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ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Männer und Frauen sind doch anders!  
  Forscher in der Medizin sollten mehr Zeit und Energie darauf verwenden, sich mit den Unterschieden zwischen Männern und Frauen vertraut zu machen. Denn Krankheitsverläufe wie auch die Wirkweise von Medikamenten sind bei Männern und Frauen durchaus anders.  
So der Bericht eines Expertenteams des amerikanischen Institute of Medicine.
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Das regierungsunabhängige Institute of Medicine ist eine Abteilung der National Academy of Sciences. Es berät unter anderem die US-Regierung in Gesundheitsangelegenheiten. Auf Anforderung der Regierung wie auch einiger Firmen und privaten Gruppen gab es nach 16-monatiger Untersuchung besagten Bericht heraus.
->   Institute of Medicine
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Unterschiede beim Entwurf der Studien berücksichtigen
Die Geschlechtsunterschiede müssen schon beim Entwurf medizinischer Studien berücksichtigt werden, bei ihrer Durchführung wie auch bei der Analyse der Ergebnisse. Dies gelte für alle Studien im Bereich Gesundheit oder Biomedizin, so das 16-köpfige Expertengremium in dem Bericht.

Denn im Verlauf der letzten zehn Jahre sei durch die neuen Erkenntnisse im Bereich der menschlichen Biologie zunehmend deutlich geworden, dass viele normale physiologische Funktionen - und häufig auch pathologische Funktionen - entweder direkt oder indirekt durch den biologischen Geschlechtsunterschied beeinflusst werden, so der Bericht.
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"Das Geschlecht spielt doch eine Rolle", meint Mary Lou Pardue vom Massachusetts Institute of Technology (MIT), Leiterin der Expertengruppe, im Vorwort des Berichts. "Es spielt in Bereichen eine Rolle, in denen wir es nicht erwartet haben. Und wahrscheinlich wird es auch noch in ganz anderen Bereichen von Bedeutung sein, die wir bisher noch gar nicht angedacht haben."
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Frauen in Studien unterrepräsentiert
Grundlegende genetische und physiologische Unterschiede in Kombination mit Umweltfaktoren, so der Bericht, hätten zu kognitiven Unterschieden aber auch zu unterschiedlichen Verhaltensweisen bei Mädchen und Jungen wie auch bei Männern und Frauen geführt. Deshalb sollten die physiologischen Unterschiede im Gehirn, das geschlechtlich codierte Verhalten, die Geschlechteridentitäten wie auch geschlechtlich bestimmte Unterschiede der kognitiven Fähigkeiten in allen Lebensabschnitten untersucht werden, empfehlen die Experten.

Denn bislang sind Frauen in entscheidenden medizinischen Studien weit weniger repräsentiert als Männer.

Zukünftige Studien sollten deshalb so angelegt sein, dass eine Analyse der Daten nach Geschlechtern vorgenommen werden kann.
Unterschiedlich Reaktion auf Medikamente
Männer und Frauen weisen unterschiedliche Krankheitsmuster auf, haben eine unterschiedliche Lebenserwartung und reagieren unterschiedlich auf Medikamente. Der Metabolismus von Männern und Frauen ist anders wie auch ihr Energieumsatz, so die Experten.

Um neue Ansätze für die Vorbeugung, Diagnose und Behandlung von Krankheiten zu entwickeln, sei es wichtig, diese Geschlechtsunterschiede zu verstehen.

"Anatomisch ist es naheliegend, dass nur Männer Prostatakrebs entwickeln und nur Frauen Eierstockkrebs. Doch ist weniger offensichtlich, warum etwa Frauen nach einem linksseitigen Schlaganfall eher ihre Sprachfähigkeit wieder entwickeln, oder warum die Gefahr einer lebensbedrohlichen ventrikulären Arythmie bei der Behandlung mit Arzneimitteln, die die Kaliumkanäle blockieren, bei Frauen weit höher ist", so der Bericht.
->   Zusammenfassung des Berichts
Die Unterschiede in der klinischen Praxis umsetzen
Frauengruppen kritisieren schon lang den männlich-voreingenommenen Ansatz in der medizinischen (aber auch anderen) Forschung.

Die Herausforderung sei nun, sicherzustellen, dass Mechanismen eingesetzt werden, die ein besseres Verständnis der grundlegenden Unterschiede aufarbeiten und dass diese Unterschiede in die klinische Praxis übersetzt werden, meint Phyllis Greenberger, Präsidentin der Society for Women's Health Research in Washington. "Von solchen Maßnahmen werden sowohl die Frauen als auch die Männer profitieren."

(red)
->   Society for Women's Health Research
 
 
 
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01.01.2010