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Dennis Papazian: Modern Cenocide - The Curse of the Nation State and Ideological Political Parties  
  Das Jungtürkische Regime des Triumvirats Enver-Talaat-Cemal wies Elemente und Charakteristika auf, deren Interpretation eine zwangsläufige Verbindung zum Phänomen Völkermord nahe legen. Dennis Papazian, Professor für Geschichte und Direktor des Armenischen Forschungszentrums (University of Michigan-Dearborn) analysiert am Beispiel der Konstituierungsprozesse des türkischen Nationalstaates die fatalen Folgen einer Politik, deren erklärtes Ziel die Errichtung des homogenen Staates ist.  
Das Ende des Osmanischen Reiches
Zahlreiche Kriege, verlorene Territorien und unzählige Flüchtlinge, die nach Anatolien strömten besiegelten die Ära des Osmanischen Reiches. Das Triumvirat erklärte sich zum Retter der Nation und trat an Deutschlands Seite in den Ersten Weltkrieg ein. In der Hoffnung, den alten Feind Russland zu besiegen und die territoriale Verluste wettzumachen, sah man ein neues Reich emporkommen.

Die exekutive Gewalt wurde dem ¿Komitee für Einheit und Fortschritt¿ übertragen, das ergänzend zu den staatlichen Strukturen ins Leben gerufen wurde und die Macht der früher herrschenden Osmanischen Eliten einschränkte. Das Komitee leitete von da an die Geschicke des Landes lange vor der offiziellen Machtergreifung, vergleichbar mit der Kommunistischen Partei in der Sowjetunion und der Nationalsozialistischen Partei in Deutschland.
Entstehung eines homogenen Staates
All diesen Parteien ist gemeinsam, dass sie während des Krieges Sündenböcke in eigenen Reihen ausfindig machen konnten, die außerhalb der Tradition und der Werte des alten Systems standen. Die Beseitigung von deklarierten Staatsfeinden sollte den nun homogen gewordenen Staat für die Durchsetzung von innen- und außenpolitischen Ziele stärken.
Genozidprävention in multikulturellen Gesellschaften
Für die Genozidprävention lässt sich dem gemäß ableiten, dass der Schutz von Minoritäten und die Strafverfolgung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit gewährleistet werden muss. Denn solange keine internationalen Standards mit entsprechenden Werthaltungen weltweit verankert werden können oder nach wie vor die Sichtweise vorherrscht, der Mehrheit sei ein homogener Staat weit dienlicher als eine multikulturelle Gesellschaft, sind weitere Völkermorde zu befürchten.
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Dennis PAPAZIAN
Professor für Geschichte und Direktor des Armenian Research Centers an der University of Michigan-Dearborn, Vorstandsmitglied der Society for Armenian Studies und Herausgeber des Journals of the Society for Armenian Studies. Forschungsgegenstand: Ursachen und Präventionsstrategien von Genozid.
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Abstract
The theme is the following" The character of the Young Turk dictatorship of Talaat, Enver, and Jemal (Cemal) Pashas during the twilight of the Ottoman Empire reveals elements conducive to genocide. The state was in decline. The Empire was being drastically truncated by a series of wars. Muslim refugees were flooding Anatolia. The triumvirs saw themselves as the saviors of the nation, on this basis entered World War I on the side of Germany in the hope of recouping territorial losses and punishing an old enemy, Russia.
Power was exercised through the Committee of Union and Progress, a power parallel to, but not a part of the state structure. The Ottoman elites, who heretofore had ruled the state, saw their authority become a chimera as the parallel structure exercised the real power, just as the Communist Party unofficially ruled the Soviet Union for so many years and the Nazi Party ruled Germany.

All three of these political parties could find domestic scapegoats during war, unencumbered by tradition and the values of the old social system. Such unlimited power unhindered by traditional values was ripe for solving perceived domestic problems by final solutions, the eradication of perceived domestic enemies to cleanse the state and to make it homogeneous in order to strengthen the state and make it able to achieve domestic and foreign goals.
The avoidance of genocide in the future, accordingly, is to offer protection to minorities and to punish crimes against humanity, until such time as world markets and social internationalization develop a common standard of behavior for the nation state and weaken the current view that a given dominant population is best served by a homogeneous state rather than a multinational society of peoples. In other words, strengthen the ideas universally that nationality is determined not by language, blood, or religion, but rather by state boundaries and that all mankind shares a common humanity.
 
 
 
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