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Die Zukunft der Ernährung  
  An der Verunsicherung der Verbraucher angesichts von BSE, MKS, Etikettenschwindel und anderen Lebensmittelskandalen tragen die Medien eine Mitschuld, sagte ORF-Generalintendant Gerhard Weis zur Eröffnung der heutigen Enquete "Lebens-Mittel" im ORF-Zentrum.  
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ORF-Enquete
Auf der seit 9 Uhr im ORF-Zentrum tagenden Enquete gehen Vertreter aus Landwirtschaft, Handel, Lebensmittelindustrie und Wissenschaft vielen offenen Fragen nach: etwa dem "Wert" der Nahrungsmittel, ihrer Qualität, Vielfalt und Herkunft; den Strategien zur Lebensmittelsicherheit in Österreich; der Rolle des Lebensmittelhandels wie auch der Zukunft des Genießens in einer Zeit von Fast Food.

Veranstaltet wird die Enquete in Kooperation mit dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und dem Ökosozialen Forum Österreich.

Science.orf.at berichtet fortlaufend über die Ergebnisse der Enquete.
->   Programm
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Schnelle Schuldzuweisung zu einfach
Doch dürfe man es sich mit dieser schnellen Schuldzuweisung nicht zu einfach machen.

Kritischer Journalismus habe nun einmal problembeladene Themen, die von einer objektiven und allgemeinen Erregung begleitet werden. Suchen Journalisten in unsicheren Fragen die Auskunft von Experten, um Sicherheit in bestimmten Themen zu gewinnen, so könnten seriöse Experten stets nur unter Vorbehalten Auskünfte erteilen, denn sie wissen um die Umwägbarkeiten - den sprichwörtlichen Dachziegel, der einem jederzeit auf den Kopf fallen kann -, die allen Menschenwerken innewohnen (wozu auch die Lebensmittel gehören). Das wiederum könne nur zu einer weiteren Verunsicherung der Gesellschaft führen.
Güterabwägung, Verhältnismäßigkeit, Augenmaß
Das Rezept, das Weis dagegen anführt: Eine Mischung aus Güterabwägung, Verhältnismäßigkeit und Augenmaß. Die Erkenntnisbereitschaft müsse relativiert werden. Die Lücke, die sich auftut, könne nur durch ein Urvertrauen geschlossen werden.

Auch für den Journalismus gelte es, die Krise der Lebensmittelindustrie als Chance zu nutzen: Denn neue Perspektiven sollten auch medial vermittelt werden, ein nachhaltiger und breiter Dialog zum Thema entstehen.

 


Ex-Landwirtschaftsminister Josef Riegler und ORF-Generalintendant Gerhard Weis vor der Eröffnung der Enquete.
Verantwortung aller Beteiligten
Die Kluft zwischen Fakten und Emotionen in der gegenwärtigen Krise weise auf die Verantwortung aller Beteiligten, meinte Josef Riegler, Präsident des mitveranstaltenden Ökosozialen Forums Österreich. Dazu zählen neben den Produzenten, die Nahrungsmittelindustrie, die Tierärzte, die politisch Verantwortlichen wie auch die Medien.

Angesichts der gegenwärtigen Turbulenzen sei der Grundgedanke der ökosozialen Agrarpolitik bestätigt worden. Das heißt: eine überschaubare Größe in den Tierbeständen, bodengebundene Tierhaltung, behutsame Produktionsmethoden, Vorrang für Sicherheit, Qualität, Umwelt- und Tierschutz sowie eine möglichst enge Beziehung zwischen Bauern und Konsumenten wie auch eine präzise Deklaration und Rückverfolgbarkeit der Produkte.

Die Landwirtschaft befinde sich zwischen Preisdruck und Konkurrenz eingepfercht. Doch Sicherheit und hohe Qualität der Lebensmittel stehe und falle mit dem Lebensmittelhandel. Denn dieser stelle die Kontaktstelle zum Verbraucher dar. Eine konstruktive Mitwirkung des Handels sei entscheidend, um eine hohe Qualität zu garantieren.
Molterer: Vertrauenskrise tiefergehend
Obwohl Österreich in der Agrarpolitik einen Weg jenseits der Konzepte der industrialisierten Agrarproduktion gegangen sei, sei die Vertrauenskrise der Konsumenten tiefergehend, als es dem Anlass entspräche, meinte Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer (ÖVP) zur Eröffnung der Enquete. Das Grundvertrauen sei erschüttert.

Da die Handlungsweisen der Konsumenten bestimmend seien, sei eine der Anforderungen für die Zukunft, auf deren Wünsche und Bedürfnisse einzugehen: Konsumenten wollten mehr über Lebensmittel wissen, die Lebensmittel müssten hohen Sicherheitsanforderungen genügen, die Qualitätsanforderungen der Verbraucher seien höher geworden - kurz: in der Produktion werde mehr Transparenz gefordert - und schließlich bestehe ein Anspruch auf Preiswürdigkeit.
Einheitlich hohe Standards auf europäischer Ebene
Für die Landwirtschaft bzw. die Agrarpolitik bedeute das, dass im Interesse des Wettbewerbs und der Konsumenten einheitliche und hohe Standards auf europäischer Ebene gegeben sein müssen.

Die Produktionsstrategie sei abhängig von der Entwicklung der Märkte. Drei Qualitätsebenen gebe es, auf denen produziert wird: die Grundebene der konventionellen Produkte, eine freiwillig höhere Qualität, die sich in Gütesiegeln ausdrückt und drittens die Entwicklung des biologischen Landbaus. Welches Level welchen Anteil an der Produktion schließlich haben wird, bestimmen die Konsumenten mit ihrem Kaufverhalten.

Eine "vertikale Integration" aller Beteiligten von den Produzenten über die Verarbeiter bis zu den Verteilern - "vom Feld bis zur Ladentheke" müsse die Grundlage für einheitliche Qualitätsstandards und eine durchgängige Qualitätskontrolle darstellen.

(red)

 


Josef Riegler, Gerhard Weis, Wilhelm Molterer
Mehr zur ORF-Enquete "Lebens-Mittel":
->   Lebens-Mittel in der Diskussion
 
 
 
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01.01.2010