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Wasser aus der Flasche: Teuer und unökologisch  
  Trotz anderslautender Gerüchte: Leitungswasser besitzt in den meisten Ländern der Welt die gleiche Qualität wie in Flaschen abgefülltes. Zudem ist es billiger und belastet auch die Umwelt weit weniger.  
1.000 mal teurer, genauso gesund
Die Schlüsse einer vom World Wide Fund for Nature (WWF) vorgestellten Studie sind eindeutig: Obwohl Wasser aus Flaschen durchschnittlich 500 bis 1.000mal so teuer ist wie Leitungswasser, ist es meist nicht gesünder.

Catherin Ferrier von der Universität Genf beschreibt in ihrem Bericht "Bottled Water: Understanding a Social Phenomenon" die Gründe dafür - und gibt einen Überblick über die weltweite Wasser-Industrie.
->   Die komplette Wasser-Studie (als pdf-Datei)
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Die Wasser-Industrie boomt weltweit
Weltweit, so Ferrier in ihrer Studie, werden jährlich 89 Milliarden Liter Wasser in Flaschen abgefüllt. Das entspricht einem Marktwert von 22 Milliarden US-Dollar (339 Mrd. ATS). Das Marktvolumen wächst derzeit durchschnittlich um sieben Prozent. Die Bewohner Westeuropas liegen mit einem Jahreskonsum von 89 Liter pro Person weltweit an der Spitze. 75 Prozent der weltweiten Wasserindustrie liegt in den Händen lokaler Produzenten - "noch", wie Ferrier betont. Mit über 1,4 Milliarden Liter Wasser ist der französische Konzern Evian der größte Produzent kohlensäurefreien Flaschen-Wassers.
->   The Bottled Water Web
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Hauptunterschied: Mineral- und Salzzusatz
In 50 Prozent aller Fälle besteht der einzige Unterschied darin, dass bei Wasser aus Flaschen Mineralien und Salze zugesetzt werden. Was nicht automatisch bedeutet, dass es dadurch gesünder wird.

Darüber hinaus entspricht Flaschen-Wasser oftmals exakt der Qualität von Leitungswasser - verbraucht bei seiner Herstellung aber bei weitem mehr Ressourcen.
Öko-Folgen bei Produktion, Transport und Müllverwertung
Die Studie schätzt, dass jährlich etwa eineinhalb Millionen Tonnen Plastik für Wasserflaschen verwendet werden - mit negativen ökologischen Folgen sowohl beim Produktionsprozess als auch bei der Abfalllagerung bzw. Müllverwertung.

Dazu wird etwa ein Viertel der weltweit hergestellten Wasser-Flaschen außerhalb ihres Ursprungslandes konsumiert - die Schadstoffe, die beim dafür nötigen Transport (Kohlendioxide von LKWs etc.) freigesetzt werden, tragen mit zum Treibhauseffekt bei.

"Wasser aus Flaschen ist auf lange Sicht keine Lösung, um einen sicheren Zugang zu gesundem Wasser zu gewährleisten", meinte Richard Holland, der Leiter der "Living Waters"-Kampagne des WWF.
Suche nach nachhaltigen Lösungen
Zwar betont der WWF, dass Wasser aus Flaschen in jenen Regionen sicherer ist, wo - wie in zahlreichen Entwicklungsländern - Leitungswasser kontaminiert ist. Aufkochen und Filtern von lokalen Wasservorräten wären aber auch hier eine billigere und nachhaltigere Alternative.

Als langfristige Lösung schlägt der WWF die Renovierung und Maximierung lokaler Wasser-Pumpsysteme vor. Was aber oft den Interessen der boomenden Wasserindustrie widerspräche.
Gesetzlich behütetes Leitungswasser
Dabei wären die prinzipiellen Voraussetzung für die Vermarktung von Leitungswasser gar nicht schlecht: Tatsächlich gäbe es in Europa und den USA mehr Gesetze und Vorschriften, die die Qualität von Leitungswasser betreffen, als jene von abgefülltem Wasser.

Nichtsdestotrotz, so das WWF, könnten die Industrieländer mehr dazu beitragen, ihr lokales Leitungswasser zu vermarkten. Beispielsweise indem sie den Geschmack des Wassers verbessern, was von Konsumenten oft als Grund angegeben wird, warum sie sich lieber an Flaschen halten.

(reuters/bbc/red)
->   World Wide Fund
->   World Commission on Water for the 21st Century
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01.01.2010