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Genmanipulierte Tomaten gegen Herzkrankheit  
  Ein britisches Forscherteam hat Tomaten so genmanipuliert, dass sie einen hohen Anteil an Antioxidantien enthalten. Dadurch könnten sie vor Krebs und Herzkrankheiten schützen.  

Die Haut der Tomate enthält einen geringen Anteil so genannter Flavonoide. Flavonoide haben eine antioxidative Wirkung, d.h. sie können möglicherweise vor bestimmten Krankheiten wie Herz-Kreislauferkrankungen und Krebs schützen.

Britische und holländische Wissenschaftler haben nun transgene Tomaten entwickelt, die einen besonders hohen Gehalt einer bestimmten Flavonoid-Untergruppe produzieren, den so genannten Flavonolen, berichtet der "New Scientist".
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Flavonoide und Flavonole
Flavonoide sind gelb gefärbte Pflanzenstoffe, die eine entzündungshemmende und verdauungsfördernde Funktion haben. Sie sind unter anderem für die Elastizität und Wanddichte (kapillarabdichtend) der Blutgefäße verantwortlich. Die bekanntesten Flavonoid-Drogen sind Gingko zur Durchblutungssteigerung, Weißdorn bei Herz- und Kreislaufschwäche und Lindenblüten zur Abwehrsteigerung. Flavonole besitzen eine hohe antioxidative Wirksamkeit. Eine zunehmende Fülle epidemiologischer Daten lässt auf einen Zusammenhang schließen zwischen einer hohen Zufuhr von Flavonoiden und einem abnehmenden Herzkreislauferkrankungs-Risiko.
->   Mehr zur antioxidativen Aktivität von Gemüse
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Gesundheitliche Wirkung auch als Suppe
Shelagh Muir und ihre Kolleginnen vom Unilever Research in Sharnbrook (GB) inserierten ein Gen, welches die Produktion eines bestimmten Enzyms ankurbelt, das die Flavonol-Synthese in Tomaten kontrolliert.

Die manipulierten Früchte sehen aus wie unmodifizierte Tomaten und schmecken auch so. Allerdings ist die Flavonol-Konzentration der Haut 78 Mal so hoch wie bei natürlichen Tomaten. Darüber hinaus überstanden 65 Prozent der Flavonole unbeschadet die Verarbeitung.

Das bedeutet, dass die daraus resultierenden positiven Effekte für die Gesundheit auch in Suppen, Tomatensaucen etc. enthalten sein würden, die aus den verarbeiteten Tomaten hergestellt werden.
Gesundheitlicher Nutzen nicht bewiesen
Allerdings meint Tom Sanders vom Kings College of London, Mitglied des unabhängigen Beratungskomitees der britischen Regierung zu neuen Lebensmitteln und Lebensmittelverarbeitung, dass der gesundheitliche Nutzen der antioxidativen Wirkung von Flavonolen niemals endgültig bewiesen worden sei.
Petunien-Gen kurbelt Flavonol-Produktion an
Die Tomaten enthielten zu keinem Wachstumsstadium eine besonders hohe Konzentration des besagten Enzyms, fand das Team um Muir heraus. Um die Produktion des Enzyms anzukurbeln, inserierten sie ein Gen in die DNA der Tomate, welches dasselbe Enzym bei Petunien kodiert. Petunien besitzen einen natürlich hohen Flavonolgehalt.

Die Zunahme an Flavonolen lässt sich weitgehend auf die höhere Produktion eines bestimmten Flavonols zurückführen, des Rutins. Rutin kommt insbesondere in der Haut der Tomate vor.

Die Flavonolkonzentrationen der genmanipulierten Tomaten ist mit denen von Zwiebeln vergleichbar. Neben schwarzem Tee enthalten Zwiebeln natürlicherweise einen hohen Anteil dieser Stoffe.
Antioxidative Wirkung beschränkt auf Verdauungstrakt
Sanders ist der Meinung, die antioxidative Wirkung des Flavonols sei bestenfalls lokal und auf den Verdauungstrakt und die Leber beschränkt. "Die Flavonole werden im Darm eingeschlossen, so dass sie nicht besonders gut resorbiert werden", erklärt er. "Die Plasmakonzentrationen, die wir in unseren Studien gemessen haben, waren niedrig."

(red)

Der Originalartikel erschien unter dem Titel "Overexpression of petunia chalcone isomerase in tomato results in fruit containing increased levels of flavonols" in Nature Biotechnology, Shelagh R. Muir et.al, Vol. 19, S. 470 (gebührenpflichtig).
->   Nature Biotechnology
 
 
 
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01.01.2010