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Terrestisches digitales Fernsehen  
  Europa hat beschlossen, in Zukunft Fernsehen digital über die bisherigen Sendemasten auszustrahlen. In den nächsten zehn Jahren soll der Umstieg geschafft sein.  
Die Medienwelt wird digital. Nicht nur das Internet, die Computerwelt und die CDs auch das Satellitenfernsehen und das Kabel transportieren ihre Programme schon digital. Auch der ORF - Radio wie Fernsehen - stellen die Herstellung ihrer Sendungen auf digitale Trägermedien um.
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Die Technik
Der technische Standard für die Übertragung von digitalen Fernsehsendungen (Digital Video Broadcast) bedeutet, dass Fernsehbild und Ton aus digitalen Datenströmen, also aus Zahlenreihen von 1 und 0 bestehen. Damit der Zuschauer diese Zahlen wieder als Bild sieht, müssen die Signale mit einer ''Set Top Box'' wieder in analoge Bilder umgesetzt werden.
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Neuer digitaler Sendestandard
In Europa ist ein neuer digitale Sendestandard - DVB-T (Digital Video Broadcast Terrestrial) entwickelt worden und hat sich mittlerweile - mit Ausnahme von Nordamerika und Japan - weltweit durchgesetzt.

DVB-T benötigt weder Kabel noch Satellitenschüssel. Überall im Sendegebiet kann es in glasklarer Bild- und Ton-Qualität empfangen werden. Zur Ausstrahlung kann man die vorhandenen Sendestationen benutzen. Die Sendestärke ist auf 10% der bisherigen analogen Sender reduziert und die Ausstrahlungskosten machen nur noch die Hälfte der bisherigen Kosten aus.
Programmvielfalt und Flexibiltät
Und vor allem bieten sie eine größere Programmvielfalt. Auf den drei Frequenzbändern, die in Österreich zur Verfügung stehen, könnten 12 Sender ihre Programme in bester Qualität anbieten. Das System ist sehr flexibel, statt vier Programme pro analogem Sender, könnte man ein HDTV Programm (beste Sendequalität) und ein normales Fernsehprogramm ausstrahlen.

Mit geringem finanziellem Aufwand lassen sich auch regionale Fernsehsender aufbauen. Das Ausstrahlungsgebiet lässt sich genau planen, man braucht also nicht das Programm verschlüsseln wie jetzt bei ORF Digital via Satellit, damit nicht ganz Europa zusehen kann. Wenn es nämlich unverschlüsselt gesendet würde, müsste der ORF für Spielfilme mindestens das Zehnfache an Lizenzgebühren zahlen.
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Aber auch beim digitalen terrestrischen Fernsehen benötigt man heute noch - wie beim digitalen Satellitenfernsehen - eine spezielle Set Top Box. In England sind aber schon digitale Fernsehapparate auf dem Markt (Kaufpreis ca.20.000 ATS), die alle digitalen Signale verarbeiten können.
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Europa digital

England ist der Vorreiter des digitalen terrestrischen Fernsehens. Seit Dezember 1998 können britische Haushalte über ihre bisherigen Antennen digital fernsehen, heute ist das neue Fernsehen schon von 75 Prozent der Bevölkerung empfangbar. Der Motor dieses Erfolgs ist ONdigital, die Gesellschaft, die das digitale Fernsehen vermarktet.

Perfektes Marketing und die, Unterstützung der Regierung machen den Erfolg aus. ONdigital hat schon mehr als eine Million Kunden gewonnen. Das Konzept: Der Umstieg muss so einfach wie möglich sein, deshalb hat man auch das neue DVB-T System technisch gar nicht völlig ausgereizt, sondern sich mit einer Sendestärke begnügt, die den Empfang von 30 Programmen mit den herkömmlichen Hausantennen ermöglicht.
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Internet mit dem Fernsehapparat
Auch Zusatzdienste werden in Großbritannien immer beliebter. Schon 100.000 Kunden e-mailen und surfen mit ihrem Fernsehgerät, oder nehmen interaktiv an Sendungen teil. Da die Signale digital sind, lässt sich praktisch die ganze digitale Datenwelt mit dem Heimfernsehapparat benutzen.
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Andere europäische Länder
Auch in Spanien, Schweden und Finnland gibt es schon digitales terrestrisches Fernsehen im Regelbetrieb, in Frankreich, Irland und Deutschland wird seit Jahren getestet. In Deutschland sind sechs Regionen für Versuche ausgewählt worden. Das größte Testgebiet liegt in Norddeutschland.
Deutschland

Im Unterschied zu Großbritannien nutzt man in Deutschland alle Möglichkeiten, die im DVB-T System stecken. Digitales terrestrisches Fernsehen macht den Empfang nicht nur in Gebäuden, sondern auch im Auto nur mit kleinen Stabantennen möglich. Die Tests haben zwar gezeigt, Fernsehen während der Fahrt ist technisch unproblematisch, aber vor allem bei höheren Geschwindigkeiten ist der Aufwand ziemlich groß. Doch das System lässt sich adaptieren. Das zeigt das mobile Fernsehen in Singapurs öffentlichen Verkehrsmitteln, das seit Februar 2001 in Betrieb istt.
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Sehr gut funktioniert der mobile Empfang mit portablen WalkTvs in Gebäuden und bei Spazierganggeschwindigkeit. Man kann den Fernseher, der auf gut tragbare DIN A 4 Größe geschrumpft ist, überall im Haus mitnehmen, ins Bad ,in den Keller und auf die Terrasse, oder bei einem wichtigen Fußballspiel in den Park. Auf der heurigen Cebit wurde der problemlose mobile Empfang mit den ersten Serien Portables demonstriert. Farben und Ton sind ausgezeichnet.
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Umstellung in Deutschland
Alle deutschen Feldtests haben gezeigt. Die Umstellung auf digitales Fernsehen ist technisch ohne Probleme durchführbar. Jetzt ist die Politik gefragt. Da in Deutschland die Rundfunkhoheit Ländersache ist, ist die Diskussion zwar etwas mühsam, aber 2010 ist als Umstelltermin vorgesehen. Dann werden die analogen Sender abgeschaltet und die Fernseh - und Radiowelt ist digital geworden, vielleicht auch in Österreich.

Eberhard Büssem, Modern Times
 
 
 
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01.01.2010