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Alan Jacobs:
Why Genocide? An Explanation
 
  Maßnahmen zur Prävention von Völkermorden beinhalten unter anderem die Auseinandersetzung mit der Historie: Das Andenken an Vergangenes soll ähnliche Verbrechen in Zukunft verhindern. Alan Jacobs, Psychotherapeut und Genozidforscher (Chicago), verweist in diesem Zusammenhang auf die Problematik des Verstehens: Wie sollen wir der Geschehnisse gedenken und diese in Zukunft verhindern, wenn sie für uns unbegreiflich bleiben?  
Genozid begreifen?
Auch erweisen sich historische, wissenschaftliche oder soziologische Termini wenig als hilfreich, wenn Verbrechen und Gräueltaten der Vergangenheit erfasst werden sollen. Als Ausweg aus dem skizzierten Dilemma wird häufig die irrtümliche Schlussfolgerung gesucht, Genozid sei ein "Machwerk des Bösen". Jacobs wehrt sich gegen eine solche Vereinfachung und beleuchtet die Umstände, unter denen das Töten und Morden zur Normalität, zu einem fixen Bestandteil des Alltags werden können.

Aus den im NS-Regime begangenen Verbrechen lassen sich drei wichtige Aufschlüsse gewinnen: Verbrechen dieses Ausmaßes konnten nur begangen werden, weil das NS-Regime auf eine bestimmte Weltanschauung, auf ein in sich geschlossenes Erklärungsmodell und auf die aufrichtige Hingabe der Einzelnen zurückgreifen konnte.
Verstehen als Prävention
Doch welche Mechanismen entsprechende Einstellungen bewirkten, und noch weiter gefasst, welche Mechanismen Genozid in sozialer, psychologischer und politischer Hinsicht unterstützen, gilt es in Erfahrung zu bringen, wenn Vergangenheitsbewältigung auch präventiv wirksam werden soll:
Wunsch nach Überleben als Ursache?
Mit Bezug auf Elias Canetti identifiziert Jacobs das zentrale Motiv von Völkermorden im Zusammenwirken von demonstrativer Macht und dem Wunsch nach Überleben. Denn erst in der Konfrontation mit dem Getöteten, für immer Gefallenen, erreicht der Überlebende den Zenit seiner Macht. Unter bestimmten Machtkonstellationen weckt diese Erfahrung den unstillbaren Drang, immer wieder zu töten. So konnten die Massenvernichtungen in Nazideutschland - jenseits von geopolitischen Strategien oder taktischen Überlegungen - zum Selbstzweck des Tötens werden.

Die fatale Verknüpfung von Macht und Überleben lässt sich auch am Beispiel von Staaten, die sich an der Grenze zu totalitären Herrschaftsformen befinden, aufzeigen. Je mehr Macht die Bevölkerung ihren politischen Führern gewährt, desto eher sind diese bereit zu töten. Regierungen mit unbeschränkter Macht haben die absolute Kontrolle über ihren Einflussbereich und können sich daher jeder oppositionellen Strömung nach Belieben entledigen.
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Alan JACOBS
Transaktionsanalytiker und Psychotherapeut, Herausgeber der akademischen Mailing List H-Genocide an der Michigan State University. Herausgeber des Internet Journals IDEA, A Journal of Social Issues.
->   Mailing List H-Genocide
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Abstract
Many claim genocide is inexplicable in historical, scientific, or social scientific terms. One commonly stated explanation attributes genocide to the exercise of ultimate evil. Remembering for the future means understanding the past to improve the future. Without an attempt at understanding, we can only remember the past; hardly adequate if one hopes for ,and works toward, prevention. Thus this disturbing question arises: how can we remember what we cannot understand?

Fackenheim properly asks the "big question". He wonders what made the German people commit such crimes against humanity and answers: Weltanschauung or cosmic scope, internal coherence and sincere commitment What are the mechanisms of internal coherence, commitment, and Weltanschauung? What, practically, are the mechanisms of genocide; social, psychological and political?
Canetti implied that genocide is an expression of power; power inextricably linked to survival: "The living man never considers himself greater than when confronted with the dead man, who is felled forever: at this moment the living man feels as though he had grown¿. What grows in some power structures is the desire to kill more and more people. In some individuals the desire to kill all life, to be the last living thing. In Nazi Germany, killing was an end in itself beyond geopolitical strategic and tactical considerations.
Fromm observed at some point certain individuals need to extend their experience with the dead, beyond the ordinary. They love the dead in some way, seek greater involvement. These persons can be described in a definitive typology. Rummel concludes that the more power a nation gives to its leaders, the more those leaders kill. He estimates that some 160,000,000 million people have lost their lives as a result of democide. In Lifton's terms, governments with unlimited power have almost total control over the milieu, and they dispense with opponents' existence at will.

This paper will put forward the idea that these killing urges can be extend for the normal citizen, through groups, organizations, and nations.; that the need to survive can be transformed into the need to kill and then into the need to kill more, and still more.
->   Internet Journal IDEA
 
 
 
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