdiskussion auf die Situation in Wien eingegangen. Unter der Moderation von Hikmet Kayahan diskutieren die Religionslehrerin Gülmihri Aytac, Standard-Redakteurin Irene Brickner, Politologe Manfried Welan und die Leiterin der MA 17 für Integrations- und Diversitätsangelegenheiten, Ursula Struppe.

[12.3.09]
->   Programm der Tagung
 
 
 
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