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Selbsterkenntnis bei Delfinen  
  Die Fähigkeit zur Selbsterkenntnis hat man bisher nur Menschen und Menschenaffen zugetraut. Jetzt bewiesen Delfine, dass auch sie fähig sind, sich im Spiegel selbst zu erkennen.  
Diese Behauptung stellen US-Biologinnen in der neuesten Ausgabe der "Proceedings of the National Academy of Sciences" auf, wie der "New Scientist" berichtet. "Die Fähigkeit, sich selbst zu erkennen, ist eine seltene Gabe, die wir bis jetzt nur bei Menschen und Menschenaffen beobachten konnten", sagt Projektleiterin Lori Marino von der Emory University in Atlanta.

Bisher glaubten Wissenschaftler, dass enge genetische Verbindungen die so genannte "Spiegelbild-Selbsterkennung" bei Menschen und Menschenaffen erklären. "Jetzt wissen wir, dass sich auch Delfine im Spiegelbild selbst erkennen können. Und wir müssen uns mit der Tatsache anfreunden, dass diese Tiere mit einem völlig andersartigen Gehirn zu dieser komplexen kognitiven Leistung fähig sind", erklärt Marino.
Studie an zwei Jungdelfinen
Marino und ihre Kollegin Diana Reiss an der Columbia University in New York untersuchten das Verhalten zweier Jungdelfine. Sie positionierten einen Spiegel in einem Kanal, der einen kleinen, runden Pool mit einem größeren, ovalen Pool verband. Die Delfine wurden mit verschiedenen Zeichen bemalt und in den größeren Pool gerufen. Die Markierungen wurden so an den Delfinen angebracht, dass sie sie nicht selbst sehen konnten - an Kopf, Bauch und Flossen.
Spontan auftretendes Verhalten
Die Delfine schwammen auf dem kürzesten Weg zu dem Spiegel und verbrachten dort spontan eine gewisse Zeit, um sich selbst zu betrachten. Was die beiden Biologinnen aber noch mehr erstaunte, war, dass die beiden Meeressäuger vor dem Spiegel "posierten", um die einzelnen Markierungen an Kopf, Bauch und Flossen detailliert erkennen zu können.
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Delfine ...
... sind eine artenreiche Familie der Zahnwale, d. h. kleine bis mittelgroße Meeressäuger mit schnabelartig verlängertem Schädel. Beide Kiefer tragen 120 bis 260 kegelförmige Zähne; Delfine sind Fischfresser. Sie orientieren sich mit Hilfe von Echolotung. Ihr hoch entwickeltes Gehirn macht sie zu bevorzugten Forschungsobjekten der Säugetierkunde (Zahnwale). Delfine und Schweinswale leisten kranken Artgenossen Hilfe durch Unterschwimmen und in gleicher Weise auch in Not geratenen Menschen. Zu den Delfinen gehören u. a. die Schwertwale (oder "Mörderwale"), der Grindwal, der Große Tümmler und der Delfin im engeren Sinne.
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Aktive Suche nach Zeichen am eigenen Körper
Wurde zur Markierung der Delfine eine farblose Tinte verwendet, so suchten die Delfine spontan in ihrem Spiegelbild nach den Markierungen. Konnten sie diese dann auf Grund der Farblosigkeit nicht erkennen, schwammen sie weiter.

"Hinter all diesem Verhalten stand keinerlei Training, es war spontanes Verhalten", begeistert sich Marino. "Manche glauben, dass ein Tier auch zu anderen abstrakten geistigen Fähigkeiten in der Lage ist, wenn es sich in seinem eigenen Spiegelbild wieder erkennen kann. Darüber müssen wir uns aber erst Gewissheit verschaffen", so die Biologin.

(new scientist/red)
->   New Scientist
->   Biologie der Emory University
->   Lori Marino
->   Proceedings of the National Academy of Sciences
->   Biologie der Columbia University
 
 
 
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01.01.2010