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Die Großstadt und das "Primitive"  
  Wer bestimmt, was "primitiv" ist und was nicht? Wozu braucht eine Großstadt das "Primitive"? Wo ist das "Primitive" in den Städten zu finden? Diesen Fragen geht die Tagung "Die Großstadt und das Primitive - Text, Politik, Repräsentation" am IFK -Internationales Forschungszentrum Kulkturwissenschaften nach.  
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Tagung am IFK
Die Großstadt und das Primitive
18. - 20. Oktober
IFK - Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften
->   Programm und Abstracts der Tagung
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Was heißt hier: "primitiv"?
Zwei Konkretisierungen des so genannten "Primitiven" im urbanen Kontext stehen im Mittelpunkt der Tagung:
- die Konstruktion des eigenen "Volkes" und eines "volkstümlichen" kulturellen Erbes und
-die Konstruktion des kolonialen oder exotischen "Primitiven".
Gesellschaftliche Schichten
Großstädtische Topographien sind immer schon untrennbar sowohl geographisch-soziologische Realität als auch Ergebnis imaginativer Zuschreibungen.

Dabei sind die Abgrenzung und die Verteilung der gesellschaftlichen "Schichten" - das soziale Oben und Unten - im urbanen Raum sowie deren Benennung immer ein Produkt kultureller Praktiken und diskursiver Strategien.
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Das "Primitive" als Kristallisationspunkt
Die "imaginären" Kartographien, die so entstehen, und insbesondere die in ihnen lokalisierten Räume des "low-other" dienen sowohl der Etablierung einer urbanen Ordnungsvorstellung als auch der Selbstcharakterisierung (self-fashioning) der politischen und kulturellen Eliten sowie der Subordinierten.
Das Konzept des "Primitiven" ist dabei ein wesentlicher Kristallisationspunkt.Wie werden solche "imaginären" Kartographien erstellt? Wie werden einzelne Räume des Stadtganzen mit alternativen Raum-, Zeit- und Bedeutungsordnungen aufgeladen?
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Mediale Repräsentation
Das Konzept bzw. Figur des "Primitiven" ist einer der fundamentalen Kristallisationspunkte, aus dem heraus die topographische Ordnung stets aufs neue generiert wird.

Die mediale "Verschriftung" (M. de Certeau) erzeugt dabei überhaupt erst das "Primitive" der Moderne mitsamt seinen zeitlichen und räumlichen Bestimmungen im urbanen Raum.
Objekt der Dämonisierung
Zum einen versucht die Verschriftung das Primitive in der medialen Transformation hegemonial verfügbar zu machen; zum anderen jedoch wird der unübersetzbare Rest des Primitiven als das ambivalent inszenierte Exotische zum "zum Objekt der Dämonisierung, Obsession, Erotisierung und Begierde"(Maderthaner/Musner). Aus diesem Grund ist das sozial Periphere - das Primitive - beständig das symbolisch Zentrale.
Zeichenmengen in der Stadt
Dem enormen Zuwachs der Zeichenmenge in der Großstadt steht eine Vielfalt von Vertextungs- bzw. Aufschreibestrategien und kulturellen Repräsentationsverfahren gegenüber, mit der nicht nur die Komplexität der erhobenen Daten reduziert, sondern - wichtiger noch - die sich wandelnde Stadt überhaupt erst synthetisiert, kontrollier- und verstehbar und nicht zuletzt bewohnbar gemacht wird.
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Mediale Reduktion von Komplexität
Zu den genannten Strategien gehören:
- der ganze kriminalistische Komplex des patho- bzw. physiognomischen Schlussverfahrens von der aktuell zugänglichen empirischen Basis auf die Vorgeschichte des beobachteten Sachverhalts;
- der ganze Komplex des Lokalfeuilletons;
- historische oder soziale Topographien als Stadtkarten; Sequentialisierungen topographischer Raster in detailgenauen Beschreibungen, Straße für Straße ("Häuserchroniken");
-Wohnungsenquête-Untersuchungen;
- die Auflösung der kartographischen Stadttopographie in (touristische) Itinerarien oder Reise- bzw. Abenteuernarrative;
- der ganze Komplex der statistischen Aufschreibesysteme der Demographie;
- die der zoologischen Disziplin entnommenen Verfahren der Sortierung und Klassifizierung in Bevölkerungsethnien.
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Diskursiver Prozess
Das Hauptaugenmerk wird bei der Tagung aber weniger auf dem Produkt einer spezifischen großstädtischen Topographie gelten, als vielmehr dem Prozess eben ihrer (diskursiven) Herstellung, und zwar stets im Horizont und im Bezug auf die Wechselwirkung mit politischen, wirtschaftlichen und sozialen Faktoren.
Forschungsnetzwerk BTW
Das Konzept der Tagung (federführend: Klaus Müller-Richter, Tübingen/St. Louis) entstammt dem Kontext eines bemerkenswerten kulturwissenschaftlichen Forschungsnetzwerks: der Forschungsgruppe BTW.

Die Forschungsgruppe BTW ist ein kultur- und literaturwissenschaftlich ausgerichtetes interdisziplinäres Kooperationsprojekt der University of California, Berkeley (USA), der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und des Internationalen Forschungszentrums Kulturwissenschaften (IFK) in Wien.
->   IFK Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften
->   BTW - Berkeley/Tübingen/Wien
 
 
 
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