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Geschichte der Erbeben interaktiv erfahren  
  Die Geschichte der Erdbeben und ihrer wissenschaftlichen Erforschung kann man auf einer umfassenden Website des Wissenschaftshistorikers Erhard Oeser nachvollziehen.  
Bild: Erhard Öser
Robert Mallet
Dass sich der Blick zurück lohnt, zeigt Oeser am Beispiel der Tsunami-Flutwelle: Sie war schon vor 150 Jahren bekannt.

Robert Mallet (1810-1881) hat sie genau beschrieben und zum ersten Mal in einer in ihren Grundzügen bis heute gültigen Theorie der Wellenbewegung der Erdbeben dargestellt, schreibt Erhard Oeser, Vorstand des Instituts für Wissenschaftstheorie an der Universität Wien, in dem von ihm herausgegebenen Buch über historische Erdbebentheorien. Die folgenden Absätze sind Auszüge aus dem Buch.
Elastische Wellen von Seewellen unterschieden
Robert Mallet unterschied zwei Arten von Wellen: elastische Wellen, die bei Erdbeben auftreten, und große Seewellen, die ziemlich spät nach einem großen Erdbebenstoß unter dem Meer die Küsten erreicht und große Verheerungen anrichten kann.
Fortpflanzung der Wellen genau beschrieben
Liegt das Zentrum der Störung unter dem Meeresboden, wie bei den großen Erdbeben von Lissabon oder Conception, dann ergibt sich nach Mallets Theorie folgende Reihenfolge von Wellenbewegungen:

1. Die elastische Kompressionswelle, die als Folge des ersten Stoßes mit ungeheurer Geschwindigkeit von ca. 7.000 - 10.000 Fuß pro Sekunde von dem senkrecht über dem Stoßzentrum befindlichen Punkt aus in allen Richtungen nach außen hin fortschreitet und an der Oberfläche des Meeresbodens eine echte Undulation erzeugt.

2. Die "forcierte See-Welle", die in demselben Augenblick entsteht, in dem die Undulation des Meeresgrundes auf seichtes Wasser trifft und gerade über sich selbst eine Wasseraufstauung bewirkt, die wiederum sowohl das rätselhafte Zurückweichen des Wassers an der Meeresküste als auch die Veränderung an den Ufern der Binnenseen hervorruft.
Schallwellen in weiterer Folge möglich
Wenn beim ersten Stoß im Ursprungsort eine Schallwelle durch das Zerreißen oder Abstürzen von Felsen oder Erdschichten oder das Explodieren eines Feuerherdes erzeugt wird, dann entsteht:

3. Die Schallwelle durch die Erde,

4. die Schallwelle durch das Wasser, die wegen ihrer geringeren Geschwindigkeit später ankommt als jene durch die Erde, aber früher als

5. die Schallwelle durch die Luft.

Wo jedoch keine Spaltenbildungen oder Explosionen stattfinden, können die Schallwellen gänzlich fehlen.
Tsunami bewegt sich kreisförmig fort
Die große Seewelle (Tsunami) hingegen ist eine Flüssigkeitswelle (liquid wave) und gehorcht den Gesetzen der Wasserwellen, die sich vom Ursprungsort an in Kreisen fortbewegen, wie die Wellen in einem Teich, in den man einen Stein wirft.

Die Höhe und das Volumen dieser Welle hängt von der Heftigkeit des Stoßes und von der Tiefe des Wassers oberhalb des Ursprungsortes ab. Ihre Fortpflanzung, Gestalt und Dimension wird bestimmt durch die jeweilige Tiefe und die Beschaffenheit des Meeresbeckens, in dem sie sich bewegt.
Höhe der Welle hängt von Meerestiefe ab
 
Bild: Erhard Öser

Sie kann dementsprechend in ganzer Höhe und Volumen an die Küste gelangen und weit ins Land einbrechen, oder sich, wenn die Meerestiefe geringer als ihre Höhe ist, überstürzen und als lebhafte Brandung an die Küste kommen, falls sie sich nicht schon zuvor durch mehrfachen Wechsel der Wassertiefe in kleinere Wellen zerlegt hat.

Bild oben: Die große Seewelle (Mallet 1846)
Tipp: Zeit nehmen für die Website
Wer sich noch genauer über das Phänomen des Erdbebens und die Geschichte seiner wissenschaftlichen Bearbeitung informieren möchte, sollte sich für die "Historical Earthquake Theories"-Website gezielt Zeit nehmen. Der vielfältige und umfassende Inhalt lädt zum Verweilen ein.

[science.ORF.at, 25.1.05]
->   Historical Earthquake Theories (Uni Wien)
->   Mehr zum Thema Erdbeben im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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