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Das Wörterbuch hilft nicht weiter  
  Soll der Übersetzer nur Diener und Mittelsmann sein? Oder soll er frei schaffen, in seiner Sprache und in seinem Stil? Im Rahmen der Reihe "University meets Public" beschäftigt sich Erna Trubel mit den Sprachrätseln der Übersetzungskunst.  
Szenen aus dem Uni-Alltag
Was um Himmels Willen ist bloß ein ¿Sound Bite" ruft die Englisch Studentin im 2. Semester ! Weißt du vielleicht was dieses Octoplex sein soll, fragt ihr Spanisch-Kollege im 3. Semester?

Die zwei unglücklichen Sprachstudenten blättern vergeblich in ihren Wörterbüchern weiter und werden nicht klug aus ihnen. Der Text den sie übersetzen sollen hat noch mehr von diesen Überraschungen auf Lager. Sie studieren zwar unterschiedliche Sprachen aber haben ein Problem. Sie verstehen den deutschen Originaltext nicht und müssen sich zuerst in die Materie einlesen. Denn nur was man wirklich versteht kann man richtig übersetzen.
Die Tricks der Profis
Langgediente Übersetzter wissen wie sie die Sprachrätsel brandaktueller Modewörter lösen können. Parallelliteratur suchen, Diktionäre befragen, moderne Lexika heranziehen, selbst Wortschatzlisten erstellen, seinen Bekannten, Freundeskreis kontaktieren zum Telefon greifen oder sich ans Internet hängen.

Man kann es nicht oft genug betonen aber: Unsere Muttersprache bleibt Ausgangssprache und wichtigstes Instrument bei der Beschäftigung mit Fremdsprachen.
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Was soll übersetzt werden?
Fachtexte aller Art, Offerte, Marketing und Vertriebskonzepte und allgemeine Korrespondenz, Bedienungsanleitungen, Medien und Wissenschaftsartikel, juristische Fachtexte, das Spektrum umfaßt alle Wissenszweige und Gebiete.

Und: Was versteht man unter Übersetzen?

Im wörtlichen Sinne das Hinübersetzen von einer Sprache in die andere. Die schriftliche Form leistet ein Übersetzer, die mündliche Form z. B. bei Interviews, Konferenzen ein Dolmetscher.
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Grundprobleme
Jede Sprache hat ihre eigene innere Form und ihre besondere Struktur. Der Geltungsbereich der Wörter verschiedener Sprachen deckt sich nicht.
Ähnliches zeigt sich im Bereich der Fügungen des Satzbaues und der Inhalte fester, formelhafter Sätze des kulturellen Hintergrunds der Sprachen und der verschiedenen Sichtweisen.
Weitere Probleme sind: Wortspiele, das Problem der Entsprechung, Witze.

Worauf muß man bei einer Übersetzung außerdem achten?
Auf geographische Eigenheiten, Idiolekte, Soziolekte, Dialekte, auf familiären umgangssprachlichen, unanständigen Slang usw.
Wie ein Wort verwendet werden kann?
Das Spektrum ist groß: Pejorativ,euphemistisch, scherzhaft, ironisch, literarisch, historisch, poetisch, veraltet.

Die wichtigste Frage beim Übersetzen lautet aber:
Soll der Übersetzer nur Diener, nur Mittelsmann sein und den Stil des Originals in seine Muttersprache hinüberretten, also etwa in der Sprache des 17 Jhdt. schreiben, oder in der Form eines ausgeprägten Soziolekts (soziale Gruppe) um der Vorlage gerecht zu werden?

Oder soll er frei schaffen, in seiner Sprache und in seinem Stil, nicht nur hinübersetzten, sondern nachschaffen und nachdichten?
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Der Beruf des Übersetzers und Dolmetschers gehört in die Reihe
jener Berufe, die in der Öffentlichkeit nur wenig bekannt sind.
Wer weiß schon den Unterschied zwischen einem Fremdsprachen- korrespondenten, einem Diplomübersetzer und einem Konferenzdolmetscher anzugeben ?
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Existenzängste - unbegründet?
Der Arbeitsmarkt ist wenig ergiebig und läßt durchschnittlichen Kräften wenig Berufschancen. Am besten eignen sich Kombinationen mit wirtschaftlichen Berufen .

Die Angst vor maschineller Übersetzung ist für menschliche Üersetzer unbergündet. Trotz beträchtlichen Geld-, Zeit, und Personalaufwands hat maschinelle Übersetzung bisher nur bescheidene Ergebnisse vorzuweisen.

Das Wesen der Übersetzungsvorganges ist hier gründlich mißverstanden worden. Übersetzen kann man nur was man verstanden hat. Dies erfordert Intelligenz. Sämtliche Texte brauchen einen menschlichen Vor-und Nachredakteur.
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Dipl. Dolm. Mag. Erna Trubel (Universität Wien, Institut für Übersetzen und Dolmetschen) hält heute, am 19. 2., im Rahmen der Reihe "University meets Public" um 18.30 Uhr einen Vortrag in der Volkshochschule Floridsdorf: "Das Wörterbuch hilft nicht weiter. Szenen aus dem Alltag eines Übersetzers".
->   Homepage und Programm von "University meets Public"
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