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Mark Levene: Prospects for Ending Genocide: What the Past can tell us about the Future.  
  So lange das Auftreten von Genoziden in der Moderne nicht vor dem Hintergrund der Komplexität aller historischen Prozesse verstanden wird, bleiben die Bemühungen um Genozidprävention ohne Wirkung, argumentiert der Historiker, Mark Levene (University of Southhampton). Ebenso wenig dürfen Vergehen gegen die Menschlichkeit als bloße Entgleisungen einzelner Gesellschaften oder Regimes betrachtet werden.  
Vielmehr sind sie ein Symptom, ein Nebenprodukt des allgemeinen Strebens nach Fortschritt, Machtaneignung und Unabhängigkeit. Genozid ist also eine Erscheinung, die in einem direkten Zusammenhang mit dem Emporkommen des westlichen Denkens und seinem geopolitischen Einfluss steht.
Genozid - ein Resultat der globalen Wirtschaftspolitik?
Paradoxerweise verkündet gerade dieser, der aufklärerischen Tradition verpflichtete Westen lautstark seine kategorische Ablehnung des Genozids. Dabei wird jedoch übersehen, dass ein wesentlicher Aspekt der Problematik aus der westlich dominierten, globalen Wirtschaftspolitik resultiert.

Denn es liegt für Levene in der Natur der Sache, dass im Zuge der Globalisierung Gesellschaften gezwungen werden, miteinander zu konkurrieren, die eigene Existenz zu sichern und nach eigenem Ermessen das notwendige Gleichgewicht wieder herzustellen. All diese Faktoren haben in ihrer Zuspitzung immer wieder zu neuen Genoziden beigetragen.
Neue Wege in der Genozidprävention notwendig
In der Genozidprävention müssen daher andere Wege als die bisherigen eingeschlagen werden. Weder der Weltmarkt noch die Propagierung eines Internationalismus mit entsprechenden Werthaltungen oder etwaige Versuche, das Barbarische im Menschen zu bekämpfen, stellen wirksame Maßnahmen gegen Massenverfolgung und Massenvernichtung dar. Vielmehr muss sich der Westen bewusst gegen jene Kräfte stellen, die er selbst entfesselt hat.
Mehr als rechtliche und militärische Maßnahmen notwendig
Rechtliche und militärische Richtlinien mögen einen kurzen Aufschub gewähren, aber so lange die spezifischen Probleme der Globalisierungsbestrebungen und ihrer Folgen für Menschen und ihre Umwelt nicht miteinbezogen werden, wird Genozid kaum von der Erdoberfläche verschwinden.

Im Gegenteil, es ist anzunehmen, das mörderische Konflikte und Massenverbrechen im 21. Jahrhundert ansteigen werden. Um dieses Schreckensszenario zu verhindern, fordert Levene, dass der Westen sich bewusst machen soll, zu welcher Welt er beigetragen hat und welche katastrophalen Auswirkungen damit verbunden sein können.
Mark LEVENE
Lektor für Zeitgeschichte an der University of Southampton, Großbritannien. Forschung und Publikationen: Der moderne Staat und die Minderheitenfrage, historische Massaker und ihre Folgen, Genozid im Zeitalter des Nationalstaates.
Abstract
I will argue that until we have understood the historical processes by which modern genocide arises, the liberal aspiration to defeat it is essentially hollow. This contribution thus will start out by proposing that genocide cannot be viewed simply as the aberration of particular or peculiar societies, parties or state-systems per se but is a symptom/ or by-product of more general aspirations to accelerated development, empowerment and independence whose first cause lies with 'the rise of the west.'
Paradoxically, of course it is this same liberal west, the authentic heirs of the enlightenment project which today most vociferously proclaims the aspiration to negate genocide. The problem is that it is the very nature of an evolving western-dominated global political economy and with it the demand upon other societies to compete, survive and make good on its terms which has also led to repeated explosions of genocide.
Getting off this track requires not so much as Dennis P. proposes "world markets and social internationalization to develop a common standard of behavior" nor as Rene L. suggests "laying out the roots of human perversity... to map out a path out of barbarism" but rather facing up to very forces of modernity which we - in the west - have largely unleashed.

Technical juridical and military fixes may offer some limited respite but until we have begun to tackle the nature of global power, who has it and who does not, and with it all the catastrophic social and environmental fall-out which emanates from this basic inequality the urge to genocide will not go away, nor the many other faces of acute conflict and mass killing which are likely to become more -not less -prevalent in the 21st century.
To prevent genocide at source, we have to begin by looking at the world 'we' have created and begin facing up its catastrophic consequences.
 
 
 
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