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Hinweise auf Veranstaltungen, Symposien, Vorträge
 
ORF ON Science :  Events :  Medizin und Gesundheit 
 
Medizinische Diagnostik im sozialen Kontext  
  In einer Konferenz am IFK erörtern VertreterInnen von Medizin und Kulturwissenschaften das Verständnis von Körperlichkeit in der modernen medizinischen Diagnostik.  
Was sagen die Röntgenbilder, die Magnetresonanzaufnahmen, die Computertomografien oder die Ultraschallbildsequenzen über den eigenen Leib aus? Welche Arten des Wissens sind hier Spiel?

Ob PatientInnen nun mit Röntgenaufnahmen ihres Leibesinnern konfrontiert werden, die schattenhaft über ihren Gesundheitszustand befinden, oder ob eine werdende Mutter in der Klinik ihr ungeborenes Kind am Ultraschall-Screen als dreidimensional bewegtes Bild vor sich hat - immer stellt sich die Frage: Wie erschaffen die technisch erzeugten Bilder unsere Körper?
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Veranstaltung im IFK
Körper.Grenzen.Diagnosen - Das Innere begreifen: Bilder unter der Haut
Workshop im IFK - Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften.
30. 11. - 1. 12.
->   Das genaue Programm
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Das Innere begreifen
Unterschiedliche Perspektiven von PatientInnen und MedizinerInnen
Die Frage der Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit stellt sich aus dem Blickwinkel der Behandelten anders als für die Behandelnden.

Dieser "schiefen Optik" versucht die IFK-Konferenz Rechnung zu tragen, um den Bildern "unter der Haut" ein neues Gewicht zu verleihen und um das Körperinnere und individuelle Grenzen (im wortwörtlichen Sinne) besser zu begreifen.
Bildgebende Verfahren
Vorläufige Diagnosen dieser transdisziplinären Intervention versuchen, zwischen den verschiedenen Bereichen zu vermitteln und Begriffe zu übersetzen, um Einblicke in die Black Box des Praxisfeldes der klinischen Diagnostik zu gewähren.

Seit das vermeintlich Innerste in der Medizin durch moderne bildgebende Verfahren nach außen gekehrt werden kann, haben sich die Bilder und die Vorstellungen vom Körper und seinem Innern verändert ¿ der individuelle Leib ist seit der Erfindung der Röntgenstrahlen (1895) durchschaubar geworden.
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"Begreifen" mit dem Auge
Der Medizintechniker Gerhard E. Breyer (Siemens Austria) erörtert aus der Perspektive des Technikers die Frage nach der Macht und der Faszination der Bilder vom Körper; Mittelpunkt und gleichzeitig die Grenze dieser Macht ist bei all diesen Sichtbarmachungen das menschliche Auge.

Die Historikerin Monika Dommann (Universität Zürich) stellt in ihrem Beitrag die sozialgeschichtliche Frage nach dem lokalen Herstellungskontext und den sozialen Gebrauchsweisen der frühesten Röntgen-Bilder, aber auch nach der körpergeschichtlichen Dimension der neuen Repräsentationstechnologie, d. h. nach der Beschreibung der komplexen Prozesse, die den abgebildeten Körper in ein epistemisches Objekt verwandeln.Schließlich stellt sie auch die wahrnehmungsgeschichtlich relevante Frage, inwieweit die Diffusion und Zirkulation von Radiographien kulturell verankerte Codes bezüglich Abbildungspraktiken radikal in Frage stellte.
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Gene im Kopf - Fragen zur Verwissenschaftlichung eines Undings
Als eine, die mit Schrecken die Genetisierung des Menschen verfolgt, steht die renommierte Sozialhistorikerin Barbara Duden (Universität Hannover) vor einem eigenartigen Widerspruch: In dem Maße, wie innerwissenschaftlich der Gen-Begriff zu einer verworfenen wissenschaftlichen Hypothese wird, hat er sich fest in der Wahrnehmung der LaiInnen verankert: je umstrittener in der Wissenschaft, umso mächtiger der Glaube an die Sache in der Laienwelt.

Diese Einkörperung eines Konstrukts beruht offenbar darauf, daß die "Gene" zu einer innerkörperlichen "Sache" werden. Auf welchen Wegen geschieht dies? In ihrem Beitrag spricht sie die Paradoxien an, die in Rede sind, wenn eine Rede "Gene" auf "sich" bezieht.
Zwischen Entscheidungshilfe und Informationsüberfluss
Der Berliner Nuklearmediziner Klaus Kölling stellt - im Kontext der neuesten technischen Entwicklungen in der Computertomographie, in der digitalen Subtraktionsangiographie, der Sonographie, Endoskopie, Magnetresonanztomographie und weiteren nuklearmedizinischen Techniken - die Kommunikation zwischen diagnostizierenden ÄrztInnen, behandelnden ÄrztInnen und PatientInnen in den Mittelpunkt seiner Überlegungen und weist auch auf den potentiellen Informationsüberfluss hin, der durch immer effizientere Rechner, Programme und Verfahren entsteht.
Das soziale Setting im Operationssaal
Die Soziologin und Firnberg-Preisträgerin Christina Lammer, die die IFK-Konferenz auch konzipiert hat, analysiert das soziale Setting im Operationssaal, blendet unterschiedliche Ebenen der Kommunikation ein und betrachtet die Körper der PatientInnen, die der Radiologen und die der radiologischen Assistentinnen - sie hat in diesem Bereich eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung beobachtet - in Beziehung zueinander.

In ihrem Vortrag wird die Bildschirmarbeit dem Körper der Behandelten und der konkreten Stelle des Eingriffs auf der Haut gegenübergestellt. Die Schnittstelle Haut - Bild wird auf diese Weise im gesellschaftlichen Kontext der Klinik eingeblendet und vor Augen geführt.
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Das String-Konzept: Eine Initiative zur Integration der medizinischen Bildgebung in das Allgemeinwissen
An der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Laien bewegt sich Peter Pokieser, Radiologe an der Wiener Universitätsklinik für Radiodiagnostik. Das String-Konzept ist eine Initiative, bei der im Rahmen der aktuellen medizinischen Studienreform versucht wird, die medizinischen Inhalte für vielfältigen Nutzen auf das Bildungsniveau von SchülerInnen der 8. Schulstufe auszulegen.

Als "String" wird die direkte Verbindung von wissenschaftlichen ExpertInnen mit der allgemeinen Bildungsebene verstanden.
Als Medium ist die im Aufbau befindliche Lernplattform der medizinischen Fakultäten vorgesehen. Pokiesers Präsentation wird anhand eines Modell-Strings die ersten Umsetzungen dieses Konzepts innerhalb der medizinischen Bildgebung darstellen.
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Haut-Schrift-Rede-Körper
Der Wiener Schriftsteller und Essayist Ferdinand Schmatz wird am Samstag, 1. Dezember, im Rahmen der Konferenz aus eigenen poetischen Texten lesen, nach den Referatsthemen der BeiträgerInnen ausgerichtet und zusammengestellt - "Mit den Augen begreifen", "Bilder unter der Haut", "Gene im Kopf", "Durchleuchtete Körper".

Welche Rolle spielt der Körper im dichterischen Hervorbringen? Ist die Schrift die Haut der Rede? Gibt es, noch, wieder, eine Einheit von Körper und Sprache im künstlerischen Prozeß? Welche Kräfte der Transformation sind am Werk und wie treten sie - als Form - hervor?
->   IFK - Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften
 
 
 
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